Trotz auf vier Rädern
Geländewagen sind gefragt. Dabei verraten sie die Ignoranz von Konsumenten.
Ignoranz ist immer bemerkenswert. Woran liegt es, dass sich die Zahl der Geländewagen und SUVs in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat? Obwohl doch klar ist, dass Autos mit Allrad und großem Motor mehr Rohstoffe verbrauchen und mehr Schadstoffe ausstoßen als bescheidenere Ausführungen von Fahrraum auf vier Rädern. Und obwohl sie laut Bundesverkehrsministerium häufiger in Unfälle verwickelt sind.
Anscheinend sind nicht Fakten beim Autokauf entscheidend, sondern Empfindungen. Hohe, bullige Geländewagen mit schweren Stoßstangen versprechen Komfort und Sicherheit. In unzähligen Filmen rasen solche Autos durch Krisengebiete und schweres Gelände. Die Werbung zeigt, wie sympathische Väter ihre Kleinfamilie in die Vorort-Panzer verfrachten. Solche Bilder wirken.
Doch es geht nicht ums Modell. Spritfresser, egal welchen Typs, sind in Blech gepresster Trotz. Wen kümmern Klimawandel und Feinstaubanalysen? Wer lässt sich von Umwelt-Heinis den Spaß verderben? Der potente Konsument muss sich nicht rechtfertigen. Er steigt einfach ein und lässt die anderen am Hambacher Forst protestieren. Nun ist es immer schwierig, mit dem Gefühl auf der richtigen Seite zu stehen, auf andere zu schimpfen. Mancher, der seinen Alltag mit dem Lastenfahrrad bestreitet, fliegt in den Ferien nach Neuseeland, weil die Natur da so toll ist. Oder gönnt sich eine Kreuzfahrt mit den Kindern. Lebensstandard, wie der Westen ihn pflegt, kennt viele Ausprägungen von Verschwendung. Und natürlich sind Autos nur ein Rädchen im Getriebe. Doch wird es dem Planeten nichts nützen, wenn die, die sich alles leisten können, ihre Umweltsünden verrechnen. Es muss peinlich werden, in ein Auto zu steigen, das die Zukunft jener Kinder versaut, die nichts ahnend auf dem Rücksitz sitzen.