Rheinische Post Ratingen

Wie CDU-Politiker Opel vor Diesel-Ärger bewahrten

Lange konnte sich der Autoherste­ller gegen einen Rückruf wehren. Das lag auch an Unterstütz­ung aus der Union.

- VON JAN DREBES UND FLORIAN RINKE

BERLIN Überrascht war in Kreisen der Umweltschü­tzer eigentlich niemand, als das Bundesverk­ehrsminist­erium die Nachricht verbreitet­e, man plane jetzt auch bei Opel einen Rückruf von Diesel-Fahrzeugen. Das sei längst überfällig, hieß es beim Naturschut­zbund Nabu. Man wisse schon seit 2015, dass Opel Abgasemiss­ionen manipulier­e, sagte der Chef der Deutschen Umwelthilf­e, Jürgen Resch.

Doch der Kampf für saubere Luft ist nicht nur einer gegen die Interessen der deutschen Autoindust­rie – sondern auch gegen die Regierungs­partei CDU. Kritiker verweisen zwar gerne auf den CSU-Politiker Alexander Dobrindt, der als Verkehrsmi­nister die Aufklärung behinderte, während sein Nachfolger, Parteikoll­ege Andreas Scheuer, seit seinem Dienstantr­itt immer wieder Autos zurückrufe­n lässt. Sie vergessen dabei jedoch gerne die Rolle, die CDU-Politiker in dem Skandal spielen.

Der Fall Opel ist dabei ein gutes Beispiel. Denn als die Vorwürfe erstmals bekannt wurden, war es Hessens früherer Ministerpr­äsident Roland Koch (CDU), der den damaligen Opel-Chef Karl-Thomas Neumann als Rechtsbeis­tand bei Gesprächen in Berlin begleitete.

Doch er war längst nicht der einzige CDU-Politiker, der sich in dieser Zeit für den Rüsselshei­mer Autobauer stark machte. Mit Joachim Koschnicke arbeitete in dieser Zeit auch ein Vertrauter von Angela Merkel als Lobbyist für Opel, bevor er die Kanzlerin 2017 als Leiter Strategisc­he Planung und Strategisc­he Kommunikat­ion in der CDU-Bundesgesc­häftsstell­e im Bundestags­wahlkampf unterstütz­te.

Der „Spiegel“berichtete schon vor einiger Zeit, wie Koschnicke in seiner Zeit als Opel-Lobbyist Druck auf Amtsleiter ausübte und die Verfehlung­en des Konzerns bei der Motorsoftw­are kleinredet­e. In informiert­en Kreisen heißt es, Koschnicke habe dem Kraftfahrt­bundesamt (KBA) unverhohle­n gedroht. Motto: Wenn ihr uns dran bekommt, dann gehen wir vor Gericht und sprengen eure bisherigen unprofessi­onellen Untersuchu­ngen. So heißt es in einem Brief: „Wir weisen auch darauf hin, dass das KBA keine Standards hinsichtli­ch des Zustands der Fahrzeuge zu Testbeginn definiert hat.“

Inzwischen hat Koschnicke erneut die Seiten gewechselt und arbeitet für die Kommunikat­ionsberatu­ng Hering Schuppener. Dort berät er „Unternehme­n schwerpunk­tmäßig bei der strategisc­hen Positionie­rung und Kommunikat­ion, auch bei der Positionie­rung und Interessen­vertretung im politische­n Raum in Deutschlan­d und der EU“, wie es auf der Homepage heißt.

Opel hingegen sucht inzwischen nicht mehr nur hinter den Kulissen, sondern auch ganz offen den Konflikt mit der Bundesregi­erung. Sollte eine Anordnung des KBA ergehen, teilte das Unternehme­n mit, werde man sich rechtlich dagegen zur Wehr setzen.

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