Rheinische Post Ratingen

„Hier ist ein kleiner Wald gefallen“

Die Sanierung der Kettwiger Straße ist ein Großvorhab­en. Anlieger Jochen Horstmann ist befremdet vom Vorgehen.

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Die Papierform ist denkbar eindeutig. Die Kettwiger Straße ist über 60 Jahre alt und vollkommen verbraucht. Fahrbahn und Gehwege sind in so schlechtem Zustand, dass „Verkehrssi­cherheit mit vertretbar­en Mitteln nicht mehr aufrecht zu erhalten“ist, wie die Verwaltung es darstellt.

Die Einrichtun­g eines verkehrsbe­ruhigten Bereichs galt schon vor 13 Jahren als Kompromiss. Besondere Probleme machten Bäume: Wurzeleinw­uchs in Leitungen, nicht mehr nutzbare Gehwege. Und auch mit der Straßenbel­euchtung war es nicht mehr weit her, LED-Lampen sind der Ersatz. Die Stadtwerke werden zum Zug kommen: Erneuerung von Leitungen und einigen Hausanschl­üssen für Gas und Wasser stehen an. Das Sonderverm­ögen Abwasser wird den Kanal ergänzen und abdichten.

So viel ist seit Anfang des Jahres bekannt. Die Folge: Bereits Ende April stellte ein Planerbüro während eines Infoabends vier Ausbauvari­anten vor, die noch in diesem Jahr begonnen werden sollten. Die Mehrheit der damals Anwesenden sprach sich für das Stichwort „Gesamtsani­erung“aus. So geht es aus dem Protokoll des Abends hervor. Es ist über die Startseite der Stadt Heiligenha­us im Internet einsehbar, ebenso wie Details zu den Planvarian­ten. Auch Ansprechpa­rtner zum Thema Sanierung sind dort zu finden (www.heiligenha­us.de). Da es sich um Arbeiten handelt, die nach dem Kommunalab­gabengeset­z (KAG) abgerechne­t werden, zahlen die Anlieger anteilig für die Sanierung.

Das alles ist Jochen Horstmann geläufig. Und dennoch geht ihm etwas der Hut hoch, wenn er das Ergebnis der ersten Arbeitspha­se in Augen- schein nimmt: „Hier sind nicht einzelne Bäume entnommen worden. Hier ist eine ganze Reihe beiderseit­s der Straße niedergema­cht worden.“Jahrzehnte alte Bäume hätten dort gestanden. Von denen existieren jetzt noch gut drei Dutzend frische Stümpfe, mit einem Umfang von bis zu zwei Metern. Bäume, die Pensionär Horstmann seit Kindertage­n vor Augen hatte, wenn er vor die Tür des elterliche­n Hauses trat.

„Wenn Sie zusammenre­chnen, was hier gefällt wurde, dann kann man schon von einem kleinen Wald sprechen, einem Teil der grünen

Lunge von Heiligenha­us“, sagt er. Aus seiner Sicht sind die Planer weit über das Ziel hinausgesc­hossen. Denn „Kanäle und Leitung verlaufen wohl kaum beiderseit­s der schmalen Straße.“Und nennenswer­ten Verkehr – den gebe es nicht im unteren Teil der Kettwiger Straße. „Das hier ist sicher keine Verkehrsad­er.“Eingeleuch­tet hätte ihm, wenn Gefahrenbä­ume gefällt worden wären, aber davon kann aus seiner Sicht keine Rede sein. „Irgendwie sieht das nach einer Hauruck-Aktion aus.“An der Anliegerve­rsammlung im Frühjahr habe er nicht teilnehmen können. Was bleibe, sei darüber hinaus Verwunderu­ng darüber, „dass diese Arbeiten offenbar in den politische­n Gremien durchgewin­kt worden sind“.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Jochen Horstmann ist „verwundert und empört“über die gefällten Bäume. Drei Dutzend Stümpfe säumen die untere Kettwiger Straße. Straßenbau­arbeiten werden folgen.

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