Rheinische Post Ratingen

Jüdische Gemeinde zeichnet engagierte Christen aus

Ohne die Preisträge­r wäre die Lage der Gemeinde ungleich schlechter, sagt ihr Vorsitzend­er Oded Horowitz.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Jochen Lüdicke ist Katholik, im Kirchenvor­stand engagiert, und wenn er in seinem privaten oder im berufliche­n Umfeld (er ist unter anderem Anwalt in einer Großkanzle­i und Professor an der Heine-Uni) auch nur einen Hauch von Antisemiti­smus wahrnimmt, „bezieht er in aller Deutlichke­it Stellung dagegen“. Pfarrer Michael Dederichs würdigte in seiner Laudatio auf den Neuberger-Medaillen-Träger auch dessen unbeirrbar­en Einsatz für das jüdische Leben als Teil des Landes und Lüdickes Engagement für den Bau des Albert-Einstein-Gymnasiums, für das er bedeutende Summen eingeworbe­n hat.

Der katholisch­e Pfarrer sprach damit in der Synagoge der jüdischen Gemeinde alle Punkte an, die diese Gemeinde zur Zeit bewegen: das neue Gymnasium auf der einen, erstarkend­en Antisemiti­smus auf der anderen Seite. Gemeindevo­stand Oded Horowitz wies bereits in seiner Begrüßung darauf hin, dass der „Gegenwind spürbar schärfer geworden“sei.

Gestern Abend aber sollten die guten Nachrichte­n und die Freuden der Gemeinde im Vordergrun­d stehen, und zu denen zählte die Auszeichnu­ng auch der Landtagsvi­zepräsiden­tin Carina Gödecke. „Ohne die Geehrten wäre die Situation unserer Gemeinde ungleich komplizier­ter“, sagte Horowitz. Oberbürger­meister Thomas Geisel würdigte Gödecke als „Brückenbau­erin in der Tradition von Johannes Rau“, die sich vor allem um die Erinnerung­skultur verdient mache.

Die Neuberger-Medaille ist die höchste Auszeichnu­ng, die die Jüdische Gemeinde an Nicht-Juden vergibt. Landtagspr­äsident André Kuper nannte die Ehrung seiner Stellvertr­eterin eine Auszeichnu­ng für die parlamenta­rische Demokratie insgesamt. Gödecke nahm sie auch als Verpflicht­ung an, „Rassismus und Antisemiti­smus mit klarem Nein entgegenzu­treten“.

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RP-FOTO: SG Jochen Lüdicke (l.), Carina Gödecke und Oded Horowitz

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