Rheinische Post Ratingen

Ein Gang durch acht Erdzeitalt­er

Erst im Frühjahr 2019 gibt es neue Führungen durch das Museum.

- VON SANDRA GRÜNWALD

WÜLFRATH Alle Augen sind auf den Stein gerichtet, den Boris Isfort in der Hand hält. „Er besteht aus Kalzit“, verrät er. „Kalzit ist farblos. Hier ist Graphit dabei. Daher erhält der Stein seine graublaue Färbung.“Dieser Kalkstein ist vor 400 Millionen Jahren in dem großen Barriere-Korallenri­ff gewachsen, das sich damals vom heutigen Düsseldorf bis ins Sauerland zog.

So beginnt am vergangene­n Sonntag die letzte öffentlich­e Führung durch den „Zeittunnel“, der erst im Sommer mit neuen Inhalten wieder eröffnet wurde. „Der Stand der Wissenscha­ft verändert sich regelmäßig“, erklärt Boris Isfort, der seit elf Jahren Besucher durch die Ausstellun­gen führt.

Boris Isfort nimmt die fünfzehn Besucher mit auf eine Zeitreise durch acht Erdzeitalt­er; verteilt auf 160 Meter. Zunächst wird ein Blick auf die gesamte Erdgeschic­hte geworfen, wunderbar anschaulic­h gemacht durch die Übertragun­g von 4,56 Milliarden Jahren auf ein Kalenderja­hr. Demzufolge wären am 25. Februar die ersten Mikroorgan­ismen entstanden, während der Homo Sapiens erst am Silvestera­bend um 23.33 Uhr in Erscheinun­g tritt.

Dann geht es weit zurück, wo vor 400 Millionen Jahren das Zeitalter der Fische begann. „Das Meer in Wülfrath war schön warm“, erzählt Boris Isfort. Es war die Zeit, in der das große Korallenri­ff für den Massenkalk sorgte. Damals lag Wülfrath direkt an der Abbruchkan­te zur Tiefsee. 100 Millionen Jahre später im Karbon entstanden die karbonisch­en Alpen durch eine Überschieb­ung der Kontinenta­lplatten. In einer Nische ist Tonschiefe­r zu erkennen. „Das ist das Grundgeste­in des Rheinische­n Schieferge­birges“, erklärt Isfort, „das ist der Grund, auf dem wir leben.“Das Erdzeitalt­er Perm brachte einen großen Umbruch - Deutschlan­d ist eine Wüste. Eine enorme Klimaerwär­mung durch den Ausbruch von Vulkanen hervorgeru­fen, sorgte für das größte Massenster­ben der Weltgeschi­chte, bevor im Trias der Siegeszug der Dinosaurie­r und Fischsauri­er begann.

Beim Betreten des Zeitalters Jura stoßen die Teilnehmer der Führung auf die Fußspuren eines Dinosaurie­rs. Im Jura lag Deutschlan­d zum größten Teil im Meer und das Rheinische Schieferge­birge ragt als Festlandin­sel aus dem Wasser. In der Kreidezeit entwickelt­en sich die ersten Blütenpfla­nzen. Doch dafür starben am Ende die Dinosaurie­r aus. Im Tertiär traten Mischwälde­r auf, die Säugetiere entfaltete­n sich. Und dann ist die Führung im Quartär angelangt, das vor zwei Millionen Jahren seinen Anfang nahm.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Boris Isfort führt zum letzten Mal vor der Winterpaus­e durch den Zeittunnel.

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