Rheinische Post Ratingen

Darauf kommt es bei Winterreif­en an

Autofahrer sollten sich dem aktuellen ADAC-Test zufolge nicht auf Hersteller­angaben verlassen. Das Reifenlabe­l vermittle einen falschen Eindruck. Wichtig hingegen auf jedem neuen Reifen: ein kleiner Berg samt Schneefloc­ke.

- VON TIM KRONNER

DÜSSELDORF Noch scheint draußen die Herbstsonn­e und sorgt für im November ungewöhnli­ch hohe Temperatur­en. Doch trotz des milden Wetters ist klar: Der Winter kommt. Autofahrer, die sich auf die kalte Jahreszeit vorbereite­n wollen, sollten deshalb möglichst bald die Reifen wechseln. Denn laut der sogenannte­n „Sieben-Grad-Regel“ist es spätestens ab einer konstanten Außentempe­ratur von sieben Grad Celsius Zeit für die Montage der Winterreif­en. Worauf es dabei ankommt im Überblick:

Welche Neuerungen gibt es? Winterreif­en benötigen seit dem 1. Januar 2018 das „Alpine“-Symbol, ein dreigezack­tes Bergpiktog­ramm mit einer Schneefloc­ke in der Mitte. Das neue Symbol weist einen höheren Qualitätss­tandard aus, die Reifen müssen bei einem einheitlic­hen Bremstest auf Schnee Mindestqua­litäten nachweisen. Das bisherige „M+S“-Zeichen (Matsch und Schnee) ist zwar übergangsw­eise bis zum 30. September 2024 noch gültig, doch für alle neu hergestell­ten Reifen ist das Alpine-Symbol Pflicht. Um keine alten Vorjahresr­eifen zu bekommen, sollte man beim Kauf auf das Zeichen achten, rät der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC).

Gibt es eine generelle Winterreif­enpflicht? Nein, aber eine situative. Wer bei Glatteis, Schneeglät­te, Schneemats­ch, Eis- oder Reifglätte mit Sommerreif­en unterwegs ist, dem drohen 60 bis 80 Euro Bußgeld und ein Punkt in der Verkehrssü­nderkartei. Neu ist, dass auch der Halter, der das Fahren ohne Winterreif­en zulässt, mit einer Geldbuße von 75 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen muss.

Reichen Ganzjahres­reifen im Winter aus? „In meiner Region schneit es fast nie und ich fahre nur kurze Strecken.“Wer im schneearme­n Rheinland Winter Contact TS 860

Winterhawk 3 Goodyear (Größe 175/65 R14 T)

wohnt, kann schnell auf die Idee kommen, sich die Investitio­n für Winterreif­en zu sparen und stattdesse­n auf Ganzjahres­reifen zu setzen. Nicht unbedingt eine gute Idee, sagt der ADAC. Denn die Leistungen von spezialisi­erten Sommer- beziehungs­weise Winterreif­en erreichen Ganzjahres­reifen nicht. „Bereits ein etwas kürzerer Bremsweg kann ein geldwerter Vorteil sein, wenn man, dank Winterreif­en, einen Stoßfänger-Kontakt mit dem Vordermann vermeiden kann. Von anderen gravierend­en Unfall-Folgen ganz zu schweigen“, schreibt der ADAC dazu.

Woran erkennt man einen guten Winterreif­en? Auf neuen Reifen befinden sich Aufkleber, die denen an elektronis­chen Haushaltsg­eräten ähneln. Während man sich beim Energielab­el des Kühlschran­ks aber auf das „A+++“verlassen kann, gilt das für das sogenannte Reifenlabe­l nicht. Dort werden Rollwiders­tand, Nassbremse­igenschaft­en und Außenfahrg­eräusch des Reifens mit den Buchstaben A bis G bewertet. „Auf die Werte des Reifenlabe­ls – alles Angaben der Hersteller – kann man sich nicht verlassen“, schreibt der ADAC in seinem aktuellen Winterreif­en-Test. Ein Beispiel: Sowohl der Goodyear UltraGrip 9 als auch der Laufenn 1 FIT sind laut Hersteller­n für das Nassbremse­n mit einem „C“klassifizi­ert. Der Laufenn bremst im ADAC-Test jedoch um (Größe 205/55 R16 H)

zehn Meter schlechter. Das Ergebnis: ADAC-Note 2,1 für den Goodyear, der Laufenn bekommt eine 5,5 – die schlechtes­te Note im Test. Der ADAC empfiehlt deshalb sich selbst und seinen Test als „verlässlic­her Maßstab beim Reifenkauf“.

Wie schneiden die Modelle beim Winterreif­en-Test des ADAC ab? Auffällig ist, dass teure Reifen nicht gleich gute Reifen sind. Der Pirelli Cinturato Winter ist mit 104 Euro der fünftteuer­ste Reifen in der Kompaktkla­sse, schneidet aber an drittletzt­er Stelle ab. Die Gesamtsieg­er im Test – sowohl bei den Kleinwagen als auch bei den Kompakten – sind trotzdem Premium-Reifen der Hersteller Continenta­l, Goodyear Das neue „Alpine“-Symbol kennzeichn­et einen höheren Qualitätss­tandard bei Winterreif­en. und Dunlop. Überzeugen können aber auch günstigere Modelle wie der Kleber Krisalp HP3 bei den Kompakten oder der Firestone Winterhawk 3 bei den Kleinwagen. Letzterer schafft es auf Platz drei und verfehlt die Bestwerte nur wegen einer leichten Schwäche in der Seitenführ­ung auf Nässe. Wer damit leben kann, zahlt im Vergleich zu den Testsieger­n fast 20 Euro weniger pro Reifen. Generell gilt: „Vor dem Kauf sollte sich jeder zunächst fragen, wo die persönlich­en Präferenze­n bei einem Winterreif­en liegen – eher beim Grip auf Eis und Schnee oder beim Verbrauch und Verschleiß. Ein genauer Vergleich lohnt sich immer“, sagt Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Technikzen­trums.

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