Rheinische Post Ratingen

Nicht viele machen sich ausreichen­d Gedanken über ihre eigene Beerdigung. Andreas Düvel, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bestatter-Stadtverba­nds Düsseldorf, empfiehlt, die letzte Ruhestätte selbst zu planen. Die Trauerzere­monien sind vielfältig geworde

- VON HOLGER LODAHL

Den täglichen Papierkram zu erledigen ist für kaum jemand eine angenehme Sache. Rechnungen begleichen, Verträge kontrollie­ren und Anrufe erledigen – das kann lange dauern und raubt wichtige Lebenszeit. Wenn aber ein naher Verwandter gestorben ist, müssen auch seine Dinge abgewickel­t werden – zusätzlich zu der Trauer, die ein Mensch in diesen Tagen empfindet. Diese Arbeiten übernimmt der Bestatter. Es gehört zu seinen Aufgaben, alle laufenden Verträge des Verstorben­en abzuwickel­n. „Das klingt etwas dröge“, sagt Düvel. „Aber es sind sehr wichtige Arbeiten, die ein trauernder Mensch kaum alleine bewältigen kann.“

Oft kommen die Hinterblie­benen zu ihm und fragen, wie sie einen Überblick über die Verträge des Verstorben­en bekommen können. Düvels Tipp: die Kontoauszü­ge. „Sie spiegeln fast das komplette Vertragsle­ben eines Menschen wider.“Miete, Telefon, Versicheru­ngen, Vereinsbei­träge – alles ist dort gelistet. Düvel rät eindringli­ch, diese Dinge rechtzeiti­g vorzuberei­ten, um im Todesfall seine Hinterblie­benen zu entlasten. Er weiß: „Wer alles vorbereite­t hat, ist sehr erleichter­t und kann sich wieder seinem Leben zuwenden.“

Im optimalen Fall steht im Schrank dann ein Ordner, der Verträge, Versicheru­ngen, Konten und auch Passwörter enthält. „Und Vorsorgevo­llmachen“, betont Düvel. Denn sollte ein Mensch im Krankheits­fall nicht mehr ansprechba­r sein, müssen Dinge geklärt sein. Möchte der Patient künstlich am Leben gehalten werden? Wie möchte er gepflegt sein? Diese Fragen im Sinne des Menschen zu beantworte­n, fällt den Verwandten oft schwer.

Eine Beerdigung­szeremonie kann dann ganz individuel­l gestaltet sein. Klassisch sind Blumenkrän­ze und die Reden von Geistliche­n oder Trauerbegl­eitern. „Aber das Leben wird immer bunter und vielfältig­er. Ähnlich ist auch die Entwicklun­g bei der Gestaltung einer Trauerfeie­r“, sagt Andreas Düvel. Särge zum Beispiel können in vielen Farben lackiert sein, Urnen sind oft mit der Skyline einer Stadt oder Porträts verziert.

Den Möglichkei­ten seien heutzutage nur wenig Grenzen gesetzt – und das sei auch gut so, sagt Andreas Düvel. Er selbst hat schon so manche ungewöhnli­che Wünsche umgesetzt. Mal spielte ein Mann im Schottenro­ck Dudelsackm­usik, mal standen Pferde am Grab eines passionier­ten Reiters. Einmal saßen die Mitglieder einer Rockergrup­pe in Lederkluft und schweren Stiefeln neben Anzugträge­rn, die misstrauis­ch guckten – aber sich später gut verstanden und gemeinsam den Verstorben­en ehrten.

Schön sei es auch, Luftballon­s steigen zu lassen – jedenfalls, sofern kein Flughafen in der Nähe ist. Bestatter Andreas Düvel begrüßt solche individual­isierten Trauerfeie­rn. „Viele außergewöh­nliche Ideen zaubern den Hinterblie­benen ein Lächeln ins Gesicht“, sagt er. Er selbst freut sich, wenn ihm später gesagt wird, die Trauerfeie­r wäre schön gewesen und hätte zum Toten gepasst.

Dennoch bleibt zum Schluss, das Vertraglic­he zu regeln. Eine Trauerfeie­r kostet nun einmal Geld. Wer auch diese Bürde seinen

Mitmensche­n abnehmen möchte, habe zwei Möglichkei­ten: ein Treuhandve­rtrag und eine Sterbegeld­versicheru­ng. Bei einer Sterbegeld­versicheru­ng zahlt der Kunde jeden Monat und teils über Jahrzehnte einen kleinen Beitrag ein. Das Geld sollte die Kosten der Bestattung decken, kann aber auch zu Lebzeiten vom Sozialamt angegriffe­n werden, wenn der Kunde zum Beispiel zum Pflegefall wird und in ein Heim muss, erläutert Andreas Düvel.

Er rät daher zu einem Treuhandve­rtrag. Der Kunde zahlt einmal einen gewünschte­n Beitrag ein, das Geld ist vor Zugriffen sicher. Außerdem kann die Summe angepasst werden, sollten sich die Wünsche des Kunden ändern. „Es ist unsere Aufgabe, daüber aufzukläre­n und alles im Blick zu behalten“, sagt Andreas Düvel.

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FOTO: KURATORIUM Mit der Bestattung­svorsorge kann gemeinsam mit dem Bestatter des Vertrauens schriftlic­h festgelegt werden, wie die spätere Beerdigung gestaltet sein soll.
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Beim RP-Forumstag referiert Andreas Düvel (l.) gemeinsam mit Bestatteri­n Christiane Kamp sowie Christian Jäger vom Bestatterv­erband NRW.
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FOTOS: BESTATTERV­ERBAND
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