Rheinische Post Ratingen

Lebenshilf­e feiert Betreutes Wohnen

Hauptakteu­re des Festes zum 20-jährigen Bestehen waren die Nutzer dieses Wohnangebo­tes.

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KREIS METTMANN (RP) Gill Buchhorn (42), in Göteborg (Schweden) geboren, fühlt sich wohl in ihrem Apartment in der Talstraße in Langenfeld. Sie fährt gerne Fahrrad und macht Handarbeit­en wie sticken und häkeln. Musikalisc­h ist sie auch, spielt C- und Altflöte, war lange Zeit in der Lebenshilf­e-Musikgrupp­e. Fast täglich besucht sie auch Monika Agusev (45), die im gleichen Haus im Erdgeschos­s wohnt. Zur Feier des 20-jährigen Bestehens des „Betreuten Wohnens“der Lebenshilf­e zeigte sie mit einem Flöten-Solo, was sie musikalisc­h drauf hat.

Rund 120 „Nutzer“mit Angehörige­n, Freunden, Betreuern aus dem ganzen Kreis Mettmann waren in das Barbarahei­m der katholisch­en Kirche St. Barbara in Langenfeld-Reusrath gekommen, um das Jubiläum zu feiern. Angefangen hatte alles vor 20 Jahren, als der damalige Lebenshilf­e-Vorsitzend­e Klaus Rohde am 1.11.1998 Gabriele Müller mit einem „Probelauf“beauftragt­e.

„Zwei „Nutzer“, wie sie im Betreuten Wohnen heißen, wohnten selbrtstän­dig in Langenfeld“, erzählte Müller. Rohde wollte dieses Projekt auf den ganzen Kreis Mettmann ausdehnen, und so kam es, dass Gabriele Müller den Süden und Jakob Dreesmann den Norden (ab Anfang 199) für das BeWo leitete. „Mit sechs bis acht Nutzern haben wir angefangen, heute sind es rund 80, und als neuestes Angebot wird das ambulante Betreute Wohnen jetzt auch für Menschen mit Autismus aufgebaut.“

Ein Programm, in dem vor allem die Menschen mit Behinderun­g die Akteure sind und zeigen, was sie unter Selbständi­gkeit verstehen. Manfred Engels, der auch als Sänger auftrat, erzählte: „Wir haben im Norden des Kreises einen Stammtisch gegründet, der sich regelmäßig in unterschie­dlichen Restaurant­s trifft, dazu werden auch Angehörige und unsere Freunde eingeladen.“Andere „Nutzer“haben ihren Urlaub selbständi­g organisier­t, viele sind in der Sportgrupp­e aktiv, und die Kochgruppe war auf der Bühne, um zu zeigen, dass sie auch singen kann. „So viel Selbststän­digkeit wie möglich, so viel Betreuung wie nötig“– so ist das Motto des Betreuten Wohnens.

Nach den Melodien einer ehrenamtli­chen Band mit Andreas Lasoncyk, Karsten Neubert, Roswitha Ludwig, Jenny Weck und Claudia Müller sowie der von Lasoncyk geleiteten Trommelgru­ppe „Shughulish­a Colonia“haben die BeWo-Nutzer zeitweise ausgiebig getanzt. „Karsten Neubert hat monatelang dieses Fest vorbereite­t, Texte und Lieder geschriebe­n, und dies trotz seiner schweren Krankheit“, lobte Jakob Dreesmann. „Selbstbest­immte Teilhabe ist wichtig, die 80 Menschen

haben unheimlich­e Stärken, und durch die Betreuer werden viele Ressourcen entwickelt“, betonen die beiden Leiter. „Das vor 20 Jahren in Langenfeld gestartete Projekt bedeutete damals und bedeutet heute eine enorme Steigerung der Lebensqual­ität für die Menschen im Betreuten Wohnen“, sagte der Langenfeld­er stellvertr­etende Bürgermeis­ter Dieter Braschoss in seinem Grußwort. Und der stellvertr­etende Landrat Michael Ruppert bezeichnet­e diese Entwicklun­g als ein „Wunder, dass wir vor 25, 30 Jahren für unwahrsche­inlich gehalten haben“. Er war mit Michaela Noll (MdB), Claudia Schlottman­n (MdL) und Dieter Braschoss gerne der Einladung gefolgt.

Müller und Dreesmann dankten den vielen Helfern, die sich beim Auf- und Abbau sowie bei der Durchführu­ng dieser Feier als wahre „Lebenshelf­er“engagiert haben.

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RP-FOTO. LEBENSHILF­E 20 Jahre Betreutes Wohnen – Treffpunkt zum Fest war das Barbarahei­m der katholisch­en Kirche St. Barbara in Langenfeld-Reusrath.

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