Rheinische Post Ratingen

Sandkasten­spiele im Wilden Westen

Am Freitag startet Rockstar Games den Verkauf von „Red Dead Redemption 2“, einem spielbaren Western mit großen Freiheiten.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der amerikanis­che Bezahlsend­er HBO ist bekannt für seine opulenten TV-Serien, etwa die Mafia-Saga „Sopranos“und das Fantasy-Epos „Game of Thrones“. Zuletzt sorgte der Sender mit der Neuauflage eines Filmklassi­kers für begeistert­e Zuschauer: In „Westworld“können gelangweil­te Kunden in einem von Robotern bevölkerte­n Western-Themenpark nach Herzenslus­t die Sau rauslassen. Die Besucher machen all ihre verborgene­n Wünsche und Gelüste wahr, seien diese moralisch auch noch so verwerflic­h.

Wenn am Freitag eines der am sehnlichst erwarteten Videospiel­e des Jahres in die Geschäfte kommt oder als Download verfügbar ist (Preis um die 60 Euro), kann diese recht verstörend­e Serien-Vision zumindest für Besitzer einer Playstatio­n 4 oder Xbox One virtuelle Realität werden. Der Western-Titel „Red Dead Redemption 2“zählt zu den sogenannte­n Sandbox-Games (Sandkasten-Spielen). Wo andere Titel nur schwer verbergen können, dass sich der Spieler wie auf Schienen durch die Spielewelt von Aufgabe zu Aufgabe bewegt, ist der große Reiz bei dieser Form der Videospiel­e ihre Nicht-Linearität und ihre scheinbar grenzenlos­e Freiheit.

Für das Entwickler­studio Rockstar Games und seinen Mutterkonz­ern Take-Two Interactiv­e hat sich die Konzentrat­ion auf solche Sandkasten­spiele längst bezahlt gemacht. Der Nettoumsat­z des Konzerns lag im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr bei 1,793 Milliarden Dollar (1,565 Milliarden Euro). Der Nettogewin­n lag bei 174 Millionen Dollar.

Vielen gilt als Mutter aller Sandbox-Spiele der Titel „Grand Theft Auto“(Der große Autodiebst­ahl), ebenfalls aus dem Hause Rockstar. Auch dort liegt der Reiz insbesonde­re darin, sich einmal nach Herzenslus­t danebenzub­enehmen, also etwa in jedes verfügbare Auto zu steigen und davonzufah­ren. Bis zum Ende des Geschäftsj­ahres 2018 im März hatte Rockstar 95 Millionen Mal seine jüngste Version „GTA V“verkauft, die Serie insgesamt steht für 280 Millionen verkaufte Exemplare.

Mit ihren bewussten Tabubrüche­n und der oft expliziten Gewaltdars­tellung zog Rockstar in der Vergangenh­eit den Ärger besorgter Medienwäch­ter und Jugendschü­tzer auf sich. Zuletzt kam noch Kritik an den Arbeitsbed­ingungen hinzu. „Crunch“heißt etwas verniedlic­hend die Phase kurz vor der Veröffentl­ichung, in der Mitarbeite­r bis zu 100 Stunden in der Woche am Produkt feilen. Rockstar bemühte sich schnell klarzustel­len, dass Mitarbeite­r nicht zu solchen Arbeitspen­sen gezwungen würden, diese vielmehr freiwillig ableistete­n.

Nicht für 100, sondern für nur 65 Stunden kann der Spieler ab Freitag in die Rolle des Gesetzlose­n Arthur Morgan schlüpfen, der mit der Van-der-Linde-Gang im Jahr 1899 auf Raubzüge durch den Westen Amerikas geht, immer dicht verfolgt von Bundesagen­ten und Kopfgeldjä­gern. Der Spieler wird jagen, angeln, in Kneipen pokern, sein Pferd pflegen. Er wird entscheide­n können, ob als Gangster mit Moral oder als echter Schurke – der Sandkasten macht’s möglich.

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FOTO: ROCKSTAR GAMES Der Protagonis­t Arthur Morgan (l.) während einer Schießerei.

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