Neuanfang in Düsseldorf
Nach dreijähriger Bühnenpause ist Cosma Shiva Hagen zurück. Zurzeit spielt sie im Theater an der Kö.
Gerade ist eine ganze Menge neu für sie. Das tägliche Spielen. Das komödiantische Stück. Das Boulevardtheater. Und dazu das Leben in einer fremden Stadt. Lange und wohlüberlegt hatte sich Cosma Shiva Hagen regelrecht eingeigelt und ihren Hamburger Rückzugsort kaum verlassen. „Deshalb erscheint mir nun alles sehr voll“, sagt sie. „Einige Male war ich zu Fuß am Rhein, das reichte.“Sie lacht. „Ich bin ja schon stolz, wenn ich den Weg ins Theater an der Kö schaffe.“
Die Schauspielerin gastiert zum ersten Mal in Düsseldorf. Mit „Wir lieben und wissen nichts“von Moritz
„Zwei Quizsendungen und drei Drehtage für einen Krimi, das war’s“
Cosma Shiva Hagen über ihren Rückzug aus der Öffentlichkeit
Rinke beendete sie ihre dreijährige Bühnenpause. Die war ihr nach den Festspielen in Bad Hersfeld 2015 ein dringendes Bedürfnis: „Ich hatte zuvor viel Zeit damit verbracht, mir in der Gastronomie ein zweites Standbein aufzubauen, was schwieriger war als gedacht“, erklärt sie. „Macht man zu viel auf einmal, verzettelt sich und überfordert seinen Kopf. Ich wollte eine Weile völlig unbehelligt bleiben.“Also vorerst kein Theater mehr. Und auch sonst nicht viel. „Zwei Quizsendungen und drei Drehtage für einen Krimi, das war’s.“
Ein wenig faul sei sie darüber geworden, gibt sie zu. Doch auf einmal war sie wieder da, ihre Lust aufs Theater. Ihre Mentorin, die Schauspielerin Cordula Trantow, stellte den Kontakt zu René Heinersdorff her. „Sie versicherte, er sei ein guter Regisseur für Komödien. Das dritte Buch, das er mir schickte, gefiel mir sehr.“Dabei kannte sie den Theaterchef nur vom Telefon, hatte aber Vertrauen gefasst: „Er sprach so schnell wie Woody Allen und war so witzig, dass ich dachte, mit ihm probiere ich es jetzt. Gute Bedingungen für einen Neuanfang.“
Zu ihrer Überraschung hatte Heinersdorff sie für die Rolle der sanften Magdalena vorgesehen. Und nicht für Hannah, die taffe, entschlossene und selbstbewusste Karrierefrau in dem Quartett der Ehepaare, die von Jeanette Biedermann gespielt wird. „Inzwischen bin ich mit der Magdalena aber sehr glücklich“, sagt Cosma Shiva Hagen. „Ich habe mich mit dieser verträumten Figur angefreundet. Sie ist mir sogar ein bisschen ähnlich. Wie ich trägt sie ihr Herz auf der Zunge und kann gar nicht anders, als zu sagen, was sie denkt. Ein ganz reiner Mensch. Dadurch wird sie manchmal unterschätzt.“
Mit 15 drehte Cosma Shiva Hagen ihren ersten Film („Crash Kids“) und wurde über Nacht berühmt. „Seitdem bin ich Schauspielerin“, sagt sie. „In meinen Beruf habe ich mich schon in jungen Jahren verliebt. Nur nicht in seine Begleiterscheinungen.“Damit meint sie die Aufmerksamkeit, die ihr als Tochter von Nina Hagen und Enkelin von Eva-Maria Hagen im Übermaß zuteil wurde. „Weil ich von klein auf in der Öffentlichkeit stand und aus dieser bekannten Familie stammte, war ich andauernd gezwungen, über mein Privatleben zu reden. Natürlich interessiert das die Menschen. Aber man kommt sich irgendwann vor wie ein Papagei.“Als sie neulich im Fernsehen wieder über das Verhältnis zu ihrer schrillen Mutter befragt wurde, fand sie eine charmante Antwort: „Sie ist wie eine drollige liebe Freundin.“Das habe Nina Hagen sehr süß gefunden, berichtet ihre Tochter. Und ja, sie sei dankbar für ihre Kindheit und die bunte Welt, in die sie hineingeboren worden sei.
Mädchenjahre in Los Angeles, Ibiza, London, Paris. Die Entscheidung mit 13, beim Stiefvater in Spanien zu bleiben und dann zur Großmutter nach Hamburg zu wechseln. „Sie war damals mein Anker“, sagt Cosma Shiva Hagen und erzählt von ihrer Zeit im Internat in Lübeck: „Der erste Ort, an dem es für mich feste Regeln gab. Ich konnte Freundschaften schließen, die mir heute noch wichtig sind.“Stärkte die unstete Jugend ihr Bedürfnis nach Wurzeln – oder braucht sie gar keine? „Doch. Ich bin Stier und von daher sehr bodenständig. Mir fehlt auch jetzt mein Zuhause in Hamburg.“In Düsseldorf mache sie tagsüber wenig, sagt sie. Außer ins Yogastudio zu gehen. „Davon profitieren Körper und Geist. Ich meditiere, bin aber keine echte Buddhistin. Meine Großmutter ist Atheistin, meine Mutter hat sich dem evangelischen Glauben zugewandt. Ich wuchs mit vielen Einflüssen auf und picke mir aus diversen Schubladen heraus, was ich gerade brauche.“Seit vielen Jahren engagiert sie sich für Fairtrade. Das kommt ihr bisweilen sinnvoller vor als die Schauspielerei. Schon möglich, dass sie eines Tages ganz andere Prioritäten setzt. „Meine Vergangenheit lässt sich nicht ändern und die Zukunft nicht gänzlich beeinflussen“, sagt sie. „Aber die Gegenwart, die kann ich lenken und bestimmen.“