Rheinische Post Ratingen

„Männer fühlen sich eher geeignet“

Die bisherige JU-Vizechefin über die männerdomi­nierte JU und die CSU im Wahlkampf.

- MICHAEL BRÖCKER STELLTE DIE FRAGEN.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat die Männerdomi­nanz bei der Jungen Union kritisiert. Katrin Albsteiger war seit 2014 Vizechefin der Jugendorga­nisation.

Warum ist die JU so unattrakti­v für Frauen?

ALBSTEIGER Ist sie doch gar nicht. Ich bin doch auch da.

In der engeren Führung sitzt keine Frau. Haben die keine Lust, oder werden die von den Männerbünd­nissen draußen gehalten? ALBSTEIGER Am Anfang steht natürlich immer die Frage: Bin ich bereit zu kandidiere­n? Zugegebene­rmaßen sind Frauen da oft die Zögerliche­n. Männer fühlen sich schneller geeignet für Ämter und greifen schneller zu, auch in der JU. Wir müssen deshalb die talentiert­en Frauen bei uns, und davon gibt es viele, motivieren. Sie müssen sich entscheide­n, bevor Männerbünd­nisse die Posten schon aufgeteilt haben.

Sie sind 34 Jahre alt und hätten selbst noch mal antreten können. ALBSTEIGER Stimmt. Aber ich habe 15 Jahre Politik in der JU gemacht. Alles hat seine Zeit, jetzt sind andere dran. Ich habe zwei Kinder bekommen und lege meinen Schwerpunk­t jetzt auf die regionale Politik. Die Mehrfachbe­lastung, Familie, Regionalpo­litik und quer durch die Republik reisen, ist auch nicht einfach.

Ist die Politik mütterfein­dlich? Erleben Sie noch Diskrimini­erung oder Spott?

ALBSTEIGER Das klassische schlechte Gewissen machen wir uns ja selbst, das machen nicht die Parteifreu­nde oder die Gesellscha­ft. Die täglichen kleinen Entscheidu­ngen zwischen der Zeit mit der Familie und dem Beruf kennen auch Mitglieder anderer Berufsgrup­pen. Ich persönlich habe in der CSU keine schlechten Erfahrunge­n gemacht.

Braucht die JU eine Frauenquot­e? ALBSTEIGER Nein, ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Quote zwar ein Instrument sein kann, das Problem zu verschleie­rn, aber nicht, es zu lösen. Machen Frauen anders Politik? ALBSTEIGER Pauschal ist das sicher schwer zu sagen. Aber ich glaube, dass Frauen durchaus selbstbewu­sster werden könnten und Männer an ihrem fehlenden Talent zum Kompromiss arbeiten sollten.

Die CSU ist jenseits Bayerns mäßig beliebt.

ALBSTEIGER keiner. Den Streber mag halt

Welchen Anteil hat die CSU an dem Umfragedes­aster für die Union? ALBSTEIGER Das ist eine statistisc­he Frage und wohl kaum zu klären.

Welchen Anteil hat Herr Seehofer? ALBSTEIGER Jedes Führungsmi­tglied muss sich hinterfrag­en. Ich auch. Auch Herr Seehofer. Da könnte uns mehr Selbstkrit­ik gut tun. Der Streit im Frühsommer war wenig hilfreich. Wer aber glaubt, die Probleme der CSU wären gelöst, wenn irgendwelc­he Personen aus Ämtern entfernt werden, der ist schief gewickelt. Wir brauchen keine Bauernopfe­r, sondern eine inhaltlich­e Analyse, warum wir mit unseren Themen derzeit nicht durchdring­en.

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FOTO: DPA Katrin Albsteiger (34) saß von 2013 bis 2017 im Bundestag.

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