Autos am Rhein von Amerika aus steuern
Die Firma EXCIT3D lädt zum Modellauto-Rennen in Düsseldorf ein. Teilnehmen kann jeder mit Internet-Verbindung.
In Kürze ist mit neuer Technologie ein Rekordversuch für das Guinness Buch geplant. Die Idee dazu: Drei Männer steuern ein Auto. Das Besondere dabei: Die drei lenken das Modellauto abwechselnd und aus großer Entfernung: „Es sollen Fahrer aus drei Erdteilen sein, die den Wagen über eine 20 Kilometer lange Strecke führen“, sagt Werner Koch, der Geschäftsführer der EXCIT3D GmbH. Genau genommen handelt es sich dabei um eine Anwendung des „Internet of Things“(Internet der Dinge), denn die Steuerung der Objekte erfolgt über den gesamten Globus in Echtzeit.
Neben dieser Neuheit beschäftigt sich das Unternehmen aus dem Solinger Gründer- und Technologiezentrum auch mit innovativen Lösungen und Beratungen zu 3D-Technologien wie 3D-Druck sowie mit der Virtual und Augmented Reality. Da kann der ferngelenkte Avatar dann auch ein Modellauto sein.
Bevor Koch eine Strecke und Kooperationspartner für den Weltrekord-Versuch findet, hat er mit Gamern aus Nordamerika und Mallorca schon einmal einen Rennkurs in Düsseldorf getestet: Ende November oder Anfang Dezember sollen an der Tonhalle in Düsseldorf vier bis sechs Modellfahrzeuge ihre Runden drehen. „Eine Woche lang wird es ein K.o.-System geben, bei dem immer nur der Beste weiterkommt“, sagt Rainer Martin, der bei EXCIT3D die Bereiche Forschung und Entwicklung betreut.
„E-Sports ist ein Riesenmarkt“, sagt der 38-Jährige. „Aber während die Gamer sich sonst in großen Hallen treffen und zu Drohnen beispielsweise Sichtkontakt halten müssen, nehmen sie bei uns von zu Hause aus teil.“Die Spieler wählen sich über eine Webseite ein und steuern Fahrzeuge der Firma Tamiya-Carson-Modellbau – entweder per Tastatur, Tablet, Controller oder Smartphone. Bei EXCIT3D gibt es aber auch schon Gestensteuerung. Die Solinger statten die Fahrzeuge mit Kamera und einem kleinen Modul aus dem 3D-Drucker aus, das über das LTE-Netz der Telekom Lenken, Gas geben und Bremsen in Echtzeit ermöglicht. „Wir haben einen realen Hintergrund gesucht, den man wiedererkennt“, sagt Rainer Martin über die Entscheidung für die Tonhalle mit Blick auf das Rheinufer. „Die Rennen könnten aber genauso gut auf der Radrennbahn Dorperhof stattfinden“, so Werner Koch.
Details für die Wettbewerbe werden in den nächsten Wochen festgelegt. Koch: „Wir sind auch dort an Kooperationen interessiert, denn wir wollen später nicht zwingend der Betreiber solcher Veranstaltungen sein.“Ihren Werbewert schätzt der 61-Jährige aber hoch ein: „Sie können eine Innenstadt beleben und per Internet in die ganze Welt übertragen werden.“
Und natürlich kann der „Wagen“auch ein rollender Schuh sein (wie in Düsseldorf zu Werbezwecken geplant), ein Überwachungs-, Löschoder Pflegeroboter. „Man kann die von uns eingesetzten Technologien und Komponenten für viele weitere Anwendungen nutzen“, sagt Martin. „Die Intelligenz autonomer Roboter reicht für solche Anwendungen noch lange nicht aus. Bei einem persönlich gesteuerten ,Dr. Avatar‘ im Operationssaal aber könnte sich der Top-Chirurg auf der anderen Seite der Welt aufhalten und trotzdem die OP leiten.“
EXCIT3D arbeitet an der schönen neuen Welt. In ihr kommt nicht nur der Düsseldorfer Rheinturm – zumindest als anderthalb Meter hohes Modell – aus dem 3D-Drucker, sondern steht auch ein Abbild der neuen Couch-Garnitur auf Knopfdruck im Wohnzimmer. Stichwort „Augmented Reality“: „Man braucht nur einen QR-Code im Prospekt und ein iPhone, mit dem man eine Website aufruft, ohne eine App herunterladen zu müssen“, erklärt Koch und holt sich einen Ritter in voller Rüstung in sein Büro. „So könnten demnächst in Schloss Burg Besucher das Mittelalter auferstehen lassen.“