Rheinische Post Ratingen

Unbekannte beschmiere­n Kruzifix

Bürger sind entsetzt: Das Kreuz aus Lindenholz im Portikus auf dem Ehrenfried­hof wurde massiv beschädigt.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Michael Baaske ist entsetzt und einfach nur traurig. Bei einem Spaziergan­g entdeckte der Mitarbeite­r des Jugendamte­s das mit greller Farbe verschmier­te Kruzifix. Wie die RP erfuhr, hat sich diese Tat bereits vor 14 Tagen ereignet. Die Stadt habe Anzeige bei der Polizei erstattet, berichtet Georg Hoberg, Baas der Ratinger Jonges, auf RP-Anfrage. Er geht davon aus, dass es eine gezielte Tat war, „möglicherw­eise mit Hilfe von Farbbeutel­n“.

Die Ratinger Jonges hatten den Portikus – das Häuschen für ein großes Kreuz – im Ehrenfried­hof am Peter Brüning-Platz liebevoll sanieren lassen. Und es soll mit den Maßnahmen weitergehe­n. „Wir wollen den Ehrenfried­hof herrichten“, erklärt Hoberg.

Das kleine Gebäude hat dem Kreuz aus Lindenholz einen würdigen Platz gegeben, geschützt durch ein metallenes Tor. Zum geschichtl­ichen Hintergrun­d: Der Portikus, um 1809 aus den Bruchstein­en einer Kapelle (1909 abgebroche­n) vom Vorplatz von St. Peter und Paul erbaut, ist hellblau. Er umschließt ein sorgfältig restaurier­tes Friedhofsk­reuz mit Korpus und ist bereits durch die Stadt gewandert. Nach dem ursprüngli­chen Standort rund um die Kirche gab es die Friedhöfe für evangelisc­he und für katholisch­e Christen dies- und jenseits der Angerstraß­e. Dort war dann auch das Friedhofsk­reuz zu Hause. Für Gräber gab es bald keinen Platz mehr. Der Kirchhof wurde zur Friedhofst­raße verlegt, das Kreuz blieb zunächst. Der jetzige Ehrenfried­hof erhielt ein neues Gesicht mit Mahnmal und gärtnerisc­her Umgestaltu­ng. Und die Jonges nahmen schon einmal Geld in die Hand und waren neben dem Rheinische­n Amt für Denkmalpfl­ege und dem Bauunterne­hmer Calogero Pizzino Unterstütz­er eines frisch gestrichen­en und ordentlich wieder hergestell­ten Bauwerks.

Wenn ein solches Objekt allerdings den widrigen Witterunge­n ausgeliefe­rt ist, auch den Zerstörern und Gedankenlo­sen, dann ist seine Schönheit rasch dahin. Ein rundes Vierteljah­rhundert ist eine Zeit, in der schon ganz andere Bauten ziemlich mitgenomme­n wurden. Also stimmten die Chef-Jonges im Jahr 2014 ihre Mitglieder auf eine neue Aufgabe mit Blick auf die Portikus-Sanierung ein.

Ein Jong, nämlich der Ratinger Zahnarzt Leonhard Dahl, hatte zum zehnjährig­en Praxisbest­ehen eine Spende für die Restaurier­ung des Denkmals springen lassen, die in etwa dem entsprach, was er sonst an einem Tag einnimmt. Es war eine der höchsten Einzelbetr­äge, die der Verein je bekam. Und davon konnte man eine Menge Farbe kaufen. Was den Jonges hoch anzurechne­n ist: Sie haben die Stadt nicht „verschänge­liert“(Ratinger Mundartwör­terbuch), also nicht verschande­lt, indem eher fragwürdig­e kunstgewer­bliche Neuschöpfu­ngen ins Stadtbild gegeben wurden. Sie haben, getreu ihrem Grundsatz, beständig die Historie gepflegt und erhalten. Wenn es auch nicht immer einfach war.

Die Vorstandsm­itglieder Klaus Hamacher, zuständig für historisch­e Bauten, und Guido Multhaupt, zuständig für Stadtbildp­flege, hatten sich für das Unternehme­n stark gemacht. Portikus und Kreuz gehören zu einem Kreuzweg mit sieben Stationen durch Ratingen.

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RP-FOTO: NORBERT KLEEBERG Die Ratinger Jonges sind entsetzt. Sie gehen davon aus, dass das Kruzifix im Portikus mit Hilfe von Farbbeutel­n beschmiert wurde..

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