Blicke durch digitale Fenster
Kunst im Tunnel stellt zusammen mit der Düsseldorfer Stiftung Imai Werke junger Künstler aus. Alle setzen auf moderne Techniken.
Das Bedrückendste kommt zum Schluss, ganz am Ende des Tunnels. Die Leinwand zeigt Bilder einer amerikanischen Kleinstadt. Die Sonne scheint. Einwohner berichten von einem schwer fassbaren, fast geisterhaften Grauen. Es zerstört Freundschaften und Familien, lässt die Zukunft aussichtslos erscheinen. In den Kopfhörern beklemmendes Rauschen. Etwas geht dort vor sich, wirft seinen Schatten über Wälder und Straßen, auf Menschen und Häuser. Hält die Bewohner in seinem Bann.
Die Ausstellung erwartet vom Besucher ungeteilte Aufmerksamkeit — in Bild und Ton
Acht geben, zuhören, genau hinsehen. „Watch Out!“im KIT erwartet vom Besucher ungeteilte Aufmerksamkeit – in Bild und Ton. Trotzdem sei es eine angenehm kurzweilige Ausstellung, wenn man sich anderthalb Stunden Zeit nehme, sagt Renate Buschmann, Direktorin der Stiftung Imai (Inter Media Art Institute). Die Werke der fünf jungen Künstler seien ein guter Vorgeschmack auf das, was das imai bieten kann, wenn es im Erdgeschoss des NRW-Forums eine feste Ausstellungsfläche bekommt.
Gleich im Eingangsbereich des KIT wird der Besucher von den scharf gesprochenen, vehementen Forderungen der in Sarajevo geborenen und lebenden Künstlerin Adela Jušic empfangen. Auf zwei Monitoren präsentiert die Künstlerin ein Zwiegespräch – mit sich selbst aber auch dem Publikum. Jušic stellt in ihrem „Artist’s Statement“Regeln für potentiell erfolgreiche Künstler auf, wechselt inhaltlich zwischen Ironie, Anpassung und dem Recht auf künstlerische Freiheit.
Die japanische Künstlerin Satake verarbeitet in ihrer Videocollage „Remains (Omokage)“ihre eigene Vergangenheit anhand der Fotografien ihres Großvaters. Sie bettet die alten Fotografien teils statisch, teils in bewegten Bildern in die Originalschauplätze ein. Ohrwurmgefahr herrscht dagegen bei Max Grau. In Endlosschleife laufen wenige Sekunden des Films Grease – mit dem dazugehörigen Titellied „You’re the one that I want“, gesungen von John Travolta und Olivia Newton-John. Grau nimmt die Szene zum Anlass, auf Deutungssuche zu gehen. Bei sich selbst, seiner Familie und im Internet. Mit „The Beauty of It“hat Dominik Geis die größte und verstörendste Installation aufgebaut. Auf drei großen Leinwänden laufen im Stakkato verschiedenste Aufnahmen der Fernsehgeschichte zu einem düster-obskuren Ganzen zusammen.
Das Werk am Ende des Tunnels stammt von Miriam Gossing und Lina Sieckmann. Das Duo hat für seinen Film „Ocean Hill Drive“unter anderem den Deutschen Kurzfilmpreis erhalten. Der Film zeigt in 20 eindringlichen Minuten, was mit einer Stadt geschieht, die dem stetig flackernden Schattenwurf von Windrädern ausgesetzt ist. Der Besucher blinzelt unweigerlich mit bei jedem Schattenwurf.