Mit den Symphonikern zu den Sternen aufbrechen
Es ist immer wieder zum Schmunzeln, diesen kleinen weißhaarigen Mann auf die Tonhalle-Bühne tänzeln zu sehen. Aber wenn Mario Venzago dann den Taktstock aufnimmt und das Orchester selbst durch so sperrige Partituren führt, wie etwa die von Bernd Alois Zimmermanns „Photoptosis“, dann erfüllt Bewunderung für dieses dirigierende Motivationstalent den Raum unter der Sternenkuppel. Nach dem ohrenbetäubenden Schluss des „Prélude für (nun wahrlich) großes Orchester“belohnte von Bravo-Rufen durchsetzter, frenetischer Applaus die Leistung der Düsseldorfer Symphoniker. Sie hatten die Klangflächenkomposition aus dem Spätwerk des bedeutenden deutschen Komponisten zu dessen 100. Geburtstag mustergültig wiedergegeben.
Zimmermann hatte sich 1969 von Yves Kleins riesigen blauen Schwammreliefs im Gelsenkirchener Opernhaus zu komplexen 13 Minuten „Lichteinfall“inspirieren lassen, ein Auftrag der dortigen Stadtsparkasse. Der Zimmermann’sche Klangkosmos verwebt sich mit Zitaten von Beethovens Neunter, Tschaikowskys „Zuckerfee“und allerlei weiteren Zutaten aus der Musikgeschichte zum großen, ungemein farbigen Crescendo. Venzago befeuert einen klangprächtigen Sog sondergleichen.
Dass der 70-jährige Zürcher Gustav Holsts „Planeten“kann, war sowieso klar und dann doch wieder mitreißend. Die Symphoniker sind in Holz, Blech und Schlagwerk nicht so farbig besetzt wie beim Zimmermann, aber Orgel, Celesta und Harfen gibt’s auch bei Holsts kosmischer Suite, an der sich John Williams für den „Star Wars“-Soundtrack bedient hat. Ein rauschendes Fest mit vielen Soli (Kontrabass-Gruppe!), zwei (!) Paukern und einem von den Damen des Musikvereins leider verdorbenen Schluss. Zwischendurch Max Bruchs gediegenes Doppelkonzert für Klarinette und Bratsche, bei dem Nicole Schrumpf und Ralf Buchkremer (beide aus Düsi-Reihen) viele schöne Töne hatten.
Info Weitere Aufführung heute ab 20 Uhr in der Tonhalle