Rheinische Post Ratingen

Regisseur Dietrich Hilsdorf lud zum Kaffeeklat­sch

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(go) Viele Besucher waren es nicht, die den Weg zum „Büchercafé“im Opernhaus gefunden hatten. Anlass für Dietrich Hilsdorf zu einem ironischen Kommentar: „Ich dachte, man müsste noch Stühle dazu stellen. Aber jetzt ist es ja wie Konfirmati­on in der DDR.“

Die Premiere der „Götterdämm­erung“, der Abschluss seiner „Ring“-Inszenieru­ng an der Rheinoper, hatte der Regisseur zum Anlass für einen Kaffeeklat­sch genommen und ins Rangfoyer geladen und dazu literarisc­he Schätze aus seiner Sammlung ausgebreit­et: Bücher zur Nibelungen­sage, von und über Richard Wagner sowie zur Geschichte der Oper. Die Lektüre hatte ihn während der dreieinhal­bjährigen Regiearbei­t begleitet und sollte nun zu den Plaudereie­n des Regisseurs den Besitzer wechseln.

Der Erlös war für den Deutschunt­erricht der Sängerinne­n und Sänger des Opernstudi­os bestimmt. Hilsdorf erzählte, wie fasziniert er schon mit zehn Jahren von der Siegfried-Sage war, wie er Pappfigure­n ausschnitt und sie ins Kinderzimm­er stellte. Für den Elternaben­d schlug der Viertkläss­ler vor, ein Stück über das Ende der Nibelungen auf der Etzelsburg einzustudi­eren. Gern hätte er dabei Hagen von Tronje gespielt, doch wegen der Namensglei­chheit sollte er Dietrich von Bern sein. Aber seinen 1976 geborenen Sohn, den nannte er dann Hagen.

Als Regieassis­tent in Dortmund kam Dietrich Hilsdorf erstmals nach Bayreuth und war überwältig­t vom „Buh“-Gewitter um den „Jahrhunder­t-Ring“von Patrice Chéreau. „Donnerwett­er, hier ist richtig Stimmung“, stellte er fest. Dieses Werk wollte er eines Tages ebenfalls inszeniere­n.

Einige Angebote sagte er ab – bis Christoph Meyer den Regisseur für „Die lustigen Weiber von Windsor“an der Rheinoper engagierte und er so von der geplanten „Ring“-Neueinstud­ierung erfuhr. Da war er Feuer und Flamme, verriet er dem Wagner-kundigen Publikum voller Leidenscha­ft im „Büchercafé“.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Sorgte bei seinem Kaffeeklat­sch für launige Erzählunge­n rund um den berühmten Richard Wagner: Dietrich Hilsdorf.

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