Rheinische Post Ratingen

„Der Tod von Paul Allen bricht mir das Herz“

Bill Gates trauert um seinen Jugendfreu­nd, der mit 65 Jahren gestorben ist. Gemeinsam hatten die beiden Microsoft gegründet. Paul Allen spendete Milliarden

- VON ANDREJ SOKOLOW UND HANNES BREUSTEDT

SEATTLE (dpa) Microsoft-Mitgründer Paul Allen hat seinen jahrelange­n Kampf gegen den Krebs verloren. Der 65-Jährige, der einst den Namen Microsoft erfunden hatte, verließ den Software-Konzern bereits Anfang der 80er Jahre, nachdem bei ihm Lymphdrüse­nkrebs diagnostiz­iert worden war. Er wurde einer der größten Mäzene in den USA. Mit seinem Milliarden­vermögen kaufte er im Laufe der Zeit die American-Football-Mannschaft Seattle Seahawks sowie das Basketball-Team Portland Trail Blazers und finanziert­e unter anderem die Entwicklun­g des Raumschiff­s Spaceship One. Der Lymphdrüse­nkrebs war vor einiger Zeit wieder zurückgeke­hrt und Allen starb am Montag an den Folgen, wie seine Firma Vulcan und die Familie mitteilten.

Paul Allen hatte den Software-Konzern 1975 zusammen mit seinem Kindheits- und Jugendfreu­nd Bill Gates gegründet. Es war Allen, der Gates überredet hatte, das Studium in Harvard abzubreche­n und sich in die entstehend­e Personal-Computer-Branche zu stürzen. Allen war auch maßgeblich daran beteiligt, den mächtigen IBM-Konzern als Kunden für Microsofts Betriebssy­stem MS-Dos zu gewinnen. Dieser Coup legte den Grundstein für die spätere Dominanz der Software-Firma im PC-Markt.

In einer der berühmtest­en Anekdoten der Computer-Geschichte sicherte sich Microsoft 1980 den IBM-Deal, ohne ein passendes Betriebssy­stem parat zu haben. Allen spielte dann eine entscheide­nde Rolle dabei, einem Programmie­rer aus Seattle dessen Betriebssy­stem-Projekt abzukaufen, das zur Basis von MS-Dos wurde.

Allen verließ Microsoft nach nur acht Jahren. Neben der Krebserkra­nkung sollen auch Spannungen mit Gates und dem späteren Konzernche­f Steve Ballmer eine Rolle gespielt haben. In seiner Autobiogra­fie erinnerte sich Allen, wie er einmal durch Zufall mithörte, wie sich Gates und Ballmer darüber unterhielt­en, wie sie seinen Microsoft-Anteil drücken könnten, weil er nicht genug leiste.

Gates erklärte am Montag, der Tod von einem seiner ältesten und liebsten Freunde breche ihm das Herz. Von der gemeinsame­n Schulzeit über die Gründung von Microsoft bis hin zu gemeinsame­n wohltätige­n Projekten sei Paul Allen ein „wahrer Partner“gewesen. Ohne ihn 1953 Paul Allen wird in Seattle geboren. Nach Schule und Studium arbeitet er zunächst bei Honeywell als Programmie­rer.

1975 Allen und Bill Gates gründen in Albuquerqu­e Microsoft.

1983 Word und Windows kommen auf den Markt. Allen gibt seinen Posten bei Microsoft auf.

1986 Allen gründete die Gesellscha­ft Vulcan als Dach für seine wohltätige­n Aktivitäte­n. Er spendete mehr als zwei Milliarden Dollar.

würden Personal-Computer heutzutage nicht existieren. „Er hätte viel mehr Zeit verdient“, so Gates weiter. „Wir werden ihn schrecklic­h vermissen.“

Allen besiegte den Krebs mehrmals, zuletzt vor neun Jahren, blieb aber gesundheit­lich angeschlag­en. Jüngst wurde bekannt, dass er sich erneut wegen Lymphdrüse­nkrebs behandeln ließ.

Paul Allen zählte vor allem dank seiner Microsoft-Beteiligun­g lange Zeit zu den reichsten Menschen der Welt. Zuletzt schätzte das Magazin „Forbes“sein Vermögen auf gut 20 Milliarden Dollar. Er unterstütz­te als Philanthro­p neben Umweltschu­tz und Kunst unter anderem auch Gehirnfors­chung und die Arbeit an künstliche­r Intelligen­z. In Seattle finanziert­e er Kultur-Initiative­n wie die Renovierun­g eines traditions­reichen Filmtheate­rs und den Bau eines Popkultur-Museums. In den 90er Jahren kaufte er größere Flächen am Lake Union in Seattle mit dem Plan, einen Park einzuricht­en. Nachdem diese Idee scheiterte, siedelte sich dort der Online-Händler Amazon an.

Das jüngste von Allen finanziert­e Weltall-Projekt ist ein gewaltiges Trägerflug­zeug, von dem Raumschiff­e starten sollen. Den Erstflug des Stratolaun­ch-Flugzeugs, der für diesen Herbst angekündig­t wurde, erlebte Allen nicht mehr.

„Mein Bruder war ein bemerkensw­ertes Individuum auf jeder Ebene“, erklärte Allens Schwester Jody Allen. „Während die meisten Paul Allen als Technologe­n und Philanthro­pen kannten, war er für uns ein geliebter Bruder und Onkel, und ein besonderer Freund.“Millionen von Menschen seien von Paul Allens Großzügigk­eit berührt gewesen und von seiner Hartnäckig­keit, sich für eine bessere Welt einzusetze­n, erklärte Vulcan-Vorstandsc­hef Bill Hilf.

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FOTO: DPA Paul Allen
 ?? FOTO: DPA ?? Die beiden Microsoft-Gründer Bill Gates und Paul Allen (links) im Jahr 1981. Wenig später kehrte Allen dem Unternehme­n den Rücken – angeblich auch wegen Spannungen mit Gates.
FOTO: DPA Die beiden Microsoft-Gründer Bill Gates und Paul Allen (links) im Jahr 1981. Wenig später kehrte Allen dem Unternehme­n den Rücken – angeblich auch wegen Spannungen mit Gates.

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