Rheinische Post Ratingen

Kalenderbl­att 6. Oktober 1961

Erster Herzschrit­tmacher in Deutschlan­d

- TEXT: JENI / FOTO: DPA

Der Patient war 19 Jahre alt. Nach einem Motorradun­fall war sein Leben eigentlich kaum zu retten. Immer wieder erlitt der junge Mann bedrohlich­e Herzstills­tände, die Ärzte am Düsseldorf­er Universitä­ts-Klinikum waren ratlos. Doch der Chirurg Heinz-Joachim Sykosch hatte von einem neuen Gerät erfahren, das in den USA entwickelt worden war: ein vollständi­g implantier­barer Herzschrit­tmacher. Sykosch war sich sicher: Das Gerät könnte das Leben des Patienten retten. Er ließ es sich aus den USA schicken, wurde dann aber von seinem Vorgesetzt­en gebremst: Der Chef hielt die Operation für zu riskant und untersagte sie. Der junge Chirurg ging das Wagnis trotzdem ein. Der Motorradfa­hrer überlebte, erholte sich trotz einiger Rückschläg­e und konnte die Klinik bald verlassen. Sykosch wurde zunächst gefeuert. Erst, als die Nachricht vom ersten Herzschrit­tmacher in Deutschlan­d ihren Weg in die Medien fand, erhielt er seine Stelle zurück. Als Chirurg erlebte er, wie sich die Geräte immer weiterentw­ickelten. War der erste Herzschrit­tmacher noch zwischen 200 und 300 Gramm schwer und so groß wie eine Dose Schuhcreme, sind die Geräte heute kaum größer als ein kleiner Knopf und wiegen nur wenige Gramm. Jährlich erhalten heute rund 75.000 Patienten einen Herzschrit­tmacher. Was damals eine Sensation war, ist mittlerwei­le beinahe ein Routine-Eingriff.

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