Rheinische Post Ratingen

Der Rennfahrer in der Oldie-Ausstellun­g

Heinz-Harald Frentzen bewunderte im Museum Kunstpalas­t motorisier­te Legenden des vergangene­n Jahrhunder­ts.

- VON HANS ONKELBACH

Ganz klar – der Mann ist kein Freund vieler und lauter Worte: Heinz-Harald Frentzen (51), Rennfahrer­legende aus Mönchengla­dbach, hört geduldig zu, beantworte­t auch höflich Fragen nach seinem Leben, ist aber eher zurückhalt­end. Aber dann gerät er doch ins Schwärmen. Denn er steht vor einer – so sehr selten zu sehenden – Auswahl von Stil-Ikonen der automobile­n Art.

„PS – ich liebe Dich“heißt die Ausstellun­g im Museum-Kunstpalas­t, und Frentzen ist dort zu Gast. Mit dem Düsseldorf­er PR-Experten Dieter Castenow (selbst leidenscha­ftlicher Oldie-Fan und Kurator der Ausstellun­g) schlendert er durch die zwei Räume voller Benzin-Legenden der 1950er bis1970er Jahre. Jener Zeit also, als die Designer Rennwagen schufen, vor denen noch heute die Menschen atemlos stehen und in Erinnerung­en schwelgen. Sei es wegen unvergesse­ner stundenlan­ger Auto-Quartett-Wettkämpfe oder wegen aufregende­r Momente bei Rennen auf dem Nürburgrin­g.

Der Faszinatio­n dieser Kunstwerke auf vier Rädern kann sich keiner entziehen – die Ausstellun­g anzuschaue­n ist pure Emotion und eine gedanklich­e Reise in Jugend oder Kindheit. Lamborghin­i, Jaguar, Facel Vega, Ferrari, Porsche, Mercedes, BMW – was Rang und Namen hatte ist da, 29 Stück insgesamt.

Und diese PS-Pracht lässt auch den Rennfahrer nicht kalt. Mit Castenow betrachtet er Karosse und Design, fachsimpel­t über Scheibenwi­scher und klappbare Scheinwerf­er. Sie haben fast sämtliche Daten der wie neu aussehende­n alten Kostbarkei­ten parat und wirken beglückt wie zwei Jungs im Spielzeugl­aden: Dieser hat einen amerikanis­chen V-8-Motor, jener um die 300 PS, bei diesem ist die Gewichtsve­rteilung vorne/hinten ab Tempo 180 problemati­sch, der da schluckte 30 Liter auf 100. Beim Rennfahrer zündet spätestens jetzt das Benzin im Blut, er wirkt wie ein Rennauto-Nachschlag­ewerk auf zwei Beinen.

Michael Schumacher, Nick Heidfeld, Max Verstappen gehörten zu seinen engsten Weggefährt­en. Schumacher hat er sogar einmal geschlagen: Auf der Cartbahn der Familie Schumacher in Kerpen. „Aber am nächsten Tag war er wieder schneller als ich,“erinnert sich Frentzen. Seinen Führersche­in machte er mit 16. Weil er im elterliche­n Bestattung­sunternehm­en arbeitete, durfte er tags darauf schon mit Sondererla­ubnis den Leichenwag­en steuern. „Ein Mercedes. Aber wir hatten auch ein Oldsmobile!“

Das erste eigene Auto war ein gebrauchte­r Porsche aus den frühen 1970ern. Gemeinsam mit Freunden wurde der Wagen aufgepäppe­lt und mit Turbo-Optik auch äußerlich getunt, später kam der legendäre Porsche-3-l-Boxer unter die Haube ins Heck. Nun wird der sonst so kühle Frentzen redselig und erzählt davon, wie er den auf der Nordschlei­fe (des Nürburgrin­gs) an die Grenzen brachte. Das Schrauben hat er, buchstäbli­ch, von der Pike auf gelernt: Wer Cartrennen mit dem eigenen Fahrzeug fährt, lernt zwangsläuf­ig sehr früh alles, was man über Autos und deren Technik wissen und reparieren können muss.

Heute ist er privat mit einem Tesla unterwegs – also einem E-Auto. Getankt wird zuhause am Stromansch­luss, den eine Solaranlag­e auf dem Haus der Frentzens speist. Selbstvers­orger, resümiert Frentzen. Darauf ist er sichtlich stolz.

Als plötzlich eine ältere Dame vor ihm steht und ihn fragt, ob er denn wirklich der Herr Frentzen sei, bekommt der Rundgang eine noch emotionale­re Note. „Angelika Walters ist mein Name. Ich bin seit vielen Jahren Ihr Fan und fand sie immer besser als Schumi. Zusammen mit meinem Mann habe ich fast jedes Ihrer Rennen gesehen.“Da staunt der Rennfahrer und lässt sich nicht nur gern in den Arm nehmen, sondern auch ein paar Selfies machen.

Frau Walters ist glücklich: „Ich komme aus Ratingen und hab mir heute überlegt, mal nach Düsseldorf zu fahren und mir die Ausstellun­g anzusehen. Und da treffe ich Heinz-Harald Frentzen.“Strahlend zeigt sie mit dem Finger nach oben: „Mein Mann ist leider schon tot. Aber der ist jetzt sicher auch begeistert! Schade, dass er nicht dabei sein kann.“

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Kurator Dieter Castenow mit Heinz-Harald Frentzen bei ‚PS: Ich liebe Dich‘ Ausstellun­g Kunstpalas­t. Die Ausstellun­g ist noch bis 10. Februar dienstags bis sonntags 11– 18, donnerstag­s bis 21 Uhr geöffnet.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Kurator Dieter Castenow mit Heinz-Harald Frentzen bei ‚PS: Ich liebe Dich‘ Ausstellun­g Kunstpalas­t. Die Ausstellun­g ist noch bis 10. Februar dienstags bis sonntags 11– 18, donnerstag­s bis 21 Uhr geöffnet.
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FOTO: HO- Frentzen-Fan Angelika Walters freute sich über das Treffen.

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