Rheinische Post Ratingen

Max und sein cooles Zimmer

Die Architekti­n Susanna Maslankows­ki ist Expertin für verzwickte Wohnsituat­ionen.

- VON UTE RASCH

Max (11) hatte sein Zimmer gründlich satt: Die gelben Vorhänge, die blauen Kringel an den Wänden. Außerdem brauchte er mehr Platz, um seine Sachen unterzubri­ngen, und wenn mal ein Freund bei ihm übernachte­n wollte, sollte der nicht mehr auf der Luftmatrat­ze schlafen müssen. Kurz: Max war seiner Umgebung entwachsen. Aber wie lässt sich ein Kinderzimm­er in den coolen Raum umwandeln, den der Junge haben wollte? Als die Familie darauf keine Antwort fand, schlug die Stunde von Susanna Maslankows­ki. Die Architekti­n ist Expertin für verzwickte Wohnsituat­ionen, sie erfasst einen Raum mit seinen Stärken und Schwächen auf den ersten Blick. Auf ihrer Visitenkar­te steht: „Agentin für Schönheit“.

Ihr eigener Sohn ist zwölf Jahre alt, vielleicht hatte Susanna Maslankows­ki deshalb gleich ein Gespür dafür, was Max sich wünschte - und erst mal loswerden wollte: Kisten voll mit altem Spielzeug. Dringend brauchte er dagegen Stauraum, denn bisher hatte der Elfjährige keinen eigenen Kleidersch­rank, sondern seine Sachen im Zimmer seines jüngeren Bruders. Die erste Frage war schnell beantworte­t: Wohin kommt das Bett? Unter die Schräge, wo es auch früher war, und daneben passte noch ein eingebaute­s niedriges Schrankele­ment, hinter dem sich eine Lichtschie­ne versteckt. Ebenfalls Maßarbeit ist die Schrankwan­d gegenüber. Die war teuer (4500 Euro), bringt aber alles unter, was Max verschwind­en lassen (Kleidung) oder in Regalen präsentier­en will (seine Sammlung von Ponkemon-Boxen). Ein flexibles Möbel, in dem in Zukunft auch Platz für einen Fernseher ist. Nach der Maxime der Architekti­n: „Was eingebaut wird, sollte von Qualität sein.“

Und kann ergänzt werden durch Möbel, die wenig kosten: Das graue Schlafsofa von Ikea hat gerade mal 149 Euro gekostet, das Bett mit Kasten auch. Der Schreibtis­ch mit pflegeleic­hter Linoleum-Platte wird Max wahrschein­lich noch ins Studium begleiten. Die Gardinen wurden durch Rollos ersetzt, die Wandkringe­l durch eine Graffiti-Tapete („super-cool“), als wäre ein Stück New Yorker Bronx ins Kinderzimm­er eingezogen. Per Computer-Simulation konnten Max und seinen Eltern sich die künftige Gestaltung in allen Schritten vorstellen. Und finden heute: „Wie der Raum jetzt eingericht­et ist, könnten wir ihn später auch als Gästezimme­r nutzen.“

Solche kleineren Projekte sind die Spezialitä­t von Susanna Maslankows­ki: „Am liebsten beschäftig­e ich mich jeden Tag mit einer neuen Aufgabe.“Viele ihrer Kunden wünschen sich mehr Ruhe, mehr Klarheit in ihrem Zuhause. Wie die Familie mit der Erdgeschos­swohnung in Lörick, deren offener Wohnraum teils altes Parkett hatte, teils einen weißen Fliesenbod­en in der integriert­en Küche: „ein störender Materialbr­uch.“Auf Vorschlag der Architekti­n wurde das Parkett im gesamten Raum verlegt und einheitlic­h weiß geölt, die Küche bekam neue Möbel mit mehr Stauraum, die alten Gardinen wurden durch graue Leinenvorh­änge ersetzt. Flur und Bad erhielten einen Betonboden, die Diele wurde optisch durch einen riesigen Spiegel vergrößert. Während der Arbeiten war die Familie vier Wochen in Ferien, als die Kinder dann das Ergebnis sahen, fragten sie: „Haben wir ein neues Haus?“

Die Wohnung in einem alten Schulgebäu­de in Oberkassel (in der ehemaligen Klasse 1 A) stellte eine ganz andere Anforderun­g. Sie besteht aus einem Raum, doch Wohnen, Kochen, Essen und Arbeiten sollten als eigene Bereiche für sich wirken. „Da war es wichtig, dass die Möbel der Größe des Raums standhielt­en.“Der drei Meter lange Schreibtis­ch hatte kein Problem sich zu behaupten. Für die großformat­ige Kunst, ein Diptychon von Christoph Bucher, das speziell für diese Umgebung geschaffen wurde, auch nicht. Das abstrakte Bild war zuerst da, die Farben des Sofas (Altrosa) und des Teppichs (schimmernd­es Grün) wurden passend dazu gewählt - „nicht etwa umgekehrt“.

Wachsam zu sein, möglichst immer zu wissen, wo es etwas ganz Bestimmtes gibt, hält Susanna Maslankows­ki für wichtig, die tägliche Online-Rechercher ist deshalb unverzicht­bar. Dabei ist sie eben nicht nur in der exklusiven Design-Welt unterwegs, sondern auch im Angebot von Möbelhäuse­rn der preiswerte­n Art. „Da würden manche meiner Kollegen die Nase rümpfen.“Sie möchte auch Menschen auf die Sprünge helfen, die nicht viel Geld ausgeben möchten - oder können und bietet eine 90-minütige Beratung zum Komplettpr­eis von 220 Euro. Auf Wunsch begleitet sie aber auch einen kompletten Umbau oder geht mit zum Möbeleinka­uf.

Das passiert in letzter Zeit immer öfter, vor allem bei Kunden, die eine Trennung hinter sich haben und das alte Haus nun für sich allein neu gestalten wollen – „vor allem Männer fühlen sich dann oft verloren.“Oder Menschen, die Häuser erben und eigentlich gar nichts mit dem neuen Besitz anfangen können. Susanna Maslankows­ki hört dann ganz genau hin, was für sie wohl die beste Lösung ist. Wichtige Voraussetz­ung: „Ich bin maximal flexibel.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Susanna Maslankows­ki mit Max in seinem neugestalt­en Zimmer mit der coolen Tapete.
 ?? FOTOS (2): PRIVAT ?? Ein neues Zuhause in der alten Schule: Durch die Möbel wurden die einzelnen Bereiche des ehemaligen Klassenzim­mers der 1a getrennt.
FOTOS (2): PRIVAT Ein neues Zuhause in der alten Schule: Durch die Möbel wurden die einzelnen Bereiche des ehemaligen Klassenzim­mers der 1a getrennt.
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So sah das Kinderzimm­er von Max früher aus – mit blauen Kringeln an den Wänden und gelben Vorhängen.

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