Mercedes verlässt die DTM-Bühne
Das Saisonfinale am Hockenheimring ist zugleich auch der letzte Auftritt für Mercedes – das Ende einer Ära.
DÜSSELDORF Die DTM ohne Mercedes – eigentlich unvorstellbar, doch ab 2019 bittere Realität. Denn die Zeit der Stuttgarter endet am Wochenende nach 30 Jahren mit den letzten Saisonrennen am Hockenheimring. Der Ausstieg kommt aber nicht plötzlich, er steht schon seit letztem Jahr fest. Die Begründung für das Ende der einstigen Liebesbeziehung zwischen Mercedes und der DTM liegt auf der Hand: Die zunehmende Bedeutung von Elektromotoren veranlasste Mercedes über eine Neuausrichtung im Motorsport nachzudenken – mit der Konsequenz: Ausstieg aus der DTM und gleichzeitiges Engagement in der Formel E ab 2019.
Viele Fans können sich an die Anfänge kaum noch erinnern und die jüngeren können sich nur schwer vorstellen, wie vor 30 Jahren alles begann. Denn während heutzutage der Motorsport durchweg professionalisiert ist, waren die ersten Schritte von Mercedes in der DTM doch eher kurios. So mutet auch die Geschichte von Roland Asch an, der schon vor Mercedes in der DTM unterwegs war. Dank eines Baukastensystems stellte er sich sein eigenes Auto zusammen – und war dann plötzlich DTM-Fahrer, und das als Privatmann. Weil er seine Sache nicht allzu schlecht machte, startete Asch dann schließlich ab 1988 bei Mercedes als regulärer Werksfahrer. Insgesamt gewann er sechs seiner 175 DTM-Rennen.
Im allerersten Rennen von Mercedes sorgte Jörg van Ommen als Drittplatzierter für die ersten Punkte, der erste Sieg ließ jedoch zunächst auf sich warten. Im sechsten Saisonrennen stand in Dany Snobeck erstmals ein Mercedes-Pilot ganz oben auf dem Treppchen.
Das war der Auftakt zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Es folgten 194 weitere Erfolge von Mercedes-Piloten. In der ewigen Siegerliste stehen zwei Namen ganz oben, die untrennbar mit den großen Mercedes-Momenten in der DTM-Geschichte verknüpft sind: Bernd Schneider (43 Siege) und Klaus Ludwig (37 Siege). Seit zehn Jahren fährt „Mister DTM“Bernd Schneider schon nicht mehr, trotzdem ist er noch immer der Rekordchampion. Neben den Einzelsiegen führt er auch die Statistik der gewonnen Titel an: Fünf Mal stand Schneider am Ende der Saison ganz oben. Es folgt Klaus Ludwig mit drei Triumphen.
In der Männerdomäne Motorsport haben es Frauen häufig schwer, sich gegen die männliche Konkurrenz zu behaupten. Eine Frau, der dies jedoch eindrucksvoll gelang, ist die Mönchengladbacherin Ellen Lohr. Von 1987 bis 1996 absolvierte die Rekordfahrerin 144 Rennen und steht damit auf Rang 13 der ewigen Rangliste. Zudem ist sie die einzige Frau, die jemals ein Rennen in der DTM gewann. Am 24. Mai 1992 siegte die spätere Markenbotschafterin von Mercedes auf dem Hockenheimring – genau dort, wo nun die DTM-Geschichte für Mercedes ein Ende findet. Sie kam vor dem ehemaligen Formel 1-Weltmeister Keke Rosberg ins Ziel.
Neben Rosberg versuchten sich auch noch einige andere ehemalige Formel 1-Piloten in der DTM – zumeist allerdings mit mäßigem Erfolg. Zu den bekanntesten Namen zählt sicherlich der zweifache Weltmeister Mika Häkkinen, der zwischen 2005 und 2007 für Mercedes 31 Rennen absolvierte, von denen er drei für sich entschied. Ralf Schumacher fuhr zwischen 2008 und 2012 für das Team aus Stuttgart 52 Rennen, zwei Mal landete er auf dem Podium. Auch David Coulthard gab ein dreijähriges Gastspiel in der DTM, in 31 Rennen war ein fünfter Platz das höchste der Gefühle für den Briten. Doch auch der umgekehrte Weg war möglich – und erfolgreich: zumindest bei Bernd Schneider. Der DTM-Rekordfahrer startete zwischen 1988 bis 1990 insgesamt neun Mal in der Formel 1, ohne jeglichen Erfolg. Das lief in der DTM hinterher dann deutlich besser.
Nun endet die 30-jährige Zeit von Mercedes in der DTM. Der Rennstall hinterlässt eine große Lücke. Die Zukunft der Serie, die nach Bekanntgabe des Mercedes-Ausstiegs auf der Kippe stand, ist jedoch gesichert. Im kommenden Übergangsjahr werden neben den Werksteams von Audi und BMW wahrscheinlich auch Kundenteams starten, ab 2020 soll mindestens ein weiterer Hersteller einsteigen. Die Mercedes-Piloten Paul Di Resta und Gary Paffett, die beide noch Chancen auf den Gesamtsieg haben, wollen nun dafür sorgen, dass der Stern mit einem Erfolgserlebnis die große Bühne verlässt.