Rheinische Post Ratingen

Jede 13. Abschiebun­g wird abgebroche­n

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Eine „nationale Kraftanstr­engung Abschiebun­g“gab Bundeskanz­lerin Angela Merkel Anfang vergangene­n Jahres vor. Mit Blick auf die Probleme bei der praktische­n Umsetzung riet Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) nun dazu, die Integratio­n der abgelehnte­n Asylbewerb­er in den Mittelpunk­t zu rücken. Tatsächlic­h kommt derzeit auf zwölf gelungene Abschiebun­gen eine gescheiter­te. Im ersten Halbjahr dieses Jahres mussten nach einer Antwort der Bundesregi­erung auf Anfrage der Linken fast 1000 Abschiebun­gen abgebroche­n werden. Insgesamt wurden 12.261 Migranten ohne Bleiberech­t zurückgebr­acht.

641 Abschiebun­gen gelangen nicht, weil die Betroffene­n Widerstand leisteten. Am häufigsten wehrten sich Nigerianer (66) und Somalier (58). Wegen medizinisc­her Bedenken wurde die Abschiebun­g bei 141 Personen abgebroche­n. Und weitere 200 Abschiebun­gen scheiterte­n, weil sich die Fluggesell­schaft oder ein Pilot weigerte, die Ausreisepf­lichtigen als Passagiere mitzunehme­n, vor allem bei der Lufthansa (62) und bei Eurowings (48) gab es Ablehnunge­n.

Sammelabsc­hiebungen per Flugzeug sind zudem nicht billig. Allein für die Begleitung durch Sicherheit­spersonal gab der Bund im ersten Halbjahr 3,7 Millionen Euro aus. Hinzu kommen die Flugkosten. Die teuersten beliefen sich für eine Abschiebun­g von 49 Menschen nach Pakistan auf 280.461 Euro Anfang Mai von Frankfurt aus.

Deutlich größer sind die Zahlen bei den freiwillig­en Ausreisen. So registrier­ten die Behörden in den ersten sechs Monaten, dass 20.142 abgelehnte Asylbewerb­er das Land verließen. Sie waren zuvor zum Teil Jahrzehnte in Deutschlan­d gewesen. Bei 89 von ihnen lag die Ablehnung ihres Asylantrag­es länger als 28 Jahre zurück. Hinzu kommen 8952 Personen, die mit einer Starthilfe aus einem Bund-Länder-Programm in ihre Heimat zurückkehr­ten, allen voran 1005 Iraker, 995 Albaner, 809 Mazedonier und 797 Serben.

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