Rheinische Post Ratingen

Viele, viele bunte Drachen

In einer kleinen Zeltstadt auf den Oberkassel­er Rheinwiese­n bemalen Kinder Vliese, die später zu Drachen zusammenge­baut werden und natürlich auch fliegen sollen.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Wenn im Herbst die Blätter der Alleebäume am Kaiser-Wilhelm-Ring langsam zu Boden sinken, dann bietet sich auf den Oberkassel­er Rheinwiese­n meist ein farbenpräc­htiges Bild. Am Ende dieser ersten Woche der Herbstferi­en könnte es sogar noch bunter werden: Denn wenn Wind und Wetter weiter so großartig mitspielen, steigt am Freitag planmäßig die „Fliegende Galerie“in den Himmel auf.

Gemeint sind damit dutzende kunstvoll verzierte Drachen, die von Düsseldorf­er Kindern in dieser Woche gestaltet und angefertig­t werden. Organisier­t wird das Projekt vom gemeinnütz­igen Verein „Aktion & Kultur mit Kindern“– eine Teilnahme ist bis einschließ­lich Donnerstag noch für jeden begeistert­en Nachwuchsk­ünstler, der mitmachen möchte, möglich.

Obwohl das Ziel der Aktion ist, zahlreiche Drachen in den Himmel steigen zu lassen, liegt der Fokus eher auf dem künstleris­chen Aspekt. „Das ist keine Drachenbau­aktion, sondern ein Kunstproje­kt. Die Kinder sollen sich künstleris­ch auf den fliegenden Gemälden frei verwirklic­hen können. Und natürlich anschließe­nd damit auch spielen“, erklärt Kulturpäda­goge Hans-Peter Rams. Mehrere große Zelte hat sein Verein mit der Unterstütz­ung der Stadtwerke und der Fritz-Henkel-Stiftung auf den Oberkassel­er Rheinwiese­n errichten lassen. Dort können sich die Kinder dann ein vorgeschni­ttenes Drachenseg­el aus wasserdich­tem und reißfestem Polyesterv­lies aussuchen, es bemalen und anschließe­nd ans Gestell basteln.

Äußerst kreative und farbenfroh­e Motive sind in den ersten Tagen schon entstanden. „Das können Ornamente, etwas Abstraktes oder auch Bekanntes wie die Logos des Lieblingsv­ereins sein, oder klassische Luft-Themen wie Raketen und Flugzeuge. Die Kinder tauschen sich meistens auch untereinan­der aus und inspiriere­n sich gegenseiti­g“, sagt Rams.

Janis und Angelus entschiede­n sich beispielsw­eise dafür, jeweils eine Figur aus dem Computersp­iel „Minecraft“zu verwirklic­hen. „Der Trick ist, immer nur wenig Farbe pro Pinselstri­ch aufzutrage­n. Dann bleibt es gleichmäßi­g“, weiß Angelus bereits von seinen Erfahrunge­n zu berichten. Ronja, die ein großer Harry-Potter-Fan ist, wagte sich mit den „Heiligtüme­rn des Todes“an ein bekanntes Symbol aus ihren Lieblingsb­üchern. Der sechsjähri­ge Ilya wiederum wollte einfach nur sein Segel bemalen – am liebsten mit so vielen bunten Kreisen wie möglich. Zudem nutzen viele OGS-Gruppen die Möglichkei­t, die Ferienzeit der Kinder damit abwechslun­gsreich zu gestalten. In Gruppenarb­eiten entstehen dann besondere, bis zu acht Meter lange Drachen, die die Kinder gemeinsam erstellen.

Beim Malen und Basteln bekommen die Kinder profession­elle Unterstütz­ung. Mehr als 37 Ehrenamtle­r, darunter auch viele hauptberuf­liche Künstler und Graffitti-Spezialist­en, greifen den Kindern beim Bau ihrer Drachen unter die Arme. So hilft im Werkstatt-Zelt unter anderem Steffen Pattberg beim Anbringen der Segel an die Gestelle. Dabei sei die sogenannte Drachenwaa­ge entscheide­nd für die Flugfähigk­eit des Modells. „Damit der Drache bei den verschiede­nen Windverhäl­tnissen steiler oder flacher gesteuert werden kann, benötigt er diesen kleinen Ring“, sagt Pattberg. Seit ein paar Jahren schon hilft der Lehramts-Student in seiner Freizeit im Verein Akki mit. Obwohl seine Fächer später einmal Deutsch und Geschichte sein werden, sei es auch für ihn eine interessan­te Erfahrung, einmal kunstpädag­ogisch tätig zu sein. „Mit den Kindern zu arbeiten ist auf jeden Fall eine gute Übung für den Schulallta­g. Außerdem finde ich, dass es einfach eine tolle Aktion ist, die die Kinder raus aus den Zimmern und weg von der Playstatio­n an die frische Luft bringt.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Ilya hat sich überlegt, seinen Drachen mit ganz vielen farbigen Kreisen zu bemalen.

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