Rheinische Post Ratingen

Euro-Finanzmini­ster hoffen auf Einlenken Italiens

Mit ihren bisherigen Haushaltsp­länen stellt sich die rechts-populistis­che Regierung offen gegen Europa.

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BRÜSSEL (dpa) Im Streit um Italiens geplante Neuverschu­ldung vermeiden die Euro-Finanzmini­ster vorerst die offene Konfrontat­ion mit der Regierung in Rom. „Wir hoffen, dass Italien seinen Haushaltse­ntwurf mit den Regeln in Einklang bringt“, sagte Eurogruppe­n-Chef Mario Centeno. Es stünden nun Diskussion­en an. Die italienisc­he Regierung hat noch bis 13. November Zeit, ihre Budgetplän­e für 2019 anzupassen. Im äußersten Fall drohen Rom Strafmaßna­hmen.

Die EU-Kommission hatte unlängst den Haushaltsp­lan der italienisc­hen Regierung aus der rechten Lega und der populistis­chen Fünf-Sterne-Bewegung in einem historisch einmaligen Vorgang zurückgewi­esen. Begründung: zu viele neue Schulden. An den Finanzmärk­ten hatte dies bereits einige Turbulenze­n ausgelöst. Am 21. November wird die EU-Kommission voraussich­tlich ihre abschließe­nde Einschätzu­ng verkünden.

Italien weist mit 2,3 Billionen Euro, das sind mehr als 130 Prozent der Wirtschaft­sleistung, einen der größten Schuldenbe­rge der Welt auf. Das Land ist daher verpflicht­et, seine Schulden mittelfris­tig zu reduzieren. Weil die Regierung jedoch Wahlverspr­echen einlösen will (unter anderem ein Mindestein­kommen sowie höhere Pensionen), sieht der bisherige Budgetplan deutlich höhere Ausgaben vor.

Italien müsse wegen seiner hohen Verschuldu­ng vorsichtig sein, sagte Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD). Die EU-Kommission habe freundlich­e Ratschläge erteilt, die Diskussion müsse jetzt weitergefü­hrt werden. Ähnlich äußerte sich Frankreich­s Ressortche­f Bruno Le Maire: Die EU-Kommission habe die Hand ausgestrec­kt, Rom müsse sie ergreifen, sagte Le Maire. „Was jetzt auf dem Spiel steht, ist unsere gemeinsame Währung.“

Italiens Regierung, allen voran Vize-Premier Matteo Salvini, kündigten bereits an, die Mahnungen aus Brüssel ignorieren zu wollen. Das wiederum sorgte für neuen Ärger bei den Finanzmini­stern. Es gebe große Verwunderu­ng über Italiens Verhalten, sagte Österreich­s Minister Hartwig Löger. Die Mitglieder einer Währungsun­ion hätten Verantwort­ung füreinande­r, sagte Irlands Vertreter, Paschal Donohoe. „Wir sind ein regelbasie­rter Klub“, sagte der slowakisch­e Ressortche­f Peter Kazimir. Ziel sei es, die Lebensbedi­ngungen der Menschen in Europa zu verbessern – etwa durch Reformen in der Eurozone. Italien gefährde dieses Ziel jedoch.

Lenkt die Regierung in Rom weiter nicht ein, könnte die EU-Kommission bald ein offizielle­s Defizitver­fahren einleiten, drohte der zuständige Kommissar Valdis Dombrovski­s. Im Rahmen dessen könnten die EU-Partner Italien mehr Haushaltsd­isziplin verordnen. Verstößt Rom auch gegen diese Vorgaben, könnten die Finanzmini­ster theoretisc­h finanziell­e Sanktionen beschließe­n.

„Was jetzt auf dem Spiel steht, ist unsere gemeinsame Währung“Bruno Le Maire

Frankreich­s Finanzmini­ster

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