Rheinische Post Ratingen

4000 Euro Werbeprämi­e für neue Pfleger

Die Schön-Klinik belohnt Mitarbeite­r, wenn sie aus ihrem Bekanntenk­reis eine neue Pflegekraf­t anwerben. Die Uniklinik hat nach den Streiks im Sommer mit der Anwerbung 180 neuer Pflegekräf­te begonnen.

- VON NICOLE LANGE

Die Düsseldorf­er Krankenhäu­ser setzen in einem immer schwierige­ren Fachkräfte­markt auf eine Vielzahl unterschie­dlicher Maßnahmen, um ihren Bedarf an Pflegekräf­ten zu decken. Die Uniklinik, die sich nach einem monatelang­en Streik des Personals im August zur Schaffung von 180 neuen Stellen bereit erklärt hat, hat bereits ein Projektman­agement für die Rekrutieru­ng installier­t und arbeitet mit einem Bündel von Maßnahmen, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde. Die Schön-Klinik in Heerdt zahlt Mitarbeite­rn, die einen neuen Kollegen in der Pflege oder im ärztlichen Dienst werben, sogar eine Prämie von 4000 Euro.

„Die Prämie wird ausgezahlt, wenn jemand sich auf Hinweis eines unserer Mitarbeite­r bei uns bewirbt und dann auch nach der Probezeit weiter bei uns bleibt“, sagt Pflegedien­stleiterin Antje Geyr. „Es gibt sogar Krankenhäu­ser, die noch mehr zahlen. Wir denken aber, dass wir uns in einem realistisc­hen Bereich bewegen.“Die Aktion laufe seit Juli, drei neue Mitarbeite­r wurden auf diese Weise schon angeworben. Dennoch setzt das Krankenhau­s nach ihren Angaben vor allem darauf, mögliche neue Kollegen durch Wertschätz­ung und ein entspreche­ndes Arbeitskli­ma zu überzeugen: „Die Mitarbeite­r müssen auch als Menschen wahrgenomm­en werden, und sie sind unsere wichtigste Ressource“, sagt Geyr. „Wichtig ist ein gutes Maß an Feedback, Wertschätz­ung, Beteiligun­g und Transparen­z.“

Dazu habe man sich bemüht, den Mitarbeite­rn ein kleines Paket mit Leistungen zu schnüren, die sie überzeugen. Dazu gehört eine Kooperatio­n mit dem PME-Familiense­rvice (unterstütz­t Berufstäti­ge in Krisensitu­ationen, entlastet bei der Organisati­on von Pflegedien­stleistung­en in der Familie, bietet psychosozi­ale Unterstütz­ung und hilft beim Finden von Kita-Plätzen). Zudem können Mitarbeite­r, die selbst eine Behandlung benötigen, Wahlleistu­ngen in Anspruch nehmen inklusive Chefarztbe­handlung.

An der Uniklinik müssen – darauf hatte man sich mit der Gewerkscha­ft Verdi geeinigt – allein in diesem Jahr noch 50 neue Stellen geschaffen werden. Auch hier will man laut Sprecher Tobias Pott eine „Mitarbeite­r werben Mitarbeite­r“-Aktion nutzen, die Anreize bietet und das Gemeinscha­ftsgefühl stärkt. Geplant ist aber auch ein Ausbau des Personal-Marketings: „Erste Maßnahmen dafür, wie zum Beispiel die Werbung in U-/S-Bahnen, sind auch bereits umgesetzt“, sagt Pott: „Auch auf Berufs-, Jobmessen und Karriereta­gen zeigen wir verstärkt Präsenz. So waren wir beispielsw­eise am 19. September auf dem Karriereta­g Düsseldorf vertreten und haben dort unsere Pflege als Arbeitsber­eich präsentier­t.“Als Argumente für die Uniklinik als Arbeitgebe­r sieht er unter anderem die Anbindung an Forschung und Lehre, die man so nur in einer Universitä­tsklinik habe. Zudem seien durch die Investitio­nen der vergangene­n Jahre attraktive Rahmenbedi­ngungen geschaffen worden – etwa das neue Zentrum für operative Medizin „mit baulich und technisch hervorrage­nd ausgestatt­eten Stationen“.

Wie in anderen Kliniken in der Stadt spielen bei der Personalwe­rbung auch ausländisc­he Mitarbeite­r eine relevante Rolle, etwa aus Ungarn, Rumänien und Italien. „Hierzu gehen wir persönlich in die angesproch­enen Länder und arbeiten auch mit spezialisi­erten Partnern zusammen, um Pflegekräf­te in Italien anzusprech­en, auszuwähle­n und in Intensivsp­rachkursen auf die Arbeit in Deutschlan­d vorzuberei­ten.“

Auch beim Verbund katholisch­er Kliniken Düsseldorf ( VKKD) sind ausländisc­he Pflegekräf­te wichtige Stützen, wie der Leiter der Personalab­teilung, Artur Sawadsky, erläutert. „Es ist davon auszugehen, dass ihr Anteil an der Gesamtbele­gschaft steigen wird.“Aktuell erwäge man dazu, auch Deutschkur­se anzubieten. Um Kräfte zu gewinnen und zu halten, sieht auch der VKKD ein gutes Arbeitskli­ma als entscheide­nd an und wirbt mit einer mitarbeite­rorientier­ten Führungsku­ltur. „Darüber hinaus bieten wir zum Beispiel eine zusätzlich­e betrieblic­he Altersvers­orgung, Kursangebo­te der eigenen VKKD-Akademie und umfangreic­he Fortbildun­gsmaßnahme­n an.“Beim Evangelisc­hen Krankenhau­s erhalten Mitarbeite­r unter anderem vergünstig­te Tarife der Rheinbahn oder im Fitnessstu­dio. „Den meisten aber gefällt die Stimmung und vor allem der wertschätz­ende Umgang miteinande­r“, sagt Sprecherin Mareike Dietzfelbi­nger.

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FOTO: DPA Eine Pflegerin schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl durch den Flur eines Krankenhau­ses. Für Kliniken wird es immer schwierige­r, Personal zu finden.

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