Defekte Herzklappe
Jeder Mensch hat vier Herzklappen. Wenn die Trikuspidalklappe undicht ist, fließt Blut von der rechten Kammer in die Vorkammer zurück.
Peter A. aus Viersen fragt: „Mein Hausarzt hatte mich wegen eines Herzgeräusches zum Kardiologen geschickt, der hat im Ultraschall eine leichte Trikuspidalklappen-Insuffizienz festgestellt und gesagt, da müsse man nichts machen. Aber was ist das überhaupt?“
Heribert Brück Die Trikuspidalklappeninsuffizienz wurde von uns Kardiologen lange Zeit stiefmütterlich behandelt, weil es kaum Möglichkeiten gab, etwas dagegen zu tun. Doch worum geht es überhaupt?
Das Herz besteht aus zwei Vorkammern und zwei Kammern, dazwischen befindet sich jeweils eine Herzklappe; außerdem gibt es je eine Herzklappe zwischen der Herzkammer und der jeweiligen Schlagader. Die Klappen zwischen Vorkammer und Kammer nennt man wegen ihres Aufbaus Segelklappen, die Klappen am Ausgang der Herzkammern sind sogenannte Taschenklappen. Zwischen linker Vorkammer und Kammer besteht die Klappe aus zwei Teilen und heißt Mitralklappe, hier fließt sauerstoffreiches Blut, das aus der Lunge kommt. In der rechten Vorkammer kommt das Blut aus dem Körper an, fließt dann über die dreiteilige Trikuspidalklappe in die Kammer und in die Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert wird.
Von einer Klappeninsuffizienz sprechen wir, wenn die Klappe nicht dicht schließt und weil im geschlossenen Zustand Blut zurückfließt. Bei einer Trikuspidalklappen-Insuffizienz fließt also Blut von der rechten Kammer in die Vorkammer zurück und muss bei der nächsten Herzaktion zusätzlich gepumpt werden.
Eine Insuffizienz kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Leichte Formen erfordern keine Konsequenzen und machen auch keine Beschwerden. Sind sie stärker, gilt es die Ursache herauszufinden. Manchmal herrscht in der Lungenschlagader ein zu hoher Druck, so dass die rechte Herzkammer größer wird und die Klappe nicht mehr korrekt schließen kann. Hier würde man das Herz mit Medikamenten entlasten.
Moderne Verfahren befinden sich im Erprobungsstadium
Besteht eine Entzündung der Herzklappe, bleibt oft nur die Operation. Wenn aus anderen Gründen eine HerzOP notwendig ist, wird man eine gleichzeitige Trikuspidalklappen-Insuffizienz ebenfalls korrigieren, dies geschieht in der Regel durch Einnähen eines Ringes und wird Klappenrekonstruktion genannt.
Neuerdings kann man diese Klappe durch einen Kathetereingriff behandeln. Dabei wird ein Band eingenäht, das dann die gleiche Funktion übernimmt wie ein Ring, nämlich die Klappe soweit zusammenzuziehen, dass sie wieder dicht schließt. Eine andere Möglichkeit ist, die Klappensegel mit Clips zusammenzuführen und den Rückfluss des Blutes zu begrenzen. Diese interventionellen Verfahren sind aber noch im Erprobungsstadium. Unser Autor Heribert Brück ist niedergelassener Kardiologe in Erkelenz.