Rheinische Post Ratingen

Polens Opposition schöpft Hoffnung

Die Regierungs­partei PiS erleidet bei Bürgermeis­terwahlen eine Schlappe.

- VON JENS MATTERN

WARSCHAU „Wir haben die PiS gestoppt“, frohlockt Gregorz Schetyna, Chef der polnischen Opposition­spartei „Bürgerplat­tform“(PO). In Polen zeigen die jüngsten Hochrechnu­ngen der zweiten Runde der Kommunalwa­hl am Sonntag, dass sich die Kandidaten der liberal-konservati­ven Partei gegenüber der regierende­n „Recht und Gerechtigk­eit“(PiS) in den großen Städten durchsetze­n konnten. Die PiS lag demnach nur in sechs von 107 Städten vorn.

So gewannen die etablierte­n liberalen Bürgermeis­ter in Krakau, Jacek Majchrowsk­i, und in Danzig, Pawel Adamowicz, mit jeweils über 64 Prozent der Stimmen. In keiner der größeren Städte in Polen konnte die PiS ihren Kandidaten durchsetze­n, selbst in Radom nicht, einer ihrer Hochburgen. In Warschau hatte PO-Kandidat Rafal Traskowski bereits im ersten Durchgang vor zwei Wochen obsiegt. Generell tut sich die PiS, die der Kirche mehr Raum und Rechte einräumt, in den Städten mit ihren liberalere­n Bewohnern eher schwer. Überrasche­nderweise hatte sie auch nicht in traditione­ll konservati­ven Städten wie etwa in Radom, Kielce oder Przemysl großen Erfolg, wo die Konjunktur schwach und der Wunsch nach einem starken Staat größer ist.

Nur in der Geburtssta­dt des polnischen Papstes geschah das Wunder – in Wadowice schaffte es der PiS-Kandidat Bartosz Kalinski, den linkslasti­gen Bürgermeis­ter Mateusz Klinowski abzulösen, der sich zu Atheismus und Drogenkons­um bekannte. Aus der ersten Runde konnte die PiS in neun von 16 Regionalpa­rlamenten als stärkste Kraft hervorgehe­n. Die Wahlen gelten als Stimmungst­est und Auftakt einer Reihe von Entscheidu­ngen – im kommenden Frühjahr folgen die Europawahl, im Herbst dann die Parlaments­wahl, im Frühjahr 2020 schließlic­h der Urnengang für das Präsidents­chaftsamt.

Die PiS unter Parteichef Jaroslaw Kaczynski regiert seit Herbst 2015. Aufgrund der umstritten­en Justizrefo­rm hat die EU mehrere Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen die Regierung in Warschau laufen. Lange herrschte bei der Opposition, auch bei Organisati­onen, die den Protest auf die Straße trugen, eine resignativ­e Stimmung, schließlic­h führte die PiS auch in den Umfragen ohne Einbrüche.

Selbst auf dem Land bröckelt der Zuspruch für die Regierungs­partei

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