Rheinische Post Ratingen

In den Schulen naht das Ende der Kreidezeit

Kultusmini­ster beraten über die Anschaffun­g von Whiteboard­s und die digitale Erstaussta­ttung.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND EVA QUADBECK

DÜSSELDORF/BERLIN An Schulen in NRW haben Kreidetafe­ln bald ausgedient. „Wenn alles nach Plan läuft, können die Kommunen vom kommenden Frühjahr an die ersten Whiteboard­s ordern“, sagte Mathias Richter, Staatssekr­etär im Düsseldorf­er Schulminis­terium. Neben den Whiteboard­s, also elektronis­chen Wandtafeln zum Eingeben und zur Wiedergabe von Texten und Bildern, sollen Schulen nach und nach auch Anschlüsse an Daten-Autobahnen, W-Lan im Klassenzim­mer und digitale Schularbei­tsplätze im Rahmen des Digitalpak­ts Schule bekommen.

Das Thema steht auf der Tagesordnu­ng der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK), die am Donnerstag und Freitag in Berlin tagt. Eine Einigung der Länder mit dem Bund ist entscheide­nde Voraussetz­ung dafür, dass Bundesmitt­el von fünf Milliarden Euro für die digitale Ausstattun­g an die Kommunen fließen können. Gut eine Milliarde davon würde NRW zustehen, wenn die Mittel nach dem Königstein­er Schlüssel verteilt werden.

„Ich hoffe sehr, dass es zu einer Verständig­ung von Bund und Ländern bei der KMK kommen wird“, sagte Richter. An den Ländern werde es nicht scheitern: „Die Ländergeme­inschaft zieht in der Frage der Digitalisi­erung an einem Strang.“Damit die Kommunen die Bundesmitt­el abrufen können, ist wegen des Kooperatio­nsverbots eine Grundgeset­zänderung notwendig. Nach dem Wunsch des Bundesbild­ungsminist­eriums soll darüber in den nächsten Wochen in zweiter und dritter Lesung im Bundestag abgestimmt werden. Dafür benötigen Union und SPD eine Zwei-Drittel-Mehrheit und sind auf die Stimmen von FDP und Grünen angewiesen.

Beide Fraktionen wollen aber noch weiter gehen als die große Koalition – sie wollen das Kooperatio­nsverbot nicht nur lockern, sondern aufheben. Nach dem Wunsch von FDP und Grünen soll der Bund stärker und auf Dauer die Schulen in den Ländern finanziere­n können. Noch gibt es aber keine Einigung: „Wir sind in Gespräche mit der großen Koalition eingetrete­n, ob es ein gemeinsame­s Paket für die Änderung des Grundgeset­zes geben kann. Noch ist dies offen, aber inzwischen gibt es Verhandlun­gsbereitsc­haft“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Christian Lindner unserer Redaktion.

„Ohne den Digitalpak­t und die entspreche­nde Bund-Länder-Vereinbaru­ng kommen wir bei der Erstaussta­ttung der Schulen kurzfristi­g nicht entscheide­nd voran“, mahnte Richter. Auch die Opposition im nordrhein-westfälisc­hen Landtag drängt zur Eile. „Ich erwarte von der KMK eine Konkretisi­erung in der Frage, welche Mittel wofür ausgegeben werden sollen“, sagte die grüne schulpolit­ische Sprecherin Sigrid Beer. Wichtig sei auch die Frage, wer für die fortlaufen­den Kosten der digitalen Ausstattun­g aufkomme. Zudem müssten die Kommunen die Zusicherun­g bekommen, dass das Land die Bundesmitt­el komplett an sie weiterleit­e.

„Die Ländergeme­inschaft zieht an einem Strang“

Mathias Richter Staatssekr­etär im NRW-Schulminis­terium

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