Düsseldorferischer geht es nicht
Der Künstler Bert Gerresheim erhält für sein Lebenswerk den Jan-Wellem-Ring der Landeshauptstadt. Eine Ehrung für besonderes Engagement
An seinem 83. Geburtstag erhielt der Bildhauer Bert Gerresheim gestern den Jan-Wellem-Ring. Die Auszeichnung der Landeshauptstadt Düsseldorf ehrt Personen, die sich besonders für die Stadt engagieren. Der Künstler habe sich gleich in mehreren Sparten qualifiziert, merkte Thomas Geisel an, schon deshalb sei er ein würdiger Preisträger. Die Ehrung nahm der Oberbürgermeister im Foyer des Plenarsaals vor. Eigentlich gehöre sie in den JanWellem-Saal, sagte er, doch der sei wegen Baumaßnahmen derzeit nicht benutzbar.
Schon am 14. Dezember 2017, bei der letzten Ratssitzung des Jahres, war die Ernennung von Bert Gerresheim einstimmig von den Kommunalpolitikern beschlossen worden. Sein schwerer
Sturz verzögerte die Verleihung. Eine gute Fügung, dass sie nun auf seinen Geburtstag falle, sagte Thomas Geisel. Er skizzierte den Bildhauer als „Düsseldorfer durch und durch“.
Man müsse nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen und könne überall auf Spuren seines Schaffens stoßen. Gerresheims Vorfahren lassen sich bis zur Schlacht von Worringen zurückverfolgen, „düsseldorferischer geht es kaum“.
Schon als kleiner Junge habe der Künstler gern gekritzelt und gezeichnet. Es war Mutter Ey, die ihm den Weg in die Kunstakademie und zu seinem Lehrer Otto Pankok ebnete. „Es gibt nicht mehr viele, die Mutter Ey noch persönlich kannten und von ihr profitiert haben“, betonte der OB. Später war Bert Gerresheim Kunstlehrer
am Lessing-Gymnasium in Oberbilk. Er blieb dem Viertel treu und setzte dort mit dem Joseph-Monument ein Zeichen. Häufig verwendete der gläubige Katholik in seinem Werk religiöse Motive. Eine seiner bedeutsamsten Arbeiten ist das Stadterhebungsmonument zur 700-Jahr-Feier Düsseldorfs 1988. „Es weist viele Facetten der Stadtgeschichte auf, die glänzenden und die schwierigen, und auch die Sorgen und Nöte der kleinen Leute“, hob Geisel hervor und sparte die kontroversen Schlagzeilen über die Heine-Plastik des Bildhauers am Schwanenmarkt nicht aus. „Sie zeigt die gespaltene Totenmaske des Dichters und symbolisiert damit auch den damaligen gebrochenen Umgang mit ihm.“
Bert Gerresheim hat die hitzige Diskussion um dieses Werk nie vergessen. „Es war ein unleidiger Kampf über ein Jahr, den ich heute nervlich nicht mehr durchstehen würde“, sagte er im persönlichen Gespräch vor der Verleihung. Doch dann blitzten seine Augen auf: „Aber entspricht das Heine nicht ganz und gar? Und mir brachte es außer Ärger auch viel Aufmerksamkeit ein.“
Zu diesem Zeitpunkt war der Jubilar noch mächtig aufgeregt ob der Ehre, die ihm gleich zuteil werden sollte: „Ich hatte diese Auszeichnung nicht erwartet. Der Mann für solche Feiern bin ich auch nicht, ich wäre froh, wenn alles schon vorbei wäre.“Doch dann hielt er vor den Anwesenden eine freie und zu Herzen gehende Rede. „Wenn man 80 Meter entfernt vom lebendigen Rheinstrom geboren und in Lambertus mit Taufwasser gewaschen wurde, wenn der Rhein und die Loreley fast wie Familienmitglieder betrachtet wurden und ein Urahn 1388 Glockengießer in der Gerresheimer Glashütte war – dann ist es leicht, sich in Düsseldorf zu Hause zu fühlen“, begann er. „Die Stadt gab mir Inspiration und Arbeitsmöglichkeiten, ihr und ihrem kulturellen Atem habe ich viel zu verdanken.“Er berichtete von zwei Wegweisungen. Otto Dix empfahl ihm, „trau deinen Augen“, Otto Pankok dagegen riet Jan-Wellem-Ring Der Jan-Wellem-Ring wird von der Landeshauptstadt Düsseldorf für politisches, wirtschaftliches, soziales, kulturelles, heimatstädtisches oder sportliches Engagement verliehen.
Der Preisträger Bert Gerresheim (83) ist gebürtiger Düsseldorfer. Er studierte an der Kunstakademie bei Otto Pankok. Einige seiner Werke im öffentlichen Raum (deren Umsetzung er seit 40 Jahren der Gießerei Schmäke anvertraut) sind das Stadterhebungsmonument und die Heine-Plastik am Schwanenmarkt. Zuletzt entwarf Gerresheim das 2017 errichtete Mutter-Ey-Denkmal am Andreas-Quartier.