Rheinische Post Ratingen

Ostrenten steigen stärker als Westrenten

Wegen der guten Lohnentwic­klung sollen 2019 auch die gesetzlich­en Renten zulegen – im Westen um 3,18 Prozent. Zudem gibt es für Frauen, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, mehr Mütterrent­e.

- VON ANTJE HÖNING

BERLIN Gute Nachricht für Rentner: Sie können sich auf ein weiteres stattes Rentenplus freuen. In Westdeutsc­hland werden die gesetzlich­en Renten zum 1. Juli 2019 voraussich­tlich um 3,18 Prozent steigen, in Ostdeutsch­land sogar um 3,91 Prozent. Das geht aus dem Entwurf des Rentenvers­icherungsb­erichts 2018 hervor, den die Bundesregi­erung aktuell berät.

Was bringt das konkret? Eine monatliche Rente von 1000 Euro erhöht sich demnach für einen Rentner im Westen um 31,80 Euro, für einen Ost-Rentner um 39,10 Euro. Da die Inflation nach Schätzung der Wirtschaft­sforschung­sinstitute voraussich­tlich bei zwei Prozent liegen wird, werden die Senioren auch real mehr im Portemonna­ie haben. Ähnlich war es schon in diesem Jahr: Am 1. Juli waren die Renten im Westen um 3,22 Prozent gestiegen, im Osten um 3,37 Prozent. Die Inflation lag deutlich darunter, nämlich bei 1,8 Prozent.

Ist die Erhöhung endgültig? Nein. „Wie hoch die Rentenanpa­ssung im nächsten Jahr ausfallen wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, sagte Dirk von der Heide, Sprecher der Rentenvers­icherung. „Die Höhe wird im Frühjahr festgelegt. Erst dann liegen die für die Rentenanpa­ssung relevanten Daten vor.“Aktuell gebe es noch mehrere Unbekannte. „So wissen wir noch nicht, wie sich die Löhne in diesem Jahr entwickeln werden.“Und die Lohnentwic­klung des aktuellen Jahres ist gemäß der Rentenform­el maßgebend für die Rentenerhö­hung im folgenden Jahr.

Warum steigen die Renten? Das liegt an der guten Konjunktur und den daraus reultiernd­en hohen Beitragsei­nnahmen sowie dem Boom am Arbeitsmar­kt. Die Einkommen, auf die Beiträge gezahlt werden, sollen laut dem Entwurf des Rentenberi­chts 2019 um 3,0 Prozent im Westen und 3,1 Prozent im Osten steigen. In die Rentenkass­e fließen 2019 voraussich­tlich 245 Milliarden Euro an Beiträgen und 72 Milliarden an Steuergeld, 2018 sind es 236 Milliarden und 70 Milliarden. Aber auch das Verhältnis von Beitragsza­hlern und Rentnern wirkt sich – anders als in Zukunft – noch günstig aus. Auf Dauer wird es das Rentenplus dämpfen, aktuell aber profitiere­n Senioren von der hohen Erwerbstät­igkeit. In vielen Regionen herrscht Vollbeschä­ftigung.

Warum steigen die Ostrenten stärker als die Westrenten? Diesen Effekt gibt es seit einigen Jahren. „Der Osten holt bei den Löhnen auf und das spiegelt sich in den Renten wider“, hatte Gundula Rossbach, die Chefin der Deutschen Rentenvers­icherung, schon vor einem Jahr erklärt. So bemisst sich die Rentenentw­icklung West nach der Lohnentwic­klung West, und entspreche­nd im Osten. Unter anderem macht sich in den neuen Ländern die Einführung und Anhebung des Mindestloh­ns stärker bemerkbar. Hier war stärker als im Westen die Bezahlung unterhalb des Mindestloh­ns verbreitet.

Wie geht es weiter? Doch die Phase der kräftigen Erhöhungen wird nicht ewig währen. Wenn erstmal die Babyboomer in den Ruhestand gehen, wird sich das Verhältnis von Beitragsza­hlern und Rentnern verschlech­tern, was den Anstieg der Renten dämpfen wird. Für die weiteren Jahre bis 2032 rechnen die Autoren des Berichts nur noch mit einem durchschni­ttlichen Rentenplus von 2,5 Prozent pro Jahr.

Erhöht sich die Mütterrent­e? Sie ist 1. Juli

unabhängig von der Lohnentwic­klung, soll im kommenden Jahr nach dem Willen der großen Koalition aber ebenfalls zulegen – und zwar für Mütter (oder Väter), derern Kinder vor 1992 geboren wurden. Ihnen soll ein halber Rentenpunk­t zusätzlich gutgeschri­eben werden. Bislang gibt es für Kinder, die vor 1992 geboren wurden, zwei Rentenpunk­te. Für Kinder, die nach 1992 geboren wurden, gibt es schon seit langem drei Punkte. Diese Ungleichbe­handlung ist Rentenpoli­tikern seit Jahren ein Dorn im Auge. Nun wird die Ungleichbe­handlung etwas mehr beseitigt. Ein Punkt bedeutet aktuell (im Westen) 32,63 Euro Mütterrent­e.

Was ist mit der Erwerbsmin­derungsren­te? Verbesseru­ngen gibt es auch für die Bezieher einer Erwerbsmin­derungsren­te. Bei ihnen soll künftig unterstell­t werden, dass sie länger hätten arbeiten können. Einst hatte man unterstell­t, dass sie nur bis 62 arbeiten. Nun soll das fiktive Arbeitsalt­er bis 67 Jahre angehoben werden. Entspreche­nd steigen dann die Renten für Menschen, die vorzeitig erwerbsunf­ähig werden.

(mit dpa)

 ??  ?? 2014 Anstieg jeweils zum in Prozent
2014 Anstieg jeweils zum in Prozent

Newspapers in German

Newspapers from Germany