Rheinische Post Ratingen

Sammlerstü­cke aus dem Meisner-Nachlass

Das Oberschles­ische Museum hat bei Auktionen Porzellan, Bilder und Figuren des verstorben­en Kardinals ersteigert.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN „Beim Auktionsha­us Lempertz in Köln wurde kürzlich der Nachlass des vor einem Jahr verstorben­en Joachim Kardinal Meisner versteiger­t. Diese zweite Meisner-Auktion umfasste 575 Objekte, darunter biedermeie­rliche Vedutenpor­zellane mit Ansichten aus seiner schlesisch­en Heimat sowie von Kirchen oder Orten seines seelsorger­ischen Wirkens. Zwei Dutzend Porzellane, einige Gläser und Dioramen konnten das Oberschles­ische Landesmuse­um und der Kulturvere­in für Schlesien und Mähren aus Düsseldorf erwerben. In einer neu gestaltete­n Vitrine der Dauerausst­ellung unseres Museums können die Porzellane der Meisner-Kollektion nun von jedem bewundert werden.“So weit, so gut, so cool schreibt es Stephan Kaiser, Direktor des Oberschles­ischen Landesmuse­ums in Hösel.

Und dann der Blick aufs Porzellan: Gold, viel Gold steht da im Glasschran­k. Gold auf und in Tassen, auf kleinen und größeren Tellern, auf Bechern – ganz so, wie Oma es hinter Glasscheib­en im Wohnzimmer präsentier­te. Nur – meistens waren deren Tässchen eher floral dekoriert oder kleine Figuren. Aber auf dem Porzellan des verstorben­en Kardinals gibt es Gebäude und Landschaft­en zu betrachten.

Nun sind derartige Dinge nicht jedermanns Sache. Aber Meisner war ganz offenbar seiner schlesisch­en Heimat tief verbunden. Heimat also als Ort der Geburt. Und so sammelte er Bilder und Zeichnunge­n mit Denkmalen und Bauwerken, trug Trinkgefäß­e zusammen und schreckte auch vor üppigem Gold ringsum nicht zurück. Wenn er die Produkte seiner Sammelleid­enschaft nicht auf Anhieb bekommen konnte, dann ließ er sich auch mal eine Tasse herstellen und bemalen. Und blickte großzügig darüber hinweg, dass da nicht unbedingt erste Porzellan-Sahne entstand.

Zum Nachlass des Kardinals gehören Gemälde, Ikonen, Skulpturen und Porzellan. Viele Stücke hatten Bezug zu seiner Heimat und seinen Lebensstat­ionen. Im Lauf seines Lebens erhielt er als Anerkennun­g für seinen hohen persönlich­en Einsatz für die Kirche immer wieder Kunstwerke als Geschenk.

Bei zwei Auktionen im Kölner Kunsthaus Lempertz wurden die meisten Stücke aus dem Nachlass versteiger­t. Alle Erlöse gingen in das Stiftungsk­apital, aus dessen Erträgen Seelsorge-Projekte in Kirchengem­einden gefördert werden. Danach standen Anfang dieser Woche bei einer Art „Flohmarkt“in der Kirche Mariä Himmelfahr­t vor allem die ideellen Werte und Erinnerung­en im Vordergrun­d. So wurden etwa 1000 Stücke, darunter große Gemälde, Figuren, Grafiken, Ikonen, Porzellan-, Glas- und Volkskunst­objekte ausgestell­t und verkauft. Auch bei diesem Event war Stephan Kaiser aufmerksam dabei.

Mit dem Ankauf der Heimat-Tassen und -Bilder schließt sich jetzt ein Kreis, der unter anderem mit Leihgaben des Kardinals an das Höseler Museum und mit seiner Schirmherr­schaft und Eröffnung der dortigen Klosteraus­stellung im Jahr 2010 begonnen hat. Kenner der Meisnersch­en Wohnung in Köln sind sich übrigens sicher, dass die Erinnerung­en an die Heimat tatsächlic­h in den ganz privaten Räumlichke­iten ihren Platz hatten.

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RP-FOTOS (5): ACHIM BLAZY Einige der ersteigert­en Porzellan-Exponate sind bereits in einer Vitrine ausgestell­t.
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Museumslei­ter Stephan Kaiser traf Kardinal Meisner 2010 bei der Eröffnung der Klosteraus­stellung.
 ??  ?? Kardinal Meisner sammelte unter anderem Bilder mit schlesisch­en Motiven, wie rechts der Annaberg.
Kardinal Meisner sammelte unter anderem Bilder mit schlesisch­en Motiven, wie rechts der Annaberg.
 ??  ?? Auch diese Tassen sind mit schlesisch­en Motiven bemalt und mit Gold verziert.
Auch diese Tassen sind mit schlesisch­en Motiven bemalt und mit Gold verziert.
 ??  ?? Stephan Kaiser mit einer Figur der heiligen Hedwig.
Stephan Kaiser mit einer Figur der heiligen Hedwig.

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