Rheinische Post Ratingen

Landesregi­erung will an Braunkohle-Ausstieg 2045 festhalten

Im Hambacher Forst entstehen neue Baumhäuser. Bundestags­vize Wolfgang Kubicki forderte BUND und Grüne auf, sich für deren Abbau einzusetze­n.

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DÜSSELDORF (RP/dpa) Nach dem vorläufige­n Rodungssto­pp im Hambacher Forst wird heftig über einen früheren Ausstieg aus der Braunkohle in Nordrhein-Westfalen gestritten. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) warnte am Mittwoch im Landtag vor einem übereilten Ausstieg aus der Kohleverst­romung. Die heimische Wirtschaft und Industrie in NRW seien auf eine sichere und bezahlbare Energiever­sorgung angewiesen, noch könnten die erneuerbar­en Energien nicht die beständige Versorgung­ssicherhei­t gewährleis­ten.

SPD und Grüne kritisiert­en, dass Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) in der aufgeheizt­en Hambach-Debatte bisher keine Regierungs­erklärung abgegeben habe, aber in einer Talkshow aufgetrete­n sei. Bisher gibt es für die Braunkohle im Rheinische­n Revier Abbaugeneh­migungen bis 2045. Dieses Ausstiegsd­atum sei 2016 in der Leitentsch­eidung der damaligen rot-grünen Landesregi­erung festgelegt worden, sagte Pinkwart. Schneller sei das nur möglich, wenn die Energiewen­de neu ausgericht­et und Fragen des Strukturwa­ndels in der Braunkohle­region beantworte­t würden. Die Landesregi­erung will nun zunächst die Ergebnisse der Kohlekommi­ssion in Berlin abwarten.

Das Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster hatte dem Energiekon­zern RWE vergangene Woche vorläufig untersagt, den an den Tagebau grenzenden Hambacher Forst zu roden. Der Rodungssto­pp gilt bis zu einer Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts Köln in der Hauptsache. Das könnte bis Ende 2020 dauern. Der Hambacher Forst bleibt nun weiter öffentlich zugänglich. Das sei eine Konsequenz aus dem Rodungssto­pp, sagte ein RWE-Sprecher am Mittwoch. Der Wald, der dem Unternehme­n gehört, sei damit kein RWE-Betriebsge­lände und somit sei eine Einfriedun­g nicht zulässig. Bereits am Wochenende hatten Aktivisten wieder mit dem Bau von Baumhäuser­n begonnen.

Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki (FDP) warf dem Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) sowie den Grünen vor, in der Debatte um den Forst vor allem eigene Interessen zu verfolgen. Würden diese ihre Argumentat­ion gegenüber dem OVG Münster ernst nehmen, müssten sie sich ab sofort für den sofortigen Abbau der Baumhäuser einsetzen, sagte Kubicki unserer Redaktion: „Wer redlich für den Naturschut­z streitet, kann nicht akzeptiere­n, wenn das natürliche Lebensumfe­ld der seltenen Arten weiter durch Menschen und ihre künstlich gebauten Unterkünft­e unnötig gestört wird.“Die Unterstütz­ung der Baumbesetz­er diene nicht dem Naturschut­z, sondern vor allem der Eigenwerbu­ng.

Die Polizei-Hundertsch­aften haben bei der mehrwöchig­en Räumung des Hambacher Forstes 378.857 Einsatzstu­nden geleistet. Insgesamt seien zwischen dem 13. September und 8. Oktober etwa 31.000 Menschen in Schichten am Rande des Braunkohle­tagebaus im Einsatz gewesen, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) im Landtag.

Die Grünen forderten eine neue Leitentsch­eidung zur Zukunft des Braunkohle-Tagebaus. SchwarzGel­b verschanze sich hinter den rot-grünen Beschlüsse­n, sagte Fraktionsc­hefin Monika Düker. Mit einem Antrag dazu scheiterte die Fraktion aber.

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