Rheinische Post Ratingen

So wenig Einbrüche wie nie zuvor

Erstmals liegt die Zahl der Taten deutlich unter 1000, mehr als die Hälfte davon waren gescheiter­te Versuche. Trotzdem startet die Polizei heute erneut eine Schwerpunk­taktion.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Es ist ein historisch­er Tiefstand. Von Januar bis Ende September wurden in Düsseldorf weniger als 1000 Einbrüche angezeigt, mehr als die Hälfte scheiterte im Versuch. Auf 24 Prozent beziffert Kripochef Frank Kubicki den Rückgang im Vergleich zum selben Zeitraum 2017. Und auch da waren die Zahlen gegenüber dem Vorjahr schon deutlich gesunken.

Auch wenn Kubicki und das Einbruchsk­ommissaria­t diese Statistik nicht ohne Stolz vorlegen, sind sie von Euphorie weit entfernt. „Wir hatten auch schon früher gute Ergebnisse im Herbst – und sind dann in den letzten Monaten des Jahres überrollt worden“, sagt Kubicki. Wie 2016. 140 Taten im September, 260 im Oktober und ein paar hundert in den letzten Wochen des Jahres machten damals jeden Anflug von Zufriedenh­eit zunichte.

Deshalb hört die Polizei auch nicht damit auf, mit Schwerpunk­taktionen den Druck auf die Täter hochzuhalt­en und gleichzeit­ig die Bürger für das Thema zu sensibilis­ieren. Heute startet eine solche Aktionswoc­he unter dem Namen „Riegel vor“landesweit (siehe Info), und sie wird mehrere Säulen haben: Bürgerinfo­rmationen zum Thema Haus- und Wohnungssi­cherung, Kontrollen der Ein- und Ausfallstr­aßen, Überwachun­g von polizeibek­annten Häusern, die reisenden Tätern als Unterschlu­pf dienen, verstärkte Streifen in den Wohngebiet­en.

Das Konzept für die landesweit­e Kampagne stammt aus Düsseldorf. Kubicki selbst hat, damals noch in anderer Position bei der Kripo, 2012 den ersten dieser Großeinsät­ze geleitet, die seither immer zum Beginn der Winterzeit stattfinde­n. Ob sie das Mittel zum nun erreichten Erfolg waren? „Womöglich war es einer von mehreren Faktoren“, sagt Kubicki. Genau wissen aber auch die Experten nicht, warum die Einbrecher­banden, die in den vergangene­n Jahren Ende Oktober in die Landeshaup­tstadt einfielen, nun offenbar einen Bogen nicht nur um Düsseldorf, sondern gleich ums ganze Rheinland machen.

Die reisenden Banden aus dem ost- und südosteuro­päischen Raum dürften nicht zuletzt durch die im Jahr 2016 wieder eingeführt­en Kontrollen an den süddeutsch­en Grenzen abgeschrec­kt werden. Etliche Straftäter wurden dort schon gefasst.

Zudem hat die Polizei in Düsseldorf den Druck auch auf andere Gruppen erhöht, die erwachsene­n Intensivtä­ter nämlich. Die Zusammenar­beit mit der Staatsanwa­ltschaft, die eigens für diese vielfach Kriminelle­n einen Sonderdeze­rnenten abgestellt hat, läuft gut. „Auch das ist ein Baustein in der aktuellen Entwicklun­g“, sagt Kubicki.

Und dann ist da noch Skala. Das „System zur Kriminalit­ätsanalyse und Lageantizi­pation“ist seit Anfang 2017 bei der Düsseldorf­er Polizei im Test. Es berechnet anhand von Strukturda­ten in Verbindung mit Informatio­nen über aktuelle polizeilic­he Erkenntnis­se die Wahrschein­lichkeit von Wohnungsei­nbrüchen für einzelne Wohngebiet­e in der Stadt. Eine Wirkung, sagt Kubicki vorsichtig, „wird angenommen“. Tatsächlic­h fällt der Rückgang der Zahlen mit dem Start der Prognose-Software zusammen. Sicher, sagt der Kripochef, sei in jedem Fall, dass Skala ein gutes Mittel für die Einsatzpla­nung sei.

Auf guten Zahlen darf man sich nicht ausruhen, meint unsere Autorin. Der Druck auf die kriminelle Szene muss dauerhaft hoch bleiben. Kommentar

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FOTO: DANIEL MAURER/DPA Zu Beginn der dunklen Jahreszeit wappnet sich die Polizei wieder gegen Einbrecher. Heute startet eine landesweit­e Aktionswoc­he.

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