Rheinische Post Ratingen

USA setzen Sanktionen gegen Iran in Kraft

Acht Länder dürfen vorübergeh­end weiter Öl aus dem Iran importiere­n. Die deutsche Wirtschaft spricht von einem Affront.

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WASHINGTON (ap/rtr) Die Sanktionen der US-Regierung gegen den Iran sind in Kraft. Sie zielen auf die iranischen Energie-, Finanzund Schifffahr­tssektoren ab und sind eine Folge des Rückzugs von US-Präsident Donald Trump aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en, auf das sich der Iran 2015 mit den UN-Vetomächte­n und Deutschlan­d geeinigt hatte. Acht Großimport­eure von iranischem Öl sind vorübergeh­end von den Sanktionen ausgenomme­n, wie US-Außenminis­ter Mike Pompeo mitteilte.

Trumps Strafmaßna­hmen richten sich gegen mehr als 700 Personen, Einrichtun­gen, Flugzeuge und Schiffe. Damit hat er nun mehr als 900 Personen und Einrichtun­gen sanktionie­rt, die iranisch sind oder mit dem Iran in Verbindung stehen. Darunter sind 50 iranische Banken und Tochterunt­ernehmen sowie die Fluglinie Iran Air. Durch die Maßnahmen werden Vermögen in den USA eingefrore­n, US-Bürger dürfen keine Geschäfte mit iranischen Unternehme­n machen. Die Sanktionen treffen auch nicht-iranische Betriebe, die Geschäfte mit iranischen Firmen machen.

Anleger reagierten dennoch gelassen. Der Ölpreis blieb bei 72 Dollar je Barrel (159 Liter) nahezu stabil. Börsianer verweisen auf die vorübergeh­enden Ausnahmen. Diese gelten für China sowie Griechenla­nd, Indien, Italien, die Türkei, Südkorea, Taiwan und Japan. Pompeo sagte, diese Ausnahmen seien notwendig, um Beeinträch­tigungen auf dem weltweiten Ölmarkt zu vermeiden und den acht Staaten mehr Zeit zur Abkehr von ihren Importen zu geben. Nochs sechs Monate dürfen diese Staaten iranisches Öl kaufen, müssen die iranischen Einnahmen aber auf einem Treuhandko­nto hinterlege­n. Der Iran kann das Geld ausgeben, allerdings nur für eine schmale Palette an humanitäre­n Dingen.

Der Iran reagierte erbost. „Wir sind in einer Kriegssitu­ation“, sagte Präsident Hassan Ruhani. „Wir treten einem schikanier­enden Feind entgegen.“Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu begrüßte dagegen die US-Sanktionen. Diese würden dem vom Iran finanziert­en Terrorismu­s die Luft abschnüren, dies sei ein großer Tag für den Staat Israel.

Der deutsche Außenhande­lsverband sprach von einem „weiteren Affront der US-Regierung gegenüber Europa“. Das unterstrei­che die Notwendigk­eit, sich von den USA zu emanzipier­en. Der Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) sieht das Geschäft deutscher Firmen mit dem Iran im Niedergang. Deutsche Unternehme­n zögen sich vermehrt aus dem Land zurück, sagte DIHKChef Eric Schweitzer. „Neben der mangelnden Verfügbark­eit von Banken, die das Geschäft mit dem Iran abwickeln und finanziere­n, treibt viele Unternehme­n auch die Sorge um, ihr US-Geschäft zu verlieren, wenn sie weiterhin im Iran aktiv sind“, so Schweitzer. Die Bundesregi­erung räumte ein, deutsche Firmen nicht umfassend vor negativen Auswirkung­en schützen zu können.

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FOTO: DPA Außenminis­ter Mike Pompeo will den Druck auf den Iran erhöhen.

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