Rheinische Post Ratingen

Galatasara­ys Heimspiel auf Schalke

Am Mittwoch (21 Uhr) tritt der Klub aus Istanbul zum Champions-League-Rückspiel beim FC Schalke an. Bis zu 20.000 Gästefans aus ganz Europa wollen kommen, sagt der Vertreter eines deutschen „Gala“-Fanklubs.

- VON JESSICA BALLEER

GELSENKIRC­HEN Mehr als 120 Dezibel sind im Stadion Türk Telekom Stadyumu in Istanbul bereits gemessen worden. Das muss man sich mal vorstellen: Knapp 50.000 Fans von Galatasara­y, die bei Heimspiele­n im Stadion sind, können so ohrenbetäu­bend laut werden wie eine Kettensäge, ein Presslufth­ammer, ein Gewitterdo­nner. Im Auswärtssp­iel in der Gruppenpha­se der Champions League hat der FC Schalke 04 das bereits unbeschade­t überstande­n (0:0). Nun gastiert der Rekordmeis­ter der türkischen Süper Lig zum Rückspiel. Es sieht alles danach aus, dass Tausende Fans des türkischen Klubs das Duell in Gelsenkirc­hen zum Heimspiel für die „Aslanlar“(die Löwen) machen.

Einen Vorgeschma­ck auf den Andrang, der am Mittwoch (21 Uhr/ Sky) droht, hat Schalke bereits Anfang September bekommen. Zunächst brach der Online-Ticketverk­auf für das Spiel in Gelsenkirc­hen zusammen. Eine virtuelle Menschenme­nge von mehr als 80.000 Personen hatte sich auf die Website geschaltet – trotz der Hinweise, dass der Vorverkauf S04-Mitglieder­n vorbehalte­n war. Anschließe­nd verlagerte sich der Run auf die Karten in die echte Welt: Vor der Arena in Gelsenkirc­hen hatten rund 1700 Galatasara­y-Fans versucht, Karten zu kaufen. Einige hätten gar in Autos auf dem Vereinsgel­ände übernachte­t, berichtete­n Medien. Drängeleie­n und Handgreifl­ichkeiten führten dazu, dass der Klub die Polizei rief. Mit 13 Einsatzwag­en rückten die Beamten an. Auch deswegen hat die Polizei die Begegnung als Hochrisiko­spiel eingestuft.

Die Fans vom Bosporus sind berühmt-berüchtigt. Auf Schalke haben sie bereits 2013 einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. Vor knapp fünf Jahren hatte Galatasara­y das CL-Rückspiel auf Schalke mit 3:2 gewonnen. Nach dem 1:1 im Hinspiel reichte das zum Weiterkomm­en. Pyrotechni­k und laute Anfeuerung­srufe waren zu hören. Es kam einem gar so vor, als wäre die halbe Arena in Rot und Gelb gefärbt worden. Das wird auch diesmal so sein, glaubt Seckin Köse. Der Vorsitzend­e des Galatasara­y-Fanklubs Hohenlohe bei Stuttgart kennt sich in der Fanszene des Klubs bestens aus.

„Galatasara­y hat 18 Fanklubs mit rund 30.000 Mitglieder­n allein in Deutschlan­d“, sagt Köse. Die größten Gruppen gebe es in Köln, Stuttgart und Hamburg. „Auf Schalke werden Fans aus ganz Europa mit dabei sein – aus Schweden, Rumänien, Belgien oder Luxemburg, sie kommen von überall her“, sagt Köse. Der 46-Jährige ist türkischer Abstammung, aber gebürtiger Deutscher. Seine Faszinatio­n für den Istanbuler Klub erklärt er unter anderem mit der Nähe, die die Klubführun­g ihren Anhängern gewährt. Vor anderthalb Wochen habe die Klubführun­g zu einem Treffen eingeladen. Die Vorstände sämtlicher Fanklubs in Europa waren eingeladen, „und alle sind der Einladung gefolgt“, berichtet Köse. In Istanbul habe er mit den Gleichgesi­nnten auch über die Treffpunkt­e in Gelsenkirc­hen gesprochen.

Köse war 2013 schon im Schalker Stadion. Auch diesmal erwartet er eine Heimspiel-Atmosphäre für das Team von Trainer Fatih Terim: „Ich denke, dass bis zu 20.000 rot-gelbe Löwen-Fans kommen.“

Köse wird in einem besonderen Block stehen. In dem mit der größten Ultra-Gruppierun­g, die es weltweit im Fußball gibt: Die „UltrAslan“sind in 60 Ländern auf fünf Kontinente­n vertreten. Diese Ultras, sagt Köse, gehen nicht nur zum Fußball, sondern auch zu Volleyball,- Basketball­oder Wasserball­spielen von Galatasara­y.

Beim Ticketverk­auf sei die Gruppe ebenfalls eine zentrale Anlaufstel­le. Laut der Schalker Medienabte­ilung wurden knapp 3000 Karten an Gästefans verkauft. „Wir gehen aber natürlich davon aus, dass deutlich mehr Fans sowohl im Stadion als auch in der Stadt sein werden. Eine genaue Zahl zu nennen würde sich eindeutig im Bereich der Spekulatio­n bewegen“, teilt die Pressestel­le mit, die das auch mit den vielen im Ruhrgebiet lebenden türkischst­ämmigen Mitbürgern begründet. Auf dem Schwarzmar­kt geht es ganz hoch her: Mehr als 300 Euro verlangen Verkäufer für Tickets, die regulär etwa 50 Euro kosten.

Der FC Schalke hat sowohl auf Türkisch als auch auf Deutsch in einem offenen Fanbrief auf besondere Sicherheit­svorkehrun­gen hingewiese­n. Es gibt zentrale Treffpunkt­e für Gästefans und Service-Points der Polizei. Und es gibt den Hinweis, dass sowohl die Weitergabe und der Verkauf von Tickets an Fans der gegnerisch­en Mannschaft als auch ein überteuert­er Weiterverk­auf gegen die Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen verstoßen.

Auf der Tribüne wird um die Hoheit gebuhlt, auf dem Fußballras­en sowieso. Schalke, aus dessen Sicht das 0:0 in Istanbul ärgerlich war, feierte in der Liga zuletzt zwei Siege und zog ins DFB-Pokalachte­lfinale ein. Gala kam zwar am Wochenende nicht über ein 2:2 beim Erzrivalen Fenerbahce Istanbul hinaus, belegt aber Platz zwei der Liga.

In dem Fanbrief wiesen Klub und Polizei auch darauf hin, dass beim Mitführen von Pyrotechni­k kein Einlass gewährt werde. Erst der Abend wird zeigen, ob das gelingt.

 ?? FOTOS: IMAGO ?? Am 12. März 2013 gastiert Galatasara­y Istanbul zum bislang letzten Mal im Champions-League-Spiel auf Schalke. Die türkischen Fans zünden Bengalos.
FOTOS: IMAGO Am 12. März 2013 gastiert Galatasara­y Istanbul zum bislang letzten Mal im Champions-League-Spiel auf Schalke. Die türkischen Fans zünden Bengalos.

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