Viele, viele bunte Drachen
In einer kleinen Zeltstadt auf den Oberkasseler Rheinwiesen bemalen Kinder Vliese, die später zu Drachen zusammengebaut werden und natürlich auch fliegen sollen.
Wenn im Herbst die Blätter der Alleebäume am Kaiser-Wilhelm-Ring langsam zu Boden sinken, dann bietet sich auf den Oberkasseler Rheinwiesen meist ein farbenprächtiges Bild. Am Ende dieser ersten Woche der Herbstferien könnte es sogar noch bunter werden: Denn wenn Wind und Wetter weiter so großartig mitspielen, steigt am Freitag planmäßig die „Fliegende Galerie“in den Himmel auf.
Gemeint sind damit dutzende kunstvoll verzierte Drachen, die von Düsseldorfer Kindern in dieser Woche gestaltet und angefertigt werden. Organisiert wird das Projekt vom gemeinnützigen Verein „Aktion & Kultur mit Kindern“– eine Teilnahme ist bis einschließlich Donnerstag noch für jeden begeisterten Nachwuchskünstler, der mitmachen möchte, möglich.
Obwohl das Ziel der Aktion ist, zahlreiche Drachen in den Himmel steigen zu lassen, liegt der Fokus eher auf dem künstlerischen Aspekt. „Das ist keine Drachenbauaktion, sondern ein Kunstprojekt. Die Kinder sollen sich künstlerisch auf den fliegenden Gemälden frei verwirklichen können. Und natürlich anschließend damit auch spielen“, erklärt Kulturpädagoge Hans-Peter Rams. Mehrere große Zelte hat sein Verein mit der Unterstützung der Stadtwerke und der Fritz-Henkel-Stiftung auf den Oberkasseler Rheinwiesen errichten lassen. Dort können sich die Kinder dann ein vorgeschnittenes Drachensegel aus wasserdichtem und reißfestem Polyestervlies aussuchen, es bemalen und anschließend ans Gestell basteln.
Äußerst kreative und farbenfrohe Motive sind in den ersten Tagen schon entstanden. „Das können Ornamente, etwas Abstraktes oder auch Bekanntes wie die Logos des Lieblingsvereins sein, oder klassische Luft-Themen wie Raketen und Flugzeuge. Die Kinder tauschen sich meistens auch untereinander aus und inspirieren sich gegenseitig“, sagt Rams.
Janis und Angelus entschieden sich beispielsweise dafür, jeweils eine Figur aus dem Computerspiel „Minecraft“zu verwirklichen. „Der Trick ist, immer nur wenig Farbe pro Pinselstrich aufzutragen. Dann bleibt es gleichmäßig“, weiß Angelus bereits von seinen Erfahrungen zu berichten. Ronja, die ein großer Harry-Potter-Fan ist, wagte sich mit den „Heiligtümern des Todes“an ein bekanntes Symbol aus ihren Lieblingsbüchern. Der sechsjährige Ilya wiederum wollte einfach nur sein Segel bemalen – am liebsten mit so vielen bunten Kreisen wie möglich. Zudem nutzen viele OGS-Gruppen die Möglichkeit, die Ferienzeit der Kinder damit abwechslungsreich zu gestalten. In Gruppenarbeiten entstehen dann besondere, bis zu acht Meter lange Drachen, die die Kinder gemeinsam erstellen.
Beim Malen und Basteln bekommen die Kinder professionelle Unterstützung. Mehr als 37 Ehrenamtler, darunter auch viele hauptberufliche Künstler und Graffitti-Spezialisten, greifen den Kindern beim Bau ihrer Drachen unter die Arme. So hilft im Werkstatt-Zelt unter anderem Steffen Pattberg beim Anbringen der Segel an die Gestelle. Dabei sei die sogenannte Drachenwaage entscheidend für die Flugfähigkeit des Modells. „Damit der Drache bei den verschiedenen Windverhältnissen steiler oder flacher gesteuert werden kann, benötigt er diesen kleinen Ring“, sagt Pattberg. Seit ein paar Jahren schon hilft der Lehramts-Student in seiner Freizeit im Verein Akki mit. Obwohl seine Fächer später einmal Deutsch und Geschichte sein werden, sei es auch für ihn eine interessante Erfahrung, einmal kunstpädagogisch tätig zu sein. „Mit den Kindern zu arbeiten ist auf jeden Fall eine gute Übung für den Schulalltag. Außerdem finde ich, dass es einfach eine tolle Aktion ist, die die Kinder raus aus den Zimmern und weg von der Playstation an die frische Luft bringt.“