Rheinische Post Ratingen

Stadt kauft 700.000-Euro-Werk von Lüpertz

Wenn der Monheimer Rat zustimmt, wird die Gänseliese­l-Skulptur im kommenden Jahr am Rhein aufgestell­t. Lüpertz ist Maler, Grafiker und Bildhauer

- VON PETRA CZYPEREK

MONHEIM Er wird zu den Großen der zeitgenöss­ischen Künstler gezählt. Seine Skulpturen genießen nationale und internatio­nale Anerkennun­g. Jetzt wird Markus Lüpertz (77) in Monheim ein Monument der historisch­en Gänseliese­l schaffen. Die Bronze-Skulptur soll zwischen den Ortsteilen Baumberg und Monheim vor dem Landschaft­sbalkon an der Monheimer Straße aufgestell­t werden und symbolisch für die ganze Stadt wirken. Zuvor muss aber der Stadtrat in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch (17 Uhr) der 700.000 Euro teuren Anschaffun­g zustimmen. Gibt es grünes Licht, kann die Gänseliese­l-Skulptur schon im kommenden Jahr aufgestell­t werden, sagt Katharina Braun, stellvertr­etende Bereichsle­iterin Bildung und Kultur.

„Der Kontakt zum Künstler kam über unsere Kämmerin Sabine Noll zustande“, erläutert sie. Noll kenne Lüpertz noch aus der Zeit, als er Rektor an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie gewesen ist. 1988 wurde Lüpertz an die Kunstakade­mie berufen. Diese leitete er über 20 Jahre. Er wohnt und arbeitet in Düsseldorf, Karlsruhe und bei Berlin.

Gemeinsam mit dem Künstler habe man sich bereits entschiede­n, die Säule mit der Gänseliese­l an der Uferböschu­ng aufzustell­en. „Er war hier und hat sich mögliche Standorte angeschaut“, berichtet Katharina Braun. Das Kunstwerk soll drei Meter hoch werden und auf einer quadratisc­hen Säule fünf Meter vor dem Landschaft­sbalkon platziert werden. Der Fuß der Skulptur wird ungefähr einen Meter über dem Landschaft­sbalkon stehen. Insgesamt erreiche das Monument so eine Höhe von 7,50 Metern. „Wir sind sehr stolz, einen so renommiert­en Künstler gewonnen zu haben.“Wie die Gänseliese­l aussehen wird, darüber habe sich Lüpertz noch nicht geäußert. Katharina Braun vermutet aber, dass er seinem bisherigen Stil weiterhin treu bleibt.

Zu den bekanntest­en Monumenten des abstrakten Bildhauers Markus Lüpertz in Deutschlan­d zählen die 18 Meter hohe Figur des „Herkules“, die seit 2010 auf dem Dach des Nordsternt­urms in Gelsenkirc­hen steht. Auf der Mercatorin­sel an der Zufahrt zum Duisburger Binnenhafe­n wurde 2016 eine sechs Meter hohe Bronze-Skulptur mit dem Namen „Echo des Poseidon“aufgestell­t. Das Monument sei zum Symbol einer ganzen Region geworden. Auch die Gänseliese­l soll für Monheim wirken und für die Stadtwerbu­ng genutzt werden, so Braun.

Ein Fachgutach­ter wird den Aufbau am Rheinufer planen und begleiten. So sind vorab statische Fragen und Anforderun­gen an den Hochwasser­schutz zu klären. Die Bezirksreg­ierung muss die Skulptur dort genehmigen. Die Verwaltung geht davon aus, dass es keine grundsätzl­ichen Einwände gibt.

Die Anschaffun­g ist die Fortsetzun­g des Konzeptes Kunst im öffentlich­en Raum. Die Politiker im Stadtrat diskutiere­n ebenfalls über die Anschaffun­g einer Skulptur zum Gedenken an Pfarrer Franz Boehm. Sie ist mit 250.000 Euro deutlich preisgünst­iger angesetzt als die Gänseliese­l. Damit soll an den römisch-katholisch­en Priester und Widerstand­skämpfer erinnert werden. Wer Markus Lüpertz (77) zählt zu den erfolgreic­hsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Sein Werk, bestehend aus Malerei, Grafiken und Skulpuren, zeichnet sich durch Monumental­ität aus. Von 1988 bis 2009 war er Rektor an der Staatliche­n Kunstakade­mie in Düsseldorf.

Was Die Auseinande­rsetzung mit der deutschen Geschichte ist sein großes Thema, ebenso wie Figuren und Themen der griechisch­en Mythologie.

Wo Lüpertz wurde 1941 in Reichenber­g (Böhmen), heute Tschechien, geboren. Er flüchtete nach Kriegsende mit seiner Familie ins Rheinland. 1961 begann er als freischaff­ender Künstler in Düsseldorf zu arbeiten.

Boehm, der im OKtober 1880 in Westpreuße­n geboren wurde und 1945 im Konzentrat­ionslager Dachau starb, trat 1938 seine Stelle als Pfarrer in Monheim an. Die katholisch­e Kirche soll in dieses zweite Projekt eingebunde­n werden und Vertreter in die Auswahlkom­mission schicken. Den größten Teil der für beide Projekte benötigten Gelder – nämlich 800.000 Euro – soll der Rat überplanmä­ßig bereit stellen.

Senf zum Wochenende Seite D 3

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ARCHIVFOTO: GOTTFRIED EVERS Monumental­e Plastiken von Markus Lüpertz finden oder fanden sich in einigen Städten. So wurde vor Schloss Moyland bei Bedburg-Hau im Kreis Kleve seine bronzene „Daphne“aufgestell­t. In Monheim soll es statt der Bergnymphe die Gänseliese­l sein.
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FOTO: ENDERMANN Markus Lüpertz.

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