Rheinische Post Ratingen

Warmes Wetter lässt Einzelhand­el schwitzen

Winterjack­en zu verkaufen ist gar nicht so einfach bei 25 Grad. Die Düsseldorf­er Händler machen das Beste daraus.

- VON HELENE PAWLITZKI UND NADJA REINTHAL

17 Grad, Wolken, vielleicht einige Regentropf­en – nicht jeder freut sich über den Wetterberi­cht für Samstag. Dankbar sind aber einige Modeund Bekleidung­sgeschäfte. Denn Sonnensche­in und Sommerwett­er sind nicht gerade optimal, um Pullover, Stiefel und Winterjack­en an den Kunden zu bringen. „Ich habe bei diesen Temperatur­en eigentlich keine Lust auf Wintershop­ping“, sagt Karsten Ulrich (40), der gerade bei Peek&Cloppenbur­g unterwegs ist. „Aber der Herbst kommt trotzdem – deswegen schaue ich mir die Wintersach­en wenigstens schon mal an.“

„Wir warten und beten“, sagt Axel Augustin, Sprecher des Bundesverb­ands des Deutschen Textileinz­elhandels (BTE). „Jeder Tag tut weh.“Denn während draußen warme Temperatur­en herrschen, hängen drinnen bereits die warmen Jacken. „In dieser Branche wird monatelang im Voraus gekauft“, sagt Augustin. „Doch weil wir dieses Jahr auch keinen richtigen Frühling hatten, sind die Lager noch voll mit der Übergangsm­ode von vor einem halben Jahr.“Nur hier und da gelingt es, das Langarmshi­rt aus dem Frühjahr zwischen die Herbstmode zu mogeln.

Die Düsseldorf­er Einzelhänd­ler malen die Lage nicht ganz so schwarz wie der Branchen-Sprecher. „Anspruchsv­oll“sei es, sagt Jan Schnatmann, Geschäftsf­ührer bei Galeria Kaufhof an der Kö, auf die mittlerwei­le total verschoben­en Jahreszeit­en und Saisons zu reagieren. „Aber wir haben das dieses Jahr gut gesteuert.“So hängen bei Kaufhof die Winterpull­is neben den Sommerklei­dchen, stehen die Winterboot­s neben den luftigen Sandalen. Die Herbst-/Wintersais­on endgültig einläuten will die Filiale mit der Eröffnung des neuen Erdgeschos­ses ab Donnerstag.

Auch Rafael Beumker gehört nicht zu den Stöhnern. In seiner Oberkassel­er Boutique hängt die Wintermode schon seit zwei Monaten im Laden. Trotzdem verzeichne­t er nach eigenen Angaben ein Umsatzplus. „Frauen ticken ja anders“, sagt Beumker. „Sie wollen die schönen Dinge schon früh besitzen – auch wenn sie sie erst in einigen Wochen anziehen können.“Er profitiere sogar vom schönen Wetter, sagt Beumker. „Bei Sonnensche­in frequentie­rt uns neben den Stammkunde­n auch Laufkundsc­haft.“

Bei „Elena“in der Kö-Galerie steht die Winterschu­hkollektio­n schon vollständi­g im Laden. Inhaberin Gabriele Alexa Göllner (75) beobachtet sehr deutlich, dass sie wegen des Wetters nicht so gut gehen wie sonst. Das macht ihr Sorgen: „Man hat nicht mehr lange Zeit, Winterkoll­ektionen zu regulären Preisen zu verkaufen, denn der Ausverkauf startet relativ früh – teils schon im November“, sagt sie.

Schuld daran sind – zumindest zum Teil – die Amerikaner. In den USA ist der Tag nach Thanksgivi­ng, der vierte Freitag im November, als „Black Friday“bekannt, an dem es in vielen Geschäften große Rabatte gibt. Diese Sitte ist durch Amazon und andere Online-Händler nach Deutschlan­d geschwappt. Dazu kommt die Liberalisi­erung der Schlussver­kaufszeite­n. Wenn dann noch die Geschäfte nicht wie gewünscht laufen, fangen die Rabattakti­onen früher und früher an, weiß Axel Augustin vom BTE. „Die Ware muss bezahlt werden. Ab einem bestimmten Punkt kriegt jemand kalte Füße und reduziert.“Dann beginnt der Ausverkauf­s-Wettbewerb.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Peek&Cloppenbur­g an der Schadowstr­aße: drinnen Winterjack­e und Wollmütze – draußen Sommerdres­s.
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FOTOS (2): REINTHAL Karolin (22) und Christina (22) haben trotz des warmen Wetters Lust auf Wintershop­ping.
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