Italien-Virus befällt Athener Banken
Rom verschärft den Streit mit der EU. Anleger werfen Staatsanleihen auf den Markt.
ROM (rtr) Der Haushaltsstreit zwischen Rom und der Europäischen Union verschärft sich: Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini nahm erneut EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici ins Visier: „Die Feinde Europas sind diejenigen, die im Bunker von Brüssel verschanzt sind“, sagte der Chef der rechten Lega auf einer Pressekonferenz mit der Chefin von Frankreichs Rechtspopulisten, Marine Le Pen. Das beschleunigte den Ausverkauf italienischer Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Anleihen auf ein Viereinhalb-Jahres-Hoch von 3,626 Prozent. An der Mailänder Börse sackte der Leitindex um mehr als zwei Prozent ab.
Das belastete auch griechische Papiere. Der Athener Bankaktien-Index fiel um bis zu acht Prozent. Griechische Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Vier-Monats-Hoch von 4,652 Prozent. Man sei vom italienischen Virus befallen, so ein griechischer Händler.
Salvini bekräftigte, er werde sich durch die Finanzmärkte nicht von seinem Haushaltsplan abbringen lassen. „Es sind Juncker und Moscovici, die Europa Angst und Arbeitsplatzunsicherheit gebracht haben.“Schon am Freitag hatte Salvini den Europa-Politikern vorgeworfen, sie hätten Europa und Italien „ruiniert“. Einen Tag zuvor hatte die Koalition aus Salvinis Lega und der populistischen 5-Sterne-Bewegung ihren Haushaltsplan vorgelegt. Die EU moniert daran, dass die Regierung mehr Ausgaben und ein höheres Defizit für das ohnehin schon hoch verschuldete Land in Kauf nimmt. Mit dem Geld will Salvinis Koalition kostspielige Wahlversprechen umsetzen und geht dafür auf Konfrontationskurs mit Brüssel. Dies schürte die Furcht vor einer neuen Schuldenkrise in der Euro-Zone. Italien sitzt auf dem höchsten Schuldenberg in der Euro-Zone.