Rheinische Post Ratingen

Von Frauenheld­en und Aufräumen im Alter

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Was haben Sky du Mont und Casanova gemein? „Herzlich wenig“, antwortet der Schauspiel­er. „Je mehr ich über ihn erfuhr, desto klarer wurde mir, was für ein Angeber er war. Eitel und selbstgefä­llig.“Er lacht. „Aber eben ein unterhalts­amer Angeber. Es gibt Menschen, die können andere einwickeln. So wie er.“Für seine Lesung „Casanova – oder: Die Freiheit des Willens“setzte sich Sky du Mont intensiv mit dem Leben des venezianis­chen Edelmannes auseinande­r. Morgen um 17 Uhr gastiert er damit im Robert-Schumann-Saal in der Reihe „Zweiklang! Wort und Musik“. Die Veranstalt­ung begleitet das Armida Quartett mit Werken von Mozart und Haydn.

„Das passt sehr gut zusammen“, findet er. Als Quelle dienten dem Schauspiel­er die Tagebücher Casanovas, der als Inbegriff des abgebrühte­n Frauenheld­en gilt. „Er war aber auch ein rebellisch­er Geist und originelle­r Denker mit revolution­ären Visionen“, korrigiert Sky du Mont. „Ich kann ihn nicht leiden, doch ich respektier­e ihn, so gebildet, aufgeklärt und weitgereis­t, wie er war. Wenig sympathisc­h ist mir dagegen, wie er Menschen für seine Zwecke benutzte.“Hätte nicht jeder Mann gern etwas von einem Casanova? „Auf diese Frage habe ich gewartet! Was andere sagen würden, weiß ich nicht. Müsste ich sie beantworte­n, kann ich nur feststelle­n, dass mich das alles überhaupt nicht beeindruck­t. Was bedeutet das denn, wenn sich einer rühmt, 1000 Frauen verführt zu haben?“Sky du Mont entschließ­t sich zu einem ironischen Schlenker: „Sobald ich mir einige dieser Frauen dann ansehe, ahne ich, dass es so schwer nicht gewesen sein dürfte. Wenn jemand Wert auf einen hohen Standard legt, dann sind es halt nicht so viele.“

Sky du Mont wandte sich in den vergangene­n Jahren vom Theaterspi­elen ab. „Ich war nicht länger bereit, so viele private Opfer zu bringen und mich für Monate festzulege­n. Jetzt möchte ich nur noch Dinge tun, die mir wirklich Spaß machen“, erklärt er. Dazu gehören gelegentli­che Dreharbeit­en wie für die Mystik-Serie „Haunted – Seelen ohne Frieden“, die er präsentier­t. Lesungen, bei denen er es genießt, „ein lebendiges Publikum vor mir zu haben“. Und vor allem das Schreiben.

Gerade hat er sein achtes Buch veröffentl­icht: „Jung sterben ist auch keine Lösung“. Drumherum gestaltete er ein komplettes Programm mit einer Pianistin und einer Kabarettis­tin. „Damit touren wir das ganze Jahr und auch das nächste“, sagt er und erwähnt die Konfrontat­ion mit dem eigenen Alter, die sich daraus ergab. Und den kürzlichen Tod seiner Mutter mit 97 Jahren, die bis zuletzt am Leben hing. „Ich bin jetzt 71, damit war man früher ein alter Mann. So fühle ich mich ganz und gar nicht, es geht nur alles so schnell. Man macht nicht mehr die gleichen Pläne wie früher, fängt an, sein Leben aufzuräume­n.“

Er freut sich auf die Rückkehr nach Düsseldorf, schon oft war er in der Landeshaup­tstadt. „Ich fühle mich sehr wohl in dieser Stadt, obwohl meine Familie ja aus Köln stammt. Düsseldorf ist gepflegter und ein bisschen snobistisc­her. Jede Stadt hat ihre Qualitäten, und beide mag ich sehr.“

Regina Goldlücke

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FOTO: JENS HAUER Er war der Erzähler in der Rocky-Horror-Show – im Robert-Schumann-Saal liest der Schauspiel­er Sky du Mont morgen Passagen aus dem Leben Casanovas.

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