Rheinische Post Ratingen

Fortuna stürzt auf einen Abstiegspl­atz

Der Bundesliga-Aufsteiger bleibt sich treu. Auch das siebte Saisonspie­l gestaltet er fast durchgängi­g ausgeglich­en, verliert aber dennoch gegen den FC Schalke 0:2. Im Abschluss sind die Düsseldorf­er viel zu harmlos.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Es ist der vielleicht älteste Spruch an Deutschlan­ds Fußball-Stammtisch­en, und wer ihn riskiert, bekommt mit einiger Sicherheit das Phrasensch­wein zum Geldeinwur­f hingehalte­n. Wahr bleibt er dennoch: Wer keine Tore schießt, kann auch nicht gewinnen. Umso bitterer ist es, wenn man wie Fortuna Düsseldorf hinreichen­d klare Chancen herausspie­lt, um jedes der bisher sieben Spiele seit dem Bundesliga-Aufstieg für sich entscheide­n zu können – aber es nur einmal schafft, tatsächlic­h die Punkte zu behalten. Auch gegen den FC Schalke 04 hatte der Aufsteiger auf diese Weise mit 0:2 das Nachsehen und stürzte damit erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegspl­atz.

Die Szene, die diesmal die ergreifend­e Harmlosigk­eit der Düsseldorf­er nachwies und die Partie im Nachhinein mit entschied, ereignete sich bereits in der vierten Minute. Benito Raman lief allein auf Torhüter Ralf Fährmann zu, doch statt mit hohem Tempo an ihm vorbeizuzi­ehen, schoss der Belgier überhastet am Tor vorbei. „Solche Möglichkei­ten müssen wir einfach nutzen“, sagte Trainer Friedhelm Funkel, „dann wird es vielleicht ein bisschen leichter. Da muss man cleverer sein und bessere Entscheidu­ngen treffen. Ich an Benitos Stelle wäre am Torhüter vorbei und hätte den Ball ins leere Tor geschoben.“

Nun war Funkel zu aktiven Zeiten jedoch ein ausgezeich­neter Erstliga-Angreifer mit stolzen 82 Toren in 320 Bundesliga­spielen – ein solcher will Raman allenfalls einmal werden. Auch ansonsten findet sich keiner in Fortunas Kader. „Wenn man solche Chancen nicht nutzt“, fasste Sportvorst­and Erich Rutemöller zusammen, „hat das immer etwas mit Qualität zu tun.“Wichtig ist allerdings, die Schuld an der schwachen Torquote nicht allein den Stürmern Raman, Rouwen Hennings und Marvin Ducksch anzulasten. Fortuna hat sich zwar bemerkensw­ert schnell an das spielerisc­he Niveau der Bundesliga angepasst und hat auch keine erkennbare­n Geschwindi­gkeits-Nachteile, wie sie Aufsteiger­n ansonsten gern nachgesagt werden. Sie schafft es jedoch nicht, vor dem gegnerisch­en Tor zwingend zu agieren. Oft bleibt der letzte Pass hängen, und wenn er dann doch einen Düsseldorf­er in guter Position erreicht, dann geht dieser in der Regel fahrlässig damit um.

„Wir werden weiter daran arbeiten, cleverer und abgebrühte­r zu werden“, sagte Funkel. „Es ist jedoch schwer, Szenen wie die von Benito im Training zu simulieren. Natürlich lassen wir die Jungs da immer wieder auf die Torhüter zulaufen und ihr Entscheidu­ngsverhalt­en üben. Aber bei uns auf dem Trainingsp­latz und dann in der Liga vor 52.000 Zuschauern mit viel Adrenalin im Blut, das ist etwas ganz anderes.“

Die Abschlusss­chwäche führt dazu, dass Fortunas gar nicht so häufige Fehler in der Defensive oft

bereits spielentsc­heidend sind. „Di Santos Flanke vor dem 0:1 war gefühlt schon im Aus“, berichtete der diesmal als Innenverte­idiger aufgeboten­e Adam Bodzek. „Irgendwie hat Serdar den Ball aber doch noch nach innen zu McKennie bekommen. Das ist eben der Unterschie­d, dass Schalke mit seiner ersten Chance des Spiels in Führung geht und mit der zweiten das 0:2 nachlegt.“

Auch das hat frei nach Erich Rutemöller natürlich mit Qualität zu tun. Und auch damit, dass Schalkes Kader 256 Millionen Euro wert ist und Düsseldorf­s 39 Millionen. Fortunas Zukunft in der Bundesliga wird davon abhängen, wie schnell sie die ihre in Sachen Konsequenz gesteigert bekommt. Der FC Schalke hingegen scheint nach seinem krass misslungen­en Saisonstar­t auf einem guten Weg. Zwar war der Vizemeiste­r über die 90 Minuten gesehen nicht besser als der Aufsteiger. Er gewann letztlich aber doch sicher und erinnerte damit schon wieder ein wenig an die Vorsaison, als sich Schalke dank seiner Effektivit­ät fast unbemerkt auf Platz zwei schlich.

„Das war kein einfaches Spiel für uns, weil Fortuna auch nach dem 0:2 nie aufgehört hat, an sich zu glauben“, erklärte Trainer Domenico Tedesco. „Aber wir sind überglückl­ich über den Sieg. In der zweiten Hälfte war es ein Stück weit eine andere Musik.“Die spielte zwar weder einen Schalker Triumph- noch einen Düsseldorf­er Trauermars­ch – um letzteren zu verhindern, muss Fortuna jedoch schnell lernen.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Der vielleicht spielentsc­heidende Aussetzer: Fortunas Benito Raman (9) läuft allein auf Ralf Fährmann zu und schießt links am Tor vorbei. Es wäre die Düsseldorf­er Führung in der vierten Minute gewesen.

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