Rheinische Post Ratingen

Ein Triumph für Trump: Kavanaugh hat es geschafft

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WASHINGTON (FH) Kaum hatte er seinen Richterkan­didaten gegen heftigen Widerstand durchgeset­zt, ging Donald Trump auch schon in die Offensive und wetterte gegen die Opposition. „Man reicht einem Brandstift­er keine Streichhöl­zer, und man lässt einen zornigen linken Mob nicht an die Macht“, polterte er. Die Demokraten seien zu extrem und zu gefährlich, um sie ans Regierungs­ruder zu lassen. Die Republikan­er dagegen glaubten an die Herrschaft des Rechts, nicht an die Herrschaft des Mobs, polemisier­te der US-Präsident und rief dazu auf, mit Blick auf das Kongressvo­tum im November sämtliche Kräfte zu mobilisier­en.

Kein Innehalten, kein stilles Triumphier­en, stattdesse­n schaltete Trump sofort um in den Angriffsmo­dus. Am Samstag hatte er einen der größten Erfolge seiner gut anderthalb­jährigen Amtszeit gefeiert. Mit 50 zu 48 Stimmen bestätigte der Senat seinen Favoriten für den Supreme Court, Brett Kavanaugh, einen 53 Jahre alten Juristen, auf Lebenszeit ernannt und damit womöglich noch in drei Jahrzehnte­n in der Lage, Recht zu sprechen.

Es war seit 1881 das knappste Ergebnis, mit dem ein Bewerber für die höchste Instanz vom Parlament grünes Licht bekam. Während die Republikan­er bis auf eine Ausnahme für Kavanaugh stimmten, stimmten die Demokraten bis auf eine Ausnahme dagegen. Allein Lisa Murkowski, eine moderate Senatorin aus Alaska, scherte aus der republikan­ischen Phalanx aus. Joe Manchin, ein Politiker aus West Virginia, der im dezidiert Trump-freundlich­en Milieu seines Bundesstaa­ts um seine Wiederwahl bangt, war wiederum der einzige Demokrat, der Kavanaughs Berufung unterstütz­te.

Vorausgega­ngen war die Aussage der Psychologi­eprofessor­in Christine Blasey Ford, die vor dem Justizauss­chuss des Senats schilderte, wie Kavanaugh im Sommer 1982 auf einer Teenager-Party im trunkenen Zustand versuchte, sie zu vergewalti­gen. Der Richter bestritt die Vorwürfe und unterstell­te seinen Gegnern, eine gezielte Schmierenk­ampagne angezettel­t zu haben. Die fällige Abstimmung wurde verschoben, um in letzter Minute Recherchen des FBI zu ermögliche­n, allerdings nur für maximal eine Woche. Während die Demokraten von einer oberflächl­ichen Untersuchu­ng sprachen, die kein Licht ins Dunkel bringen konnte, sahen die Republikan­er den Kandidaten durch die Nachforsch­ungen entlastet.

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FOTO: REUTERS Kavanaugh und seine Familie bei der Vereidigun­g.

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