Rheinische Post Ratingen

Polizei ärgert sich über „Fälschunge­n“

Immer mehr Firmen lassen sich ihre Autos im Polizei-Look lackieren: erlaubt, aber nicht gerne gesehen.

- VON PETER CLEMENT

HILDEN/KREIS METTMANN Anruf bei einer Hildener Autolackie­rer-Werkstatt Freitagmor­gen. Der Kunde fragt, ob die Firma sein Auto in Polizei-Optik lackieren kann. „Kein Problem“, versichert der Kfz-Meister am Telefon: „Sie müssen nur darauf achten, dass nirgendwo das Wort Polizei auftaucht. Aber die blauen Streifen und alles andere können wir gerne anbringen.“Angebot für eine Komplettla­ckierung: etwa 3000 Euro, je nach Fahrzeuggr­öße.

Immer mehr Privatleut­e, aber auch Firmen nutzen das Überraschu­ngsmoment, dass ein Fahrzeug in Polizei-Optik hervorruft, für eigene Werbezweck­e. In Hildens Nachbarsta­dt Leichlinge­n beispielsw­eise ist Malermeist­er Lutz Gusowski inzwischen daran gewöhnt, dass Autofahrer, die ihm entgegenko­mmen, abrupt in die Bremse steigen oder blitzschne­ll das Handy vom Ohr nehmen. Ein bisschen Absicht stecke durchaus dahinter, sagt der Unternehme­r. Denn die Wiedererke­nnungswert­e für seinen Betrieb seien extrem hoch. „Mein Auto prägt sich einfach ein“, merkte Gusowski unlängst in einem Interview an. Statt dem Schriftzug „Polizei“prangt seine Internetad­resse auf der Motorhaube. Auf den blauen Streifen der Seite der Karosserie steht „Maler. NRW“.

Auch der Düsseldorf­er Polsterer Lothar Gläser nutzt einen Firmenwage­n in der Optik der Ordnungshü­ter – nur dass bei ihm Polizei durch das Wort „Polsterei” ersetzt wird: „Es kommen schon viele Leute auf mich zu, wenn sie den Wagen sehen. Die Reaktionen auf mein Auto waren aber bis jetzt durch die Bank weg positiv. Ich kann auch definitiv sagen, dass es dadurch mehr Kunden gab“, berichtete Gläser ebenfalls in einem Zeitungsin­terview.

In der Hildener Autowerkst­att weist man die Kunden vorsorglic­h darauf hin, dass die blauen Streifen nicht reflektier­en dürfen und eben auch das Wort Polizei nirgendwo auftauchen darf: „Ansonsten ist alles legal.“

Das mag zutreffen. Aber ist es auch wünschensw­ert? Ulrich Löhe ist Sprecher der Polizei im Kreis Mettmann. Er sagt: „Ich persönlich finde das einfach nur unmöglich.” Der Werbegag sei nur eine Seite der Medaille: „Aber ich möchte die Leute mit solchen Autos mal erleben, wenn sich Bürger in Not plötzlich an sie wenden, weil sie glauben, sie hätten es mit Polizei zu tun. Da hört der Gag ganz schnell auf.”

Michael Mertens, Landesvors­itzender der Polizeigew­erkschaft GdP, ergänzt: „Mit solchen Autos wird man etwa am Wochenende abends in Köln oder Düsseldorf ganz schnell auch mal zum Ziel von Randaliere­rn, die es auf die Polizei abgesehen haben. Auch solche Effekte sollten sich die Inhaber vor Augen führen.“

Allerdings nimmt Mertens die Behörden nicht gänzlich aus der Verantwort­ung: „Früher wurden ausgemuste­rte Polizeifah­rzeuge ja auch einfach weiterverk­auft“, erinnert er sich. Und ein Großteil der Lackierung blieb erhalten. Der Effekt, den die neuen Besitzer damit erzielten, „dürfte dem heutigen nicht ganz unähnlich gewesen sein“.

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FOTO: INBO Nicht nur dieses Malerauto in Leichlinge­n ist wie ein Polizeiwag­en bemalt. Auch andere Unternehme­n setzen auf Signalwirk­ung

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