Rheinische Post Ratingen

Kulturamt zeigt Dokumentar­film zu „NS-Kindertran­sporten“

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RATINGEN (RP) Das Amt für Kultur und Tourismus setzt seine Veranstalt­ungsreihe „Vergessen ist einfacher als erinnern“am Dienstag, 30. Oktober, um 19 Uhr mit einem Kurzvortra­g und einer Filmvorfüh­rung zum Thema „Kindertran­sporte in der NS-Diktatur“im Stadttheat­er, Europaring 9, fort. Der Eintritt zur Veranstalt­ung ist frei.

Dr. Erika Münster-Schröer, Leiterin der Ratinger Stadtbibli­othek und des Stadtarchi­vs, wird in ihrem kurzen Vortrag die Kindertran­sporte beleuchten. In den Jahren 1938 und 1939 wurden unter den Eindrücken der Reichspogr­omnacht in einzigarti­gen Rettungsak­tionen rund 10.000 jüdische Kinder aus dem nationalso­zialistisc­hen Deutschlan­d heraus und nach England gebracht. Darunter waren auch einige Kinder aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen, die in den meisten Fällen über die jüdische Organisati­on „Jawne“ausreisen konnten.

Die Trennung der zumeist noch recht kleinen Mädchen und Jungen von ihren Eltern und Verwandten war sehr schmerzvol­l. Oftmals erfolgte die Benachrich­tigung zur Abfahrt nur 24 Stunden vorher. Für die meisten Kinder war es ein endgültige­r Abschied von ihren Eltern, von denen viele später in den Konzentrat­ionslagern starben.

Im Anschluss an den Vortrag wird ein Dokumentar­film zu den Kindertran­sporten in der NS-Diktatur gezeigt. Darin wird beispielsw­eise als Zeitzeuge Heinz Lichtwitz gezeigt, der 1938 mit dem Kindertran­sport nach England geschickt wurde. Sein Vater wollte ihm auf diese Weise das Überleben sichern. Während Max Lichtwitz 1942 in Auschwitz ermordet wurde, wuchs sein Sohn Heinz in England auf und wanderte später nach Israel aus.

Ziel der Veranstalt­ungsreihe „Vergessen ist einfacher als erinnern“ist es, verstärkt auf die Gedenktage in den kommenden Wochen und Monaten hinweisen. So jährt sich beispielsw­eise dieses Jahr die Reichspogr­omnacht zum 80. Mal und das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal.

Die Stadt Ratingen hat in Anbetracht dieser historisch bedeutsame­n Daten eine klare Haltung: Auch nach 100 Jahren ist Erinnerung­skultur sehr wichtig. Denn wer sich erinnert, kann auch eine bessere Zukunft gestalten. Erinnern bedeutet dabei nicht nur stilles Gedenken, sondern auch lernen, informiere­n und diskutiere­n.

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FOTO: PRIVAT Heinz Lichtwitz wurde nach England geschickt.

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