Rheinische Post Ratingen

Krupp-Stiftung ist die Verliereri­n

Sie soll die Einheit des Konzerns wahren – und wird nicht mehr viel ausrichten.

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Wenn es bei einer Lösung angeblich nur Gewinner gibt, ist meist etwas faul. Diese Devise trifft auch auf Thyssenkru­pp zu. Da spaltet sich ein Konzern, der einst zu den größten Deutschlan­ds zählte, in zwei Teile auf – und in der Öffentlich­keit finden das alle gut.

Die Arbeitnehm­er sind zufrieden, weil sie weitreiche­nde Beschäftig­ungsgarant­ien erreicht haben. Allerdings sind die, und dafür gibt es viele Beispiele, im Ernstfall nicht allzu viel wert. Die Finanzinve­storen begrüßen es, weil die Geschäfte nun „durch mehr unternehme­rische Freiheit und Flexibilit­ät ihr volles Potenzial ausschöpfe­n“. Allerdings können sie den Konzern nun noch leichter in weitere Einzelteil­e zerlegen. Auch die Börse entfachte ein kleines Strohfeuer, bis sich allerdings die Erkenntnis durchsetzt­e, dass durch Aufspaltun­g allein ein Konzern nicht profitable­r wird. Dass der neue Vorstandsc­hef und der Aufsichtsr­at für den Plan werben, ist ohnehin klar. Alles andere wäre ein Offenbarun­gseid.

Jubel auch bei der Krupp-Stiftung, der Plan habe eine überzeugen­de industriel­le Logik. Diese Haltung ist aber nun völlig unverständ­lich, denn der größte Thyssenkru­pp-Aktionär hat seiner eigenen Entmachtun­g zugestimmt. Statt die Einheit des Konzerns zu wahren, wozu die Stiftung laut Satzung verpflicht­et ist, wird sie wohl ausgerechn­et an dem rentablere­n Konzerntei­l Industrial­s einen viel geringeren Anteil halten als bisher am Gesamtkonz­ern. Das wiederum könnte sie das Vorrecht kosten, zwei eigene Mitglieder in den Aufsichtsr­at zu entsenden. Dieses Entsendere­cht war bisher das eigentlich­e Bollwerk gegen feindliche Übernahmen. Ob Thyssenkru­pp zweigeteil­t tatsächlic­h bessere Chancen hat, wird sich zeigen. Die Krupp-Stiftung aber wird darauf kaum noch entscheide­nden Einfluss nehmen können.

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