Rheinische Post Ratingen

Wunsch der SPD: Gedenken soll mehr Gewicht bekommen

-

HEILIGENHA­US (köh) Der Beschlussv­orschlag ist so knapp wie eindeutig: „Die Verwaltung wird beauftragt, Orte für das Verlegen von weiteren Stolperste­inen und entspreche­nden Gedenktafe­ln im öffentlich­en Raum zu benennen.“Diese Idee möchte die SPD in der kommenden Sitzung des Kulturauss­chusses diskutiere­n.

Die so genannten Stolperste­ine sollen als Erinnerung an jene Heiligenha­user Bürgerinne­n und Bürger verlegt werden, die Opfer der Verfolgung durch die Nationalso­zialisten wurden. Ziel dieses Antrags der SPD-Fraktion ist, mit Gedenktafe­ln und weiteren Stolperste­inen an das Schicksal der Heiligenha­user Bürgerinne­n und Bürger zu erinnern, die, weil sie Juden waren oder aus anderen Gründen verfolgt wurden, während der Zeit des Nationalso­zialismus deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden.

Der Hintergrun­d: Zu Beginn der NS-Zeit lebten noch über 20 jüdische Familien in der Stadt. Ihre ehemaligen Wohnorte sind bekannt. Das Schicksal der Opfer der sogenannte­n Euthanasie, politisch Verfolgter, Roma und Sinti, der Homosexuel­len und der Zeugen Jehovas soll ebenfalls berücksich­tigt werden. Nicht zuletzt soll auch an die Überlebend­en erinnert werden. „Die SPD-Fraktion vertritt dabei die Auffassung, gerade in unserer heutigen Zeit, damit ein klares Statement gegen das Vergessen dieses Kapitels deutscher Geschichte zu setzen“, schreibt Peter Kramer.

Bisher gibt es fünf Stolperste­ine, die in der Stadt an das Schicksal von Opfern des NS-Regimes erinnern: An das Ehepaar Karl und Rosa Aron, die Geschwiste­r Arthur und Adele Jacobs, sowie an Franz Frerich.

Der Stolperste­in für Artur Jacobs liegt am Südring 183. Jacobs starb nach einer Odyssee durch Konzentrat­ionslager. Der jüngste Stolperste­in ist auf dem Rathauspla­tz, er ist Franz Frerich gewidmet, kein Jude, sondern von Kollegen denunziert und im August 1944 hingericht­et.

Es gibt schon jetzt eine weitere Facette des Gedenkens, der Erinnerung­skultur und des friedlich-toleranten Zusammenle­bens allerdings mit einer etwas anderen Gewichtung: die Bodenintar­sie „Engel der Kulturen“auf dem Rathauspla­tz. Das Symbol des Künstlerpa­ares Carmen Dietrich und Gregor Merten wurde 2015 auf Initiative der Unesco-Realschule vor dem Rathaus verlegt. Es steht für den interrelig­iösen Dialog.

Vor Kurzem setzten die Realschüle­r ihre Aktion in dieser Sache fort.

 ?? RP-AF: ACHIM BLAZY ?? Neben den Stolperste­inen sind es die Aktionen rund um das Symbol „Engel der Kulturen“, die zu Dialog und Gedenken einladen.
RP-AF: ACHIM BLAZY Neben den Stolperste­inen sind es die Aktionen rund um das Symbol „Engel der Kulturen“, die zu Dialog und Gedenken einladen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany