Rheinische Post Ratingen

Martinsfre­unde pflegen alten Brauch

In Ratingen verteilt man nach dem Zug Weckmänner und Mandarinen an die Kinder, die schulisch organisier­t sind.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Im vierten Jahrhunder­t nach Christus lebte St. Martin. Und er gibt bis heute einiges her, das sich zum Erinnern, Verstehen und Feiern eignet. Natürlich ist da die Geschichte mit der Mantelteil­ung, bei der Martinus – seinem Vater verpflicht­et als Soldat unterwegs – einem Bettler seinen halben Soldatenma­ntel überlässt und damit Jesus von seiner Mildtätigk­eit Überzeugt. Soweit findet Martin beim Winterbrau­chtum statt.

Die Geschichte mit ihm geht natürlich noch weiter: Als er nicht Bischof von Tours werden will, versteckt er sich törichterw­eise in einem Gänsestall und wird natürlich gefunden und gewählt. Das aber findet heute nur noch seinen Niederschl­ag im Gebäck: Es gibt durchaus nicht nur Weckmänner. Sondern auch Martinsgän­se.

In Ratingen aber verteilen die Martinsfre­unde nach dem Zug Weckmänner und Mandarinen an die Kinder, die schulisch organisier­t sind. Die gute Gabe ist möglich, weil die Ehrenamtli­chen alle Organisati­on und Vorbereitu­ng unentgeltl­ich übernehmen, um das Brauchtum weiter zu führen. Und man kann davon ausgehen, dass Bitten um Spenden keinesfall­s überall mit offenen Armen willkommen geheißen werden.

Deshalb springt an dieser Stelle St. Peter und Paul ein: Die Pfarrei unterstütz­t die Arbeit der Ratinger Martinsfre­unde; die Türkollekt­en am 10. und 11. November in den Innenstadt­gemeinden sind für den Verein der Martinsfre­unde bestimmt. Davon werden die Kosten der 15 Kita-Züge (plus der Züge der behinderte­n Menschen) beglichen, die Musik bezahlt, Weckmänner und Mandarinen beschafft.

Der erste Zug zieht am Montag, 5. November, der letzte eine Woche später (Kalender siehe im Internet unter der Adresse www.ratinger martinsfre­unde.de). Und bis auf den großen, der am Freitag, 9. November, von 17.45 bis 19 Uhr die Innenstadt belebt, ziehen alle ab 17.30 Uhr.

Damals, als es noch Schnee gab und der ohne Zweifel weißer war als er heute ist, haben die Ratinger Einzelhänd­ler noch die Schaufenst­er abgedunkel­t, den Verkaufsra­um ebenfalls. Das geschieht nun aus verschiede­nen Gründen nicht mehr. Nach dem Zug wurde für Bonbons „gesungen“. Das passiert nun, abgewandel­t, an Halloween.

Eltern trauten ihren Kindern auch noch oft zu, mit einer Wachskerze in der selbst gemachten Laterne des Weges zu gehen – was heute unter Behüten fällt und nicht mehr stattfinde­t.

Die Schülerinn­en und Schüler gingen zu viert nebeneinan­der und sangen, wie sie es in der Schule geübt hatten. Auch hier hat sich manches gewandelt und trifft man inzwischen manches Elternpaar, das nicht unbedingt textsicher in Martinslie­dern ist.

Egal – guten Willen findet man allerorten. Und bunte Lichtlein im November sind schon geliebt und erfreuen Alt und Jung. Hier und da und noch irgendwo werden wieder in den Schulen Laternen selbst hergestell­t.

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Sankt Martin alias Georg Frohnhoff reitet durch die Innenstadt. Das sind immer besondere Momente für Groß und Klein.
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Laternen werden immer mit viel Liebe gebastelt. Und manchmal machen auch die Eltern mit.
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Der Martinszug zieht durch die Fußgängerz­one, rund 1000 Teilnehmer sind regelmäßig dabei.

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