Warmes Wetter lässt Einzelhandel schwitzen
Winterjacken zu verkaufen ist gar nicht so einfach bei 25 Grad. Die Düsseldorfer Händler machen das Beste daraus.
17 Grad, Wolken, vielleicht einige Regentropfen – nicht jeder freut sich über den Wetterbericht für Samstag. Dankbar sind aber einige Modeund Bekleidungsgeschäfte. Denn Sonnenschein und Sommerwetter sind nicht gerade optimal, um Pullover, Stiefel und Winterjacken an den Kunden zu bringen. „Ich habe bei diesen Temperaturen eigentlich keine Lust auf Wintershopping“, sagt Karsten Ulrich (40), der gerade bei Peek&Cloppenburg unterwegs ist. „Aber der Herbst kommt trotzdem – deswegen schaue ich mir die Wintersachen wenigstens schon mal an.“
„Wir warten und beten“, sagt Axel Augustin, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Textileinzelhandels (BTE). „Jeder Tag tut weh.“Denn während draußen warme Temperaturen herrschen, hängen drinnen bereits die warmen Jacken. „In dieser Branche wird monatelang im Voraus gekauft“, sagt Augustin. „Doch weil wir dieses Jahr auch keinen richtigen Frühling hatten, sind die Lager noch voll mit der Übergangsmode von vor einem halben Jahr.“Nur hier und da gelingt es, das Langarmshirt aus dem Frühjahr zwischen die Herbstmode zu mogeln.
Die Düsseldorfer Einzelhändler malen die Lage nicht ganz so schwarz wie der Branchen-Sprecher. „Anspruchsvoll“sei es, sagt Jan Schnatmann, Geschäftsführer bei Galeria Kaufhof an der Kö, auf die mittlerweile total verschobenen Jahreszeiten und Saisons zu reagieren. „Aber wir haben das dieses Jahr gut gesteuert.“So hängen bei Kaufhof die Winterpullis neben den Sommerkleidchen, stehen die Winterboots neben den luftigen Sandalen. Die Herbst-/Wintersaison endgültig einläuten will die Filiale mit der Eröffnung des neuen Erdgeschosses ab Donnerstag.
Auch Rafael Beumker gehört nicht zu den Stöhnern. In seiner Oberkasseler Boutique hängt die Wintermode schon seit zwei Monaten im Laden. Trotzdem verzeichnet er nach eigenen Angaben ein Umsatzplus. „Frauen ticken ja anders“, sagt Beumker. „Sie wollen die schönen Dinge schon früh besitzen – auch wenn sie sie erst in einigen Wochen anziehen können.“Er profitiere sogar vom schönen Wetter, sagt Beumker. „Bei Sonnenschein frequentiert uns neben den Stammkunden auch Laufkundschaft.“
Bei „Elena“in der Kö-Galerie steht die Winterschuhkollektion schon vollständig im Laden. Inhaberin Gabriele Alexa Göllner (75) beobachtet sehr deutlich, dass sie wegen des Wetters nicht so gut gehen wie sonst. Das macht ihr Sorgen: „Man hat nicht mehr lange Zeit, Winterkollektionen zu regulären Preisen zu verkaufen, denn der Ausverkauf startet relativ früh – teils schon im November“, sagt sie.
Schuld daran sind – zumindest zum Teil – die Amerikaner. In den USA ist der Tag nach Thanksgiving, der vierte Freitag im November, als „Black Friday“bekannt, an dem es in vielen Geschäften große Rabatte gibt. Diese Sitte ist durch Amazon und andere Online-Händler nach Deutschland geschwappt. Dazu kommt die Liberalisierung der Schlussverkaufszeiten. Wenn dann noch die Geschäfte nicht wie gewünscht laufen, fangen die Rabattaktionen früher und früher an, weiß Axel Augustin vom BTE. „Die Ware muss bezahlt werden. Ab einem bestimmten Punkt kriegt jemand kalte Füße und reduziert.“Dann beginnt der Ausverkaufs-Wettbewerb.