Martinsfreunde pflegen alten Brauch
In Ratingen verteilt man nach dem Zug Weckmänner und Mandarinen an die Kinder, die schulisch organisiert sind.
RATINGEN Im vierten Jahrhundert nach Christus lebte St. Martin. Und er gibt bis heute einiges her, das sich zum Erinnern, Verstehen und Feiern eignet. Natürlich ist da die Geschichte mit der Mantelteilung, bei der Martinus – seinem Vater verpflichtet als Soldat unterwegs – einem Bettler seinen halben Soldatenmantel überlässt und damit Jesus von seiner Mildtätigkeit Überzeugt. Soweit findet Martin beim Winterbrauchtum statt.
Die Geschichte mit ihm geht natürlich noch weiter: Als er nicht Bischof von Tours werden will, versteckt er sich törichterweise in einem Gänsestall und wird natürlich gefunden und gewählt. Das aber findet heute nur noch seinen Niederschlag im Gebäck: Es gibt durchaus nicht nur Weckmänner. Sondern auch Martinsgänse.
In Ratingen aber verteilen die Martinsfreunde nach dem Zug Weckmänner und Mandarinen an die Kinder, die schulisch organisiert sind. Die gute Gabe ist möglich, weil die Ehrenamtlichen alle Organisation und Vorbereitung unentgeltlich übernehmen, um das Brauchtum weiter zu führen. Und man kann davon ausgehen, dass Bitten um Spenden keinesfalls überall mit offenen Armen willkommen geheißen werden.
Deshalb springt an dieser Stelle St. Peter und Paul ein: Die Pfarrei unterstützt die Arbeit der Ratinger Martinsfreunde; die Türkollekten am 10. und 11. November in den Innenstadtgemeinden sind für den Verein der Martinsfreunde bestimmt. Davon werden die Kosten der 15 Kita-Züge (plus der Züge der behinderten Menschen) beglichen, die Musik bezahlt, Weckmänner und Mandarinen beschafft.
Der erste Zug zieht am Montag, 5. November, der letzte eine Woche später (Kalender siehe im Internet unter der Adresse www.ratinger martinsfreunde.de). Und bis auf den großen, der am Freitag, 9. November, von 17.45 bis 19 Uhr die Innenstadt belebt, ziehen alle ab 17.30 Uhr.
Damals, als es noch Schnee gab und der ohne Zweifel weißer war als er heute ist, haben die Ratinger Einzelhändler noch die Schaufenster abgedunkelt, den Verkaufsraum ebenfalls. Das geschieht nun aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Nach dem Zug wurde für Bonbons „gesungen“. Das passiert nun, abgewandelt, an Halloween.
Eltern trauten ihren Kindern auch noch oft zu, mit einer Wachskerze in der selbst gemachten Laterne des Weges zu gehen – was heute unter Behüten fällt und nicht mehr stattfindet.
Die Schülerinnen und Schüler gingen zu viert nebeneinander und sangen, wie sie es in der Schule geübt hatten. Auch hier hat sich manches gewandelt und trifft man inzwischen manches Elternpaar, das nicht unbedingt textsicher in Martinsliedern ist.
Egal – guten Willen findet man allerorten. Und bunte Lichtlein im November sind schon geliebt und erfreuen Alt und Jung. Hier und da und noch irgendwo werden wieder in den Schulen Laternen selbst hergestellt.