Im Wunderland der Theaterfrauen
Im Central geht es am 2. und 3. November um Geschlechtergerechtigkeit
78 Prozent männliche Intendanzen, 78 Prozent aller großen Inszenierungen verantworten Männer — und Sie titeln das Symposium im Düsseldorfer Schauspielhaus zur Geschlechtergerechtigkeit mit „Wonderlands“. Ist das ironisch gemeint?
Meyer Nur bedingt. Fakt ist, dass im „Wunderland“der Performing Arts Frauen nicht die Rolle spielen, die ihnen zusteht. Wir werden dafür kämpfen, dass sich das ändert, was aus heutiger Sicht einem Wunder gleichkäme, jedoch nicht hoffnungslos ist.
Welche sind die Kernpunkte der aktuellen Diskussion um Gleichberechtigung am Theater?
Meyer Vor 13 Jahren haben wir in Düsseldorf ein erstes Hearing zum Thema gemacht, damals war Anna Badora Intendantin. Heute müssen wir feststellen, dass sich nichts von dem, was wir damals als verbesserungswürdig formuliert haben, geändert hat. Es gibt nach wie vor kaum Frauen in Leitungsfunktion, Schauspielerinnen werden — ebenso wie das künstlerische Personal insgesamt —, an fast allen deutschen Häusern schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Fordern Sie eine Quote?
Meyer Ja, ich glaube, eine paritätische Besetzung könnte helfen. Die Direktorin des Staatsschauspiels Karlsruhe hat angekündigt, nur mit weiblichen Regiekräften zu arbeiten, die künftige Leiterin des Staatsschauspiels Hannover will die Hälfte der Inszenierungen an Regisseurinnen vergeben. Das sind wichtige Signale.
Ist das nicht ein bisschen drüber? Welche Rolle spielt denn dann die Qualität?
Meyer Es ist eine Haltung und wichtig zum Aufwachen. Und zur Qualität: Es gibt viele sehr gute Theaterfrauen die jedoch keine Chance bekommen, weil in den Gremien, von Intendanz bis Findungskommission, hauptsächlich Männer sitzen, die wiederum Männer wählen. Ein Unding, zumal, wenn man bedenkt, dass mehr als 50 Prozent der Schauspielschulabsolventen Frauen sind. Wo sind die? Wo ist ihre Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen?
Was wollen Sie mit dem Symposium bewirken?
Meyer Wir schauen mit Wissenschaftlern und Theaterleuten Themen zur Geschlechtergerechtigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln an und entwickeln Handlungsanweisungen. Dann beginnt die Lobby-Arbeit, damit wir wichtige Anliegen wie eine Quote auch durchsetzen. Uns ist Partizipation ebenso wichtig wie Qualität — in den Führungsebenen der Häuser sollte sich die breite Palette unserer Gesellschaft spiegeln.