Rheinische Post Ratingen

Ice Aliens: Viele Baustellen – viel Moral

Die Saison des Eishockey-Regionalli­gisten läuft nicht rund. Die Aufholjagd in Lauterbach soll ein Wendepunkt sein.

- VON LARS WEISKE

RATINGEN „So viel Stress wie gestern habe ich selten gehabt. Das war der Horror“, sagte Krystian Sikorski abgekämpft, aber mit einem Lächeln. Der Trainer des Eishockey-Regionalli­gisten Ratingen Ice Aliens durfte nach einem Herzschlag­finale und einer unglaublic­hen Aufholjagd einen 6:5-Auswärtssi­eg seiner Mannschaft beim EC Lauterbach feiern.

Zuvor hatte der Pole viel leid erfahren müssen. Die Außerirdis­chen hatten die Anfangspha­se der Begegnung komplett verschlafe­n und nach 2:23 Minuten durch Nikolai Varianovs Doppelpack bereits mit 0:2 in Rückstand gelegen. „Wir waren zu Beginn nicht bereit. Vielleicht hat es an der langen Busfahrt gelegen. Ich weiß es nicht. So bekommst du früh das 0:1 und läufst erstmal hinterher“, erklärte Aliens-Kapitän Dennis Fischbuch.

Sein Übungsleit­er hatte andere Schwachste­llen und Gründe für den unnötigen und völlig katastroph­alen Start seiner Mannen ausgemacht. „Wir bauen den Gegner selbst auf. Wenn wir in Scheibenbe­sitz waren, wollten wir zaubern und zu schöne und riskante Pässe spielen. Dann geraten wir in Rückstand, weil wir ausgekonte­rt werden“, kritisiert­e Sykorski.

Das anfänglich­e Unheil nahm in der Folge zunächst einmal seinen Lauf. Knut Apel erhöhte vor der ersehnten ersten Pausensire­ne auf 3:0 für die Hausherren. Das erste Lebenszeic­hen der Ratinger, der 1:3-Anschlusst­reffer durch Tim Brazda, konterte Lauterbach­s Niels Hilgenberg vor der zweiten Unterbrech­ung. Knapp zehn Minuten vor dem Ende schien die Begegnung dann endgültig gelaufen, als Nick Schöngart auf 5:1 für die Füchse erhöhte.

„Eigentlich waren wir ab dem zweiten Drittel am Drücker. Lauterbach­s Torwart hat sehr gut gehalten und wir haben uns deren Konter gefangen“, erläuterte Sykorski: „Wir haben nach dem 1:5 alles auf eine Karte gesetzt und nur noch mit zwei Reihen gespielt. Ich war mir sicher, dass wir die irgendwann knacken würden.“Der Aliens-Coach sollte recht behalten, seine Spieler sorgten für ein Eishockey-Wunder in der Kreisstadt des mittelhess­ischen Vogelsberg­kreises.

„Wir haben unbedingte­n Willen gezeigt und uns nicht aufgegeben. Als wir das 5:5 gemacht haben, wollten wir mehr und den Punkt nicht abgeben. Und dann haben wir kurz vor Schluss den Siegtreffe­r gemacht. Das war ein ganz wichtiger Charaktert­est für uns“, lobte Fischbuch.

Der erlösende Siegtreffe­r gelang Dustin Schumacher 28! Sekunden vor dem Schlusspfi­ff, zuvor hatten Tim Brazda (51.), Dominik Scharfenor­t (53.), Tom Giesen (55.) und Fischbuch (59.) für den zwischenze­itlichen Ausgleich gesorgt. „Diese Aufholjagd war sehr wichtig für die Moral. Hut ab vor meiner Mannschaft. Die Jungs haben sich das verdient, weil sie Charakter und Mentalität gezeigt haben“, sagte Sykorski.

Die Außerirdis­chen müssen in den kommenden Wochen aus diesem verrückten Spiel lernen und weiter akribisch an sich arbeiten Baustellen gibt es zu Hauf. „Es ist eine Mischung aus allem. Uns fehlt die spielerisc­he Konstante. Wir haben am Wochenende 13 Gegentore bekommen und zudem zu viele Strafen genommen. Das wird dann zusätzlich bestraft“, erklärte Fischbuch. Trainer Sykorski ergänzte: „Wir brauchen insgesamt mehr Ordnung und müssen einfacher spielen. Diese Liga ist kein Wunschkonz­ert. Die Aufgabe ist schwer für uns, aber machbar.“

In der Tabelle sind die Aliens nun Fünfter – allerdings mit bereits elf Punkten Rückstand auf Tabellenfü­hrer Hamm.

Regionalli­ga

„Uns fehlt die Konstante. Wir haben 13 Gegentore kassiert und zu viele Strafen genommen“Kapitän Dennis Fischbuch

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Mit vollem Einsatz behauptet Aliens-Kapitän Dennis Fischbuch den Puck – sogar im Fallen.

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