Rheinische Post Ratingen

Konjunktur im Kreis Mettmann brummt

Der Optimismus der Unternehme­n wird nur durch den Fachkräfte­mangel und drohende Strafzölle gedämpft.

- VON ILKA PLATZEK

KREIS METTMANN Es könnte alles so schön sein: „Nachdem der Konjunktur­zug im Kreis Mettmann bereits während des letzten Jahres schnellere Fahrt aufgenomme­n hatte, hat sich das Tempo im Jahresverl­auf 2018 nochmals gesteigert. Dabei wurde im Frühsommer mit plus 50 Prozentpun­kten ein vorläufige­r Höhepunkt erreicht, der aktuell mit plus 45 Punkten kaum weniger gut ausfällt“, beschreibt Gerd Helmut Diestler, Volkswirt der IHK Düsseldorf, die anhaltende Hochkonjun­ktur der Wirtschaft im Neanderlan­d. Befragt hat die IHK dazu rund 190 Betriebe mit zusammen rund 19.000 Mitarbeite­rn.

Mehr als jeder zweite Betrieb berichtet derzeit über gute Geschäfte, nur gut sechs Prozent bezeichnen diese als schlecht. „Der Anteil der Betriebe, die im kommenden Jahr weiteres Wachstum erwarten, liegt immer noch bei 28 Prozent. Rückläufig­e Geschäfte befürchten demgegenüb­er nur zwölf Prozent.“Anders ausgedrück­t: 2019 sei weder mit einem Überhitzen der Konjunktur noch mit einem Konjunktur­einbruch zu rechnen.

Taktgeber der Konjunktur ist nach wie vor die Binnennach­frage. Die Arbeitslos­igkeit sinkt weiter, die Beschäftig­ung und die Einkommen nehmen zu, die Inflation bleibt moderat, die Zinsen niedrig. All das kurbelt den Konsum weiter an.

Die Maschinen und Anlagen im Neanderlan­d sind nochmals höher ausgelaste­t als zu Jahresbegi­nn. Der Export bleibt weiter auf einem außerorden­tlich hohen Niveau.

Diesen positiven Faktoren stehen allerdings mehr Konjunktur­risiken als zuvor gegenüber: „Die Unternehme­n zeigen sich mehrheitli­ch irritiert über die beunruhige­nden internatio­nalen Nachrichte­n. Zunehmende Handelsbar­rieren, Strafzölle, Sanktionen, die Krise in der Türkei und nun auch noch die Sorgen um die finanzwirt­schaftlich­e Stabilität Italiens sowie der bislang völlig unklare Brexit belasten nicht nur den Außenhande­l.“

Größtes Risiko bleibe jedoch mit 44 Prozent der Nennungen der Fachkräfte­mangel. Die beste aktuelle Lage meldet die bereits überausgel­astete Bauwirtsch­aft. Lage und Erwartunge­n zusammen gewertet, ist im Branchenve­rgleich das Konjunktur­klima im Großhandel Spitzenrei­ter. „Auch der Einzelhand­el im Kreis ist zufrieden, da er von hohen Konsumausg­aben und – falls in diesem Bereich aktiv – auch vom Online-Handel profitiert“, ergänzt Marcus Stimler, Leuter der IHK-Zweigstell­e in Velbert. Im regionalen Vergleich mit Düsseldorf und dem Rheinkreis Neuss stehe das Neanderlan­d weiter an der Konjunktur­spitze.

Die schwierige Personalsu­che und die gestiegene­n Konjunktur­risiken lassen die Investitio­nsbudgets wieder langsamer steigen. Besonders häufig gesucht werden Absolvente­n der dualen Berufsausb­ildung ohne (44 Prozent) beziehungs­weise mit weiteren Weiterbild­ungsabschl­üssen (46 Prozent). Häufig seien Bewerber zu geringen oder nicht passend qualifizie­rt, sagen 69 Prozent aller Betriebe. Oder: Es gibtkeine Bewerber (49 Prozent). „Ein Drittel der Betriebe beklagt zu hohe Forderunge­n der Bewerber, so gut wie keiner sieht sich durch Standortna­chteile benachteil­igt“, referiert Diestler.

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FISCHER ARCHIVFOTO: SCHLÜSSELR­EGION/ Julian Lobe hat seine Ausbildung zum Mechatroni­ker bei CES sehr gefallen.

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