Der Weg an die Spitze der CDU
Fair und transparent soll der Wettbewerb um das Erbe Angela Merkels im CDU-Parteivorsitz laufen.
BERLIN In ihrer Parteizentrale steht Kanzlerin Angela Merkel immer noch unter dem Schriftzug „Mitte“. Wohin derweil ihre Partei steuert, das hat sie nicht mehr in der Hand. An diesem Montag trägt sie nur vor, was sonst ein Generalsekretär erledigt. Sie bekräftigt ihren Wunsch, die große Koalition fortzuführen, und erklärt mithilfe des CDU-Bundesgeschäftsführers Klaus Schüler die Spielregeln für das Rennen um den CDU-Parteivorsitz.
Bei einer Vorstandsklausur am Sonntag und am Montag ist sich die Parteispitze einig geworden, dass sich die Kandidaten in acht Regionalkonferenzen vorstellen sollen. Dem Vernehmen nach fällt der Startschuss bereits in der kommenden Woche. „Das wird wie bei einer Tournee der Toten Hosen“, witzelt einer der Beteiligten - „Jeden Tag ein großer Auftritt.“
Noch sortieren sich die Teams um die drei aussichtsreichsten Kandidaten, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und um den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz.
Merkel kündigte an, Kramp-Karrenbauer werde ihre Arbeit als Generalsekretärin „weitestgehend ruhen lassen“. Einig ist sich die CDU zumindest darin, dass der interne Wahlkampf um den Parteivorsitz fair und mit gleichen Chancen für alle laufen soll. Die Generalsekretärin will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, ihre Position an den Schalthebeln der CDU für ihre Ambitionen auf den Parteivorsitz auszunutzen. Kramp-Karrenbauer wurde bereits von ihrem saarländischen Landesverband offiziell als Kandidatin für den Parteivorsitz nominiert. Der Landesverband wird sie in der Phase bis zum Parteitag auch organisatorisch unterstützen. Öffentlich hat sie im Gegensatz zu Spahn und Merz ihre Kandidatur noch nicht erklärt. Damit ist im Laufe der Woche zu rechnen.
Für Jens Spahn hat sich sein enger Mitarbeiter und langjähriger Vertrauter, Marc Degen, im Gesundheitsministerium für die Zeit der Kandidatur beurlauben lassen. Er arbeitete für Spahn bis zur Regierungsbildung in dessen Abgeordnetenbüro und ist nun stellvertretender Chef der Leitungsabteilung im Ministerium. Offiziell nominiert wird Spahn voraussichtlich von seinem 6500 Mitglieder starken Heimat-Kreisverband Borken.
Der Manager Friedrich Merz hat die auf Kommunikation spezialisierte Unternehmensberatung Gauly Advisors für seine Öffentlichkeitsarbeit engagiert. Wer ihn offiziell nominieren soll, ist noch offen. Angesichts der Euphorie der CDU-Basis über seine Bewerbung um den Parteivorsitz dürfte dies aber nicht schwierig sein.
Neben den drei prominenten Kandidaten, die sicher beim Parteitag am 7. Dezember antreten, haben bislang insgesamt neun CDU-Mitglieder ihre Kandidatur angekündigt. Auch sie sollen sich bei den Regionalkonferenzen vorstellen können. Allerdings müssen sie vorher offiziell von einer Parteivereinigung nominiert worden sein. Für diese Nominierung gibt es keine Fristen, wie eine Parteisprecherin am Montag erklärte. Wer nominiert ist, kann in das Kandidatenrennen einsteigen und sich bei den Regionalkonferenzen präsentieren.
Dort sollen alle Kandidaten jeweils gleich viel Zeit für eine Bewerbungsrede erhalten. Danach sollen die Mitglieder die Gelegenheit bekommen, Fragen zu stellen. So ist
es schriftlich im Beschluss des Parteivorstands zu den Regionalkonferenzen festgehalten. Aktuell sucht die CDU entsprechend große Hallen bundesweit. Die Parteizentrale rechnet mit einem hohen Interesse ihrer Mitglieder.